Unter Deutschlands Autofahrern werden Benziner wieder beliebter. Wie die diesjährige Autostudie der Targobank zeigt, würden 30 Prozent der Befragten dem Ottomotor beim nächsten Fahrzeugerwerb den Vorrang geben. Zum Vergleich: 2022 waren es nur 22 Prozent. Dazu passt, dass 65 Prozent (plus fünf Prozent) das ab 2035 geplante Verbrennerverbot in der EU ablehnen.
"Die Verkehrswende oder Entscheidungen wie das Verbrennerverbot treiben nicht nur den Handel um, sondern auch die Autofahrerinnen und Autofahrer. In der aktuellen Befragung war die Renaissance des Benziners eines der überraschendsten Ergebnisse", sagte Markus Häring, Chef der Targobank Autobank, am Montag in Düsseldorf. Möglich sei, dass aktuelle Diskussionen um das Aus für Verbrennungsmotoren, E-Fuels und die Verfügbarkeit von E-Auto-Ladestationen diese Entwicklung begünstigt hätten.
Mit Blick auf das eigene Geschäft sei dies noch nicht merklich spürbar, betonte Häring: "Der Anteil an E-Auto-Finanzierungen war bei uns 2022 konstant zum Vorjahr." Die Targobank Autobank habe zum Ziel, den Wandel zu nachhaltiger Mobilität zu unterstützen und biete deshalb passgenaue Finanzierungen für jede Antriebsart sowie alternative Mobilitätslösungen wie Auto-Abos an.
Weiteres Ergebnis der Untersuchung: Das Interesse an alternativen Antrieben nimmt im Vergleich zum Vorjahr deutlich ab. So planen nur noch knapp 36 Prozent der Befragten beim nächsten Autokauf einen Umstieg, das entspricht einem Rückgang um sieben Prozent. Weniger gefragt sind vor allem Hybridautos, deren Anteil um vier Prozent auf 18 Prozent sinkt. Leicht rückläufig ist auch die Beliebtheit von reinen E-Autos (16 Prozent) und Diesel-Pkw (zehn Prozent). Jeder fünfte Befragte ist bezüglich des Antriebs noch unentschlossen.
Öko-Image von Elektroautos bröckelt
Laut Studie schwindet auch das Öko-Image von Elektrofahrzeugen seit 2016 kontinuierlich: Nur noch 39 Prozent der Befragten halten Stromer pauschal für umweltfreundlicher als Verbrenner (minus fünf Prozebt). Im Vergleich zu Verbrennungsmotoren der neusten Generation sind sogar 66 Prozent (plus fünf Prozent) der Meinung, dass E-Autos keine umweltfreundlichere Alternative darstellen.
Die Bedenken gegen die Technik liegen zum Teil in Nachhaltigkeitsaspekten begründet: Wie im Vorjahr bemängeln 57 Prozent die Umweltschädlichkeit der Akkus, 49 Prozent (plus zwei Prozent) deren begrenzte Lebenszeit. 63 Prozent führen als Argumente gegen den Kauf eines E-Autos das zu gering ausgebaute Ladesäulennetz, 66 Prozent (plus zwei Prozent) die zu geringe Reichweite an. Für 64 Prozent (plus vier Prozent) spricht der vergleichsweise hohe Anschaffungspreis dagegen ein E-Auto.
Hybridfahrzeuge bieten für die Mehrheit einen guten Kompromiss aus geringer Umweltbelastung und Reichweite – dennoch sinkt auch hier die Zahl der Befürworter: Nur noch 57 Prozent (minus zwei Prozent) halten diesen Antrieb für eine gute Alternative.
Kurt Nürnberg