Vor dem Hintergrund des Preis- und Margenverfalls in der Branche beteiligt sich die Mercedes-Benz-Vertriebsorganisation Deutschland (MBVD) im kommenden Jahr am unternehmerischen Risiko des Pkw-Verkaufs ihrer Partner. Ein gemeinsam mit dem Hersteller ausgehandeltes neues Vergütungsmodell stand im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Verbandes des Mercedes-Benz-Vertreter am gestrigen Donnerstag in Berlin.
"Sollte die Wettbewerbssituation dazu führen, dass der Rohertrag für die Händler nicht oder nicht im notwendigen Maße erzielbar ist, sieht die Vereinbarung Ausgleichszahlungen seitens der MBVD vor", erklärte Verbandsvorsitzender Peter Ritter im Gespräch mit AUTOHAUS Online. Welche genauen Zielwerte hinter der Vereinbarung stehen, sagte er jedoch nicht.
Ob die Regelung Anwendung findet, ist abhängig von der Marktentwicklung: "Das Überschussmodell muss dann nicht greifen, wenn die Märkte greifen." Denn ob und wie viel die MBVD ihren Partnern zahlt, ist abhängig von der Ertragssituation der Mercedes-Benz-Vertreter insgesamt. So errechnen sich die individuellen Zahlungen an die einzelnen Partner auf Grundlage der für das gesamte Netz benötigten Summe. Ritter zeigte sich zufrieden mit der erzielten Vereinbarung: "Das ist eine entscheidende Weichenstellung. Das hat bislang kein Hersteller so gemacht."
"Handel bei der Erreichung seiner Ziele unterstützen"
Die MBVD unterstrich in einer Stellungnahme den Zusammenhang zwischen der geplanten Wachstumsoffensive im Pkw-Bereich und dem neuen Vergütungsmodell. "Die Wachstumsstrategie flankieren wir mit einem neuen Geschäftsmodell, um den Handel bei der Erreichung seiner Ziele zu unterstützen", teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Das neue Geschäftsmodell böte Anreize für Leistung, minimiere durch ein Ausgleichsmodell zum Geschäftsjahresende aber auch mögliche Ergebnisrisiken, so das Unternehmen.
Mit der Vereinbarung möchte die MBVD nach eigener Aussage sicherstellen, dass notwendige Investitionen für die Umsetzung der Volumenstrategie 2020 genannten Wachstumsoffensive ohne Verzögerung in Angriff genommen werden: "Mit dem Geschäftsmodell unterstützen wir den Mercedes-Benz-Handel und geben unseren Partnern unternehmerische Sicherheit." Gleichzeitig erteilten die Berliner einer Änderung ihrer Vertriebsstrategie eine Absage: "Wir stehen zum Agentensystem."
Unabhängig von der neuen Regelung ist aus Händlerkreisen zu vernehmen, dass die MBVD ihren Partnern aber bereits dieses Jahr mit Ausgleichszahlungen in Höhe von 20 Millionen Euro unter die Arme greift. (cfm)
Ulrich Soder
Klaus Philipp
Gerdi Hellmann
Michael Kühn