Seit Monaten werden die Neufahrzeuge der Stellantis-Marken nicht mehr angeliefert. Die Händler sollen sie abholen. Während einige Händler berichten, dass sie ihre Fahrzeuge ohne Schwierigkeiten bekommen haben, klagen andere darüber, dass bereits bezahlte Neuwagen mehr als einen Monat auf diversen Lagerplätzen ohne Auskünfte waren und diese auch nicht mit eigenen Transportaufträgen übernommen werden konnten. Es fehlen auch Fahrzeuge, die aus verschiedenen Gründen Ende vergangenen Jahres 2022 zugelassen werden sollten. Die Kunden beschweren sich mittlerweile massiv. Ein Händler berichtet: "Ich habe schon mehrere Anwaltsschreiben im Haus." Von anderen ist zu hören, dass Kunden vom Hersteller wegen der Zufriedenheitsbefragung angeschrieben wurden, obwohl sie ihr Auto noch gar nicht erhalten haben. Nach Informationen aus Händlerkreisen lehnt Opel eine Aussetzung der Zufriedenheitsbefragung aber strikt ab.
Liquiditätsvorteil für Opel
Aufgrund einer EDV-Umstellung ist seit längerem keine geordnete und strukturierte Neuwagendisposition und keine Verkaufsmeldung möglich. Die Händler laufen deswegen zunehmend in den Credit Check bei den Stellantis-Banken. Das bedeutet Belieferungssperre, weil sehr viele Fahrzeuge dem Handel zwar berechnet und fakturiert werden und somit die Kreditlinien ausgeschöpft werden. Weil die Fahrzeuge aber zum Teil Monate im Werkslager stehen und nicht an die Kunden übergeben werden können, muss der Händler die Zinsen an die Stellantis-Bank bezahlen, obwohl er das Auto gar nicht hat. Aus der Handelsorganisation heißt es, dass die Handelspartner aktuell durchschnittlich mit einem sechsstelligen Betrag in Vorleistung getreten sind. Auch siebenstellige Zahlen sind keine Seltenheit. Opel verschafft sich damit Liquiditätsvorteile zulasten der Händler.
Verkäufer fühlen sich in Steinzeit versetzt
Hinzu kommt, dass es zumindest bei einigen keine Rückvergütung für selbst beauftragte Logistikabwicklungen seit September 2022 gibt, obwohl die Frachtkosten in den Neuwagen-Rechnungen zum Beispiel bei Opel berechnet werden. Jetzt kündigt Opel neue Vertriebsmassnahmen an, für die der Händler sich aber für eine bestimmte Zahl von Zulassungen schriftlich verpflichten soll. Da riss einem Händler die Hutschnur. Er beschwerte sich bei Opel und bei unserer Redaktion: "Die ständigen Szenarien für Zulassungsplanungen des Distriktleiters ohne Verfügbarkeit für bereits bezahlte Neufahrzeuge sind unzumutbare Geschäftspraktiken von Stellantis."
Auch bei den anderen Stellantis-Marken ist zu hören, dass die Verkaufsaktionen in den Systemen nicht stimmen. Zulassungen und Garantieanmeldungen können teilweise in den neuen Systemen nicht gemacht werden. Bei der Bearbeitung von Lead Anfragen oder Kundenangeboten fühlen sich Verkäufer in die Steinzeit zurückversetzt. "Und man hat leider das Gefühl, dass das in der Zentrale keinen interessiert." Auch auf Anfrage von AUTOHAUS hat Stellantis nicht Stellung bezogen.
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