Die Abgasaffäre bei Volkswagen wird für die deutsche Skoda-Organisation zur großen Belastungsprobe. Anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung des Verbands der Deutschen Skoda-Vertragspartner (VDS) übten der Handel und Importeur deshalb demonstrativ den Schulterschluss. "Die Abgas-Thematik hat uns bis ins Mark erschüttert. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir zusammen den Turnaround schaffen", sagte der VDS-Vorsitzende Thomas Peckruhn am vergangenen Samstag in Hamburg. Die Voraussetzungen, das Kundenvertrauen zurückzugewinnen, seien gut. "Wir haben eine starke Marke, wettbewerbsfähige Produkte und moderne Showrooms."
Auch Imelda Labbé, Geschäftsführerin von Skoda Auto Deutschland (SAD), appellierte an das Miteinander angesichts der "Komplexität der Herausforderung": "Nur gemeinsam können wir die Krise bewältigen." Bei der Aufklärung des Skandals rund um manipulierte Abgaswerte beim Dieselmotor EA 189 und den Unregelmäßigkeiten bei CO2-Werten sei der Volkswagen-Konzern auf einem guten Weg.
Die SAD-Chefin sagte den Händlern Unterstützung zu: "Wir werden Sie nicht im Regen stehen lassen." Die Managerin versprach eine "offensive Informationspolitik – wenn wir alle Fakten kennen". Der Importeur stehe in intensivem Dialog mit den Partnern. Einige Verkaufsfördermaßnahmen seien bereits gestartet, weitere würden folgen. Labbé betonte, dass die technischen Nachbesserungen ausschließlich über die Vertragswerkstätten erfolgen würden. Skoda Deutschland stellte sich mit seiner kompletten Führungscrew, darunter auch der neue Vertriebsleiter Stefan N. Quary, den Fragen der über 300 anwesenden Händler.
Gegen Händlerbeteiligung
Peckruhn pochte auf das Verursacherprinzip. Die Verantwortlichen der Krise seien bei Volkswagen zu suchen. Als falschen Fingerzeig wertete er daher eine übliche, vom Importeur geplante Händlerbeteiligung. Die Autohäuser müssten schließlich auch den administrativen Aufwand schultern. Jochen Schandert, Arbeitskreissprecher Vertrieb und Marketing, empfahl seinen Kollegen, das Personal in Sachen EA 189-Motor umfassend zu informieren und den Fahrzeugbestand dahingehend zu überprüfen. Sinnvoll sei auch der Einsatz eines Mitarbeiters, der alle Kundenanfragen zu dem Thema zentral bearbeitet.
Grundsätzlich sitzt Skoda in Deutschland fest im Sattel. Per Ende Oktober kam die größte Importmarke auf 151.562 Neuzulassungen – bei gleichzeitig rückläufigen Graumarktgeschäften. "In Summe können wir mit 2,8 Prozent Wachstum zufrieden sein", sagte Peckruhn. Modellseitig habe der neue Superb eine "goldene Zukunft". Auch Octavia und Fabia böten noch viel Potenzial. 2016 sollen auch ein aufgewerteter Rapid, ein neuer Roomster sowie der Ausbau der SUV-Palette das Wachstum anschieben.
Weiterhin positiv läuft aus Sicht des VDS die Umgestaltung der Autohäuser auf die neue Skoda-CI. Peckruhn: "Das ist ein Riesen-Kraftakt für uns, aber um den Auftritt beneidet uns die gesamte Branche." Laut SAD sind bereits 260 Betriebe umgerüstet. Trotz der großen Investitionen liege die Händlerrendite auf dem hohen Niveau des Vorjahres, unterstrich der Verbandschef.
Der VDS stellte die konsequenten Verbesserungen bei Systemen und Prozessen in den vergangenen Jahren heraus. Lobende Worte fanden unter anderem die Entwicklungen beim Dispo-Shop, dem Verkäuferarbeitsplatz "Sarah" und der Produkteinplanung. Kritisch sieht der Verband dagegen den zunehmenden Aktionismus bei der Verkaufsförderung. "Das ist zu viel. Wir brauchen Vertrauensmaßnahmen, die der Kunde auch wirklich versteht", erklärte Schandert. Mit Blick auf die Abgasproblematik brachte er eine Eintauschaktion auf Euro-6-Fahrzeuge ins Spiel. Handlungsbedarf gebe es nach wie vor bei Lieferzeiten und -treue sowie der Vorführwagenprämie.
Mehr Qualität im Service
Ungeachtet der aktuellen Herausforderungen will Skoda Deutschland die großen strategischen Themen nicht vernachlässigen. Neben dem Start der Großkundenleistungszentren gehört auch die Professionalisierung im Service dazu. Labbé: "Das ist das Zukunftsgeschäft, das hat gigantisches Potenzial." Sie zeigte deshalb wenig Verständnis für die Forderung des Handels, die für 1. Januar 2016 geplanten Service-Standards auszusetzen. Aus VDS-Sicht ist vor allem der damit verbundene Personal- und Schulungsaufwand problematisch. Diesen könnten gerade kleinere Skoda-Betriebe nicht stemmen, hieß es. Bis zuletzt rang der Arbeitskreis Service um die Sprecher Günther Rube und Christian Mette mit dem Importeur um Verbesserungen und konnte einige Vorgaben abmildern.
Auf der Wunschliste der Autohäuser für das kommende Jahr steht die Konzentration auf das Kundengeschäft ganz oben – bekanntermaßen die ureigene Stärke der Skoda-Mannschaft. Audits und Zertifizierungen sollten deshalb auf das Nötigste zurückgefahren werden. SAD kündigte an, "mit Augenmaß" vorzugehen. Schulungen sollten dezentral und damit näher beim Handel angeboten werden, so der Verband weiter. Kersten Borst, Sprecher des Arbeitskreises Betriebswirtschaft, sagte: "2016 wird sicherlich kein leichtes Jahr". Er verwies auf die Möglichkeit sinkender Neuwagenerträge, eines Wertverfalls bei Gebrauchtfahrzeugen und Leasingrückläufern sowie fehlender Werkstattaufträge im Zuge des Abgasskandals. Den Handel treibe auch die Angst vor Ratingabstufungen und Risikoabschlägen der Banken um. Noch unklar seien zudem die Punkte Abrechnung der Arbeiten zu reellen Kundenverrechnungssätzen und Ersatzmobilität der Kunden. Negative Folgen für die Kundenzufriedenheit seien vorprogrammiert. Borst regte an, den ohnehin fraglichen CSS-Bonus bei allen Partnern auf erfüllt zu stellen: "Das wäre ein Zeichen in die richtige Richtung." (rp)
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