Ausgabe 19/2009: Rote Karte

Kurzfassung1. „Jagd oder Fischerei“ sowie betriebliche Aufwändungen für „ähnliche Zwecke“ anlässlich von Fahrzeugpräsentationen und somit auch die Veranstaltung von Golfturnieren werden von der Finanzverwaltung nicht als Betriebsausgaben akzeptiert.2. Ist der Autohändler nicht der Veranstalter des Golfturniers und zahlt auch nicht das Greenfee, so sollten die Kosten für die Fahrzeugpräsentation samt angemessener Bewirtung nicht unter dieses Abzugsverbot fallen.3. Im Einzelfall ist die Grenzziehung sicher schwierig und streitig und in der Praxis oftmals der Abzug der Aufwändungen vom Zufall abhängig.Rote Karte Pkw-präsentation E Finanzverwaltung akzeptiert Veranstaltung von Golfturnieren nicht als Betriebsausgaben. Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner WPGDer Wettbewerb um die Kunden im oberen Preissegment wird auch wegen der Wirtschaftskrise immer härter. Deshalb wird es dann auch immer wichtiger, die Ware dem Kunden möglichst „hautnah“ zu präsentieren. Also muss sich der Autohandel auch gute Repräsentationsmöglichkeiten verschaffen und keine Gelegenheit ungenutzt lassen.Was die örtliche Gewerbeschau für die Masse der Kunden an hautnahem Erlebnis ermöglicht, ist im oberen Preissegment nur mit individuelleren Lösungen erreichbar: Autoschau anlässlich einer Segelregatta, Veranstaltung eines Golfturniers mit Fahrzeugpräsentation und dergleichen z. B. mit Einladungen zu Ballonfahrten etc. Ob die damit zusammenhängenden Kosten steuerlich als Betriebsausgaben abzugsfähig sind, entwickelt sich immer wieder zum Streitpunkt. Besonders wenn man die meist peniblen finanzamtlichen Kontrollen bei Arbeitnehmern betrachtet, wenn es um den Abzug von beruflichen Werbungskosten geht, ist verständlich, dass auch so mancher Finanzbeamte neidisch auf die Betriebsausgaben blickt. Aber auch der Gesetzgeber hat diese Problematik gesehen und ganz allgemein geregelt, dass Aufwändungen „für die Lebensführung, die die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung des Steuerpflichtigen mit sich bringt, auch wenn sie zur Förderung des Berufs oder der Tätigkeit des Steuerpflichtigen erfolgen“, steuerlich nicht den Gewinn mindern dürfen. Doch nun unterstellen wir einmal, dass der Unternehmer, nämlich der Steuerpflichtige, selbst nicht Mitglied in dem Golfklub ist, bei dem die Repräsentationsveranstaltung stattfindet, selbst keinen Ballon sein Eigen nennt und bei der Veranstaltung der Segelregatta sich persönlich ausschließlich um die Repräsentation seiner hochpreisigen Fahrzeuge kümmert. Damit könnte also der Nachweis gelingen, dass die Aufwändungen beim Steuerpflichtigen in keiner Weise privat mit veranlasst sind, demnach doch als Betriebsausgaben abzugsfähig sein müssten? Jagd und Fischerei …Das Gesetz hat die Abgrenzung betrieblicher Veranstaltungen mit Betriebsausgabenabzug von gesellschaftlichen Annehmlichkeiten für eine gehobene Lebensführung ohne Betriebsausgabenabzug wie folgt zu trennen versucht: Es sind ausdrücklich „Aufwändungen für Jagd oder Fischerei, für Segeljachten oder Motorjachten sowie für ähnliche Zwecke und für die hiermit zusammenhängenden Bewirtungen“ nicht abzugsfähig. Und natürlich haben es die „ähnlichen Zwecke“ nun in sich: So hat die Oberfinanzdirektion Hannover mit Verfügung vom 20. 5. 2009 angeordnet, dass Veranstaltungen von Golfturnieren durch Automobilvertragshändler auch in diese Kategorie nicht abzugsfähiger Ausgaben fallen. Dabei stellt die Finanzverwaltung fest, dass die Ausrichtung der Golfturniere durch Automobilhändler zwar insbesondere den Interessen von potenziellen Käufern von Pkw der Luxusklasse entsprechen soll und den Dialog mit solcher Kundschaft aufbauen und fördern wird. Doch unter Berufung auf die Rechtsprechung betont die Finanzverwaltung, dass unter dieses Abzugsverbot bei Aufwändungen für „ähnliche Zwecke“ insbesondere Ausgaben für Zwecke sportlicher Betätigung, der Unterhaltung von Geschäftsfreunden, der Freizeitgestaltung oder der Repräsentation fallen. So hat auch das niedersächsische Finanzgericht die Aufwändungen eines Immobilienmaklers für ein Golfturnier als nicht abzugsfähige Betriebsausgabe gesehen. Damit aber sind auch die mit Golfturnieren in Zusammenhang stehenden Aufwändungen für die Bewirtung – so ja ausdrücklich der Gesetzestext – vom Abzugsverbot betroffen. Schädlicher SachverhaltDieser Erlass der Finanzverwaltung Hannover spricht ausdrücklich davon, dass die Vertragshändler als Veranstalter der Golfturniere nicht nur die Auswahl und Einladung der Teilnehmer übernehmen, sondern auch die Platzbuchung und die Platzgebühren sowie die Kosten für die Fahrzeugpräsentation und für kleinere Geschenke und der Bewirtung vor Ort tragen. Dabei werden oftmals von den Automobilherstellern die Kosten für hochwertige Sachpreise, Platzausstattung und Werbetafeln übernommen. Die Kosten für solch eine Ausrichtung eines Golfturniers sind somit insgesamt nicht abzugsfähige Betriebsausgaben. Auch wenn die anfallende Bewirtung bei der Präsentation der Fahrzeuge noch im angemessenen Umfang wäre, teilt sie das Schicksal der gesamten Veranstaltung. Damit bleibt die Frage offen, in welchem Umfang sich ein Automobilhändler an den Kosten der Fahrzeugpräsentation mit Annehmlichkeiten für die potenziellen Kunden beteiligen darf, um nicht unter dieses Abzugsverbot zu fallen. Keinesfalls sollten also die Platzgebühren, also das Greenfee, für die Golfer übernommen werden und am besten auch nicht das Autohaus offizieller Veranstalter des Turniers sein. Ist das Autohaus nicht Veranstalter, fällt es zumindest nicht schon vom Wortlaut her unter diesen Erlass, der die „Veranstaltung von Golfturnieren durch Automobilvertragshändler“ negativ regelt. Auch kann mit der Repräsentation der Fahrzeuge eine „angemessene Bewirtung“ übernommen werden, hierfür hat der Gesetzgeber ausdrücklich vorgesehen, dass für die „gesellschaftliche oder private Mitveranlassung“ 30 % der Bewirtungsaufwändungen nicht abzugsfähig sind, die darüber hinausgehenden Kosten, die aus geschäftlichem Anlass getätigt worden sind, jedoch abzugsfähig sind. Im Einzelfall wird es wohl oftmals vom jeweiligen Prüfer des Finanzamtes abhängen, wie weit die Aufwändungen des Autohändlers noch „als angemessen“ anzusehen sind. Einer „Neiddebatte“ ist in diesem Punkt natürlich Tür und Tor geöffnet!Michael Böhlk-LankesRechtsanwalt, Steuerberatermuc@raw-partner.deKommentarNatürlich wollte der Gesetzgeber mit dem Abzugsverbot für bestimmte Repräsentationsaufwändungen verhindern, dass sich steuerpflichtige Unternehmer wechselseitig etwas Gutes tun und mit den Aufwändungen ihre jeweilige Steuerlast senken. Entscheidend ist, dass die Rechtsprechung die Veranstaltung von Golfturnieren jedenfalls auch unter dieses gesetzliche Abzugsverbot für Betriebsausgaben einordnet und den Repräsentationskosten für Jagd, Fischerei, Segeljachten und Motorjachten gleichstellt. Das Gleiche gilt übrigens auch für sonstige sportliche Veranstaltungen, die allerdings oftmals deswegen nicht so im Fokus der Finanzverwaltung stehen, da die Kosten für den Golfsport mit Übernahme der Start- und Greenfee-Kosten im Verhältnis zu anderen Sportaktivitäten doch relativ hoch sein können. Hinzu kommt aber noch, dass nach einer Abstimmung der Finanzverwaltung auf Bund-Länder-Ebene für die Veranstaltung von Golfturnieren durch Automobilvertragshändler ausdrücklich der Sponsoringerlass, der zum Teil die Abzugsfähigkeit von Aufwändungen positiv regelt, nicht anwendbar ist. Die Veranstaltung von Golfturnieren durch Automobilvertragshändler hat damit von der Finanzverwaltung die Rote Karte erhalten. Der aktuelle BuchtippErwin Wagner: Kundenbindung in Autohaus und WerkstattBestehende Kunden zu halten ist billiger, als neue zu gewinnen. Wie Sie das Thema Kundenbindung konkret in Ihrem Autohaus oder Ihrer Werkstatt angehen, erfahren Sie in diesem neuen Buch von Branchenkenner Erwin Wagner.Softcover DIN A5, durchgehend farbig | 88 Seiten | 1. Auflage 2009 | Bestell-Nr. 164. Zu bestellen unter www.auto-business-shop.de

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