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Osterloh: VW will Zukunftspakt in Tarifvertrag regeln

14.09.2016 16:22 Uhr
Osterloh: VW will Zukunftspakt in Tarifvertrag regeln
VW will seinen Zukunftspakt bis Ende Oktober über einen neuen Tarifvertrag regeln.
© Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Der Reformbedarf bei der kriselnden VW-Kernmarke ist hoch. Erstmals nun nimmt der Zukunftspakt, der die Wende bringen soll, Konturen an. Er soll Tarifvertragstatus haben. Auch das Wort "Personalreduzierung" fällt erstmals.

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Der kriselnde Volkswagen-Konzern will seinen Zukunftspakt für die grundlegende Neuaufstellung der renditeschwachen Kernmarke bis Ende Oktober über einen neuen Tarifvertrag regeln. Das kündigte VW-Arbeitnehmerchef Bernd Osterloh am Mittwoch bei einer Betriebsversammlung im Stammwerk in Wolfsburg an. Damit ist erstmals klar, dass die Regelung eine Rechtssicherheit mit tarifvertraglichem Status haben soll. Einen Sanierungstarifvertrag gab es zuletzt 2006.

Mit ihm erhielten die Mitarbeiter damals im Gegenzug für Einbußen Jobsicherheit. Beim anstehenden Zukunftspakt geht es dagegen diesmal nicht um Einschnitte beim Einkommen oder um Mehrarbeit, allerdings durchaus auch um Hebel für eine Reduzierung der Belegschaftsgröße.

Osterloh sagte laut einer Mitteilung: "Die Jobs der Stammbelegschaft bleiben sicher. In den nächsten vier bis sechs Wochen werden wir auf die Zielgerade kommen, um einen Zukunftstarifvertrag mit Volkswagen zu schließen." Die Versammlung in Wolfsburg war nicht öffentlich.

Mit dem Zukunftspakt wollen der Betriebsrat und das Unternehmen die nötigen Reformen für die lange gewinnschwache Kernmarke VW-Pkw mit Sicherheiten für die Belegschaft unter einen Hut bringen. Dabei geht es um die Aufgaben der Standorte, etwa im VW-Motorenwerk Salzgitter, das wegen der Elektromobilität absehbar Arbeit verliert. Generell soll geklärt werden, wie die Standorte auf Branchentrends wie Digitalisierung und alternative Antriebe reagieren. Dabei geht es um Produkte, Stückzahlen, Investitionen und die Belegschaftsstärke.

Allein in der Kernmarke 20 neue Elektrofahrzeuge

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen kündigte das VW-Management zudem an, bis 2020 allein in der Kernmarke 20 neue Elektrofahrzeuge an den Start zu bringen. Zwei Modelle davon sollen an das VW-Fertigungsdrehkreuz Wolfsburg, Zwickau und Emden gehen. Details zu den Modellkategorien wurden nicht bekannt. Klar ist damit aber, dass von der E-Offensive auch deutsche Werke profitieren.

Volkswagen-Personalvorstand Karlheinz Blessing warnte laut Mitteilung vor einem steinigen Weg: «Wir haben ein hartes Fitnessprogramm vor uns. Qualifizierung, neue Aufgaben, neue Arbeitsweisen - alles das kommt auf uns zu. Auch Personalreduzierung beispielsweise durch Altersteilzeit gehört dazu. Wir werden das gemeinsam packen. Der Zukunftspakt stellt die ersten Weichen dafür.»

Details zur Personalreduzierung nannte Blessing nicht. Im Frühjahr hatte die dpa von Plänen berichtet, in der VW-Verwaltung hierzulande bis Ende 2017 gut 3000 und damit rund jeden zehnten Job abzubauen.

Auch mit Blick auf die Produktion kursieren in Unternehmenskreisen inzwischen fünfstellige Zahlen zum möglichen Stellenabbau. Jedoch greift derzeit eine Beschäftigungssicherung, die zwar Stellenabbau etwa über Altersteilzeit und Zurückhaltung bei Neueinstellungen erlaubt, nicht aber betriebsbedingte Kündigungen. Der Zukunftspakt dürfte nun auch regeln, was mit Mitarbeitern passiert, deren Jobs in Zukunft an Bedeutung verlieren, etwa im Verbrennungsmotorenbau. Jüngere könnten umgeschult werden, Ältere in Altersteilzeit gehen.

Müller appellierte an 20.000 Beschäftigte

Konzernchef Matthias Müller appellierte laut Mitteilung an die 20.000 Beschäftigten: "Die Marke Volkswagen ist das Herz dieses Konzerns, und dieses Herz muss wieder kraftvoll schlagen. Die Marke Volkswagen, Wolfsburg und diese Belegschaft haben das Potenzial dazu. Jetzt ist die Zeit, aufeinander zuzugehen und sich auf Lösungen zu einigen." VW-Markenchef Herbert Diess sagte: "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Verhandlungen zum Zukunftspakt in den nächsten Wochen zu einem Abschluss bringen können. Wir müssen schnell konkret werden und zu einem gemeinsamen Verständnis kommen. Das beinhaltet zielgerichtete Investitionen und Entscheidungen über neue Produkte."

Müller sagte zu der Reform: "Angesichts des radikalen Wandels in der Automobilwelt setzen wir neue, andere Akzente: bei Elektromobilität und Batterietechnologie. Bei der Digitalisierung unserer Fahrzeuge und des Unternehmens. Beim autonomen Fahren. Im Geschäft mit neuen Mobilitätsdiensten." Der dpa lagen Auszüge seiner Rede vor.

Zur Schuldfrage beim Abgas-Skandal betonte Müller: "Wir arbeiten unverändert intensiv daran, die Ursachen des Skandals aufzuklären und die Verantwortlichen zu ermitteln. Wie schnell das geht, das liegt nicht allein in unserer Hand." Herbst sei das Ziel. "Erst dann haben wir Klarheit und können gegebenenfalls weitere Konsequenzen ziehen." (dpa)

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