Jetzt hat die CSU ihre Pkw-Maut für Ausländer – vorerst aber nur auf dem Papier des Koalitionsvertrags. Noch sind viele Fragen zur umstrittenen Vignette offen. Auch die: Wie wird die Pkw-Maut die Kfz-Branche treffen? Drohen etwa hohe Zusatzkosten und bürokratischer Mehraufwand für die Autohändler? AUTOHAUS hat im In- und Ausland nach Antworten gesucht.
Das Deutsche Kfz-Gewerbe (ZDK) lehnt die Autobahngebühr bekanntlich ab, will sich zu möglichen Belastungen für die Branche vorerst aber nicht äußern: "Spekulationen über mögliche Details verbieten sich", heißt es in Bonn. Die Forderungen des Verbandes würden über das ZDK-Hauptstadtbüro in Berlin an die zuständigen Verkehrspolitiker sowie über die Kfz-Landesverbände und Innungen an zahlreiche Abgeordnete herangetragen.
Eine CSU-Sprecherin in München erklärte auf Anfrage, dass es jetzt Aufgabe des Gesetzgebers im Bundestag sei, die Pkw-Maut auszugestalten. Nach bisherigen Angaben soll ein Maut-Gesetz im kommenden Jahr verabschiedet werden. Noch hat die Branche also Zeit, auf die Umsetzung Einfluss zu nehmen.
Kostenneutralität entscheidend
Entsprechend gelassen sieht der bayerische Kfz-Präsident Klaus-Dieter Breitschwert die aktuelle Diskussion: "Warten wir die Umsetzung der Maut ab. Papier kann sehr geduldig sein. Wenn es – wie von der Politik versprochen – zu keiner Verteuerung der Mobilität kommt, sehe ich keine Auswirkungen auf den inländischen Markt und man kann als Branche mit gutem Gewissen keine Argumente dagegen finden", sagte er gegenüber AUTOHAUS. Es müsse nun dafür gesorgt werden, dass eine Maut-Lösung kostenneutral für die Autofahrer und den Kfz-Handel umgesetzt werde.
Breitschwert verwies auf den schwarz-roten Kompromiss in Sachen Pkw-Maut: "Der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD besagt eindeutig, dass 'kein Fahrzeughalter in Deutschland stärker belastet' werden wird. Die Maut soll 'einen angemessenen Beitrag der Halter von nicht in Deutschland zugelassenen Pkw erheben (Vignette)'." Nach der Lesart wären von deutschen Händlern angemeldete Vorführwagen von der Gebühr ausgenommen.
Trotzdem: Fahrzeuggebundene "Pickerl" bei Vorführ- und Ersatzwagen sowie steigender Verwaltungsaufwand können dem Autohandel zusetzen. Das macht ein Blick über die Landesgrenzen deutlich. In Österreich beispielsweise muss für Autobahnen und Schnellstraßen seit 1997 Nutzungsentgelt entrichtet werden. Die Vignette wird von innen an der Windschutzscheibe fest angebracht. Die Preise sind gestaffelt, die Jahresvignette 2014 kostet 82,70 Euro.
Österreichische Sonderlösung
Nach Auskunft des "Bundesgremiums des Fahrzeughandels" wurden die Kosten für den österreichischen Autohandel vor Einführung der Maut kontrovers diskutiert. Als Sonderlösung konnte durchgesetzt werden, dass die Vignette für Probefahrtautos mit blauem Kennzeichen, das für verschiedene Wagen benutzt werden kann, nicht festgeklebt, sondern nur sichtbar ausgelegt werden muss – und so für mehrere Autos mit blauem Kennzeichen verwendet werden kann. Für normal zugelassene Fahrzeuge benötigt der Händler festklebende Vignetten. Die Kosten dafür werden in der Regel nicht an den Kunden weitergegeben, sondern als Zusatzleistung verschenkt.
Bernardo Attesi
Claudia
Albert Vetterl
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