Der internationalen Vergleich belegt: Die Standzeiten von Gebrauchtwagen sind in Deutschland zu lang. Wie aus der am Mittwoch vorgestellten Studie "Optimierung im GW-Management" des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) und der Dekra hervorgeht, stehen Gebrauchtwagen im deutschen Fabrikatshandel mit durchschnittlich mehr als 110 Tagen teilweise doppelt so lange auf den Höfen wie in anderen europäischen Märkten. So lägen etwa die durchschnittlichen Standzeiten in Großbritannien bei 45, in den Niederlanden bei 77 Tagen.
Nach Auffassung von IFA-Leiter Willi Diez ist eine weitere Optimierung der Gebrauchtwagenprozesse von der Hereinnahme bis zum Verkauf notwendig. Als häufige Schwachstellen nennt die Studie die fehlende abteilungsbezogene Abrechnung von Erlösen und Kosten, die mangelhafte organisatorische Trennung zum Neuwagenbereich und die zu starke Dezentralisierung bei filialisierten Händlern. Auch sei eine mangelnde Eingangsqualifizierung und Verkaufsorientierung der GW-Verkäufer sowie eine hohe Mitarbeiterfluktuation feststellbar. Die Schwachstellen hängen laut Diez oft damit zusammen, dass die Geschäftsführung dem Gebrauchtwagen-Geschäft nur eine untergeordnete Bedeutung beimisst.
Das IFA rechnet damit, dass der GW-Markt 2010 nach dem Auslaufen der Abwrackprämie in etwa das Niveau des Vorjahres erreichen wird. Gestützt werde der Markt durch das derzeit niedrige Preisniveau: So sind die Preise im vergangenen Jahr um 3,1 Prozent gesunken. Andererseits treffe die voraussichtlich steigende Arbeitslosigkeit potenzielle Gebrauchtwagenkäufer besonders stark, hieß es.
Der deutsche Gebrauchtwagenmarkt war 2009 zum vierten Mal in Folge gesunken auf nur noch 6,01 Millionen Besitzumschreibungen. Gegenüber dem Jahr 2008 bedeutete dies einen Rückgang um 1,6 Prozent. (se)
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Sonja Pfotenhauer