Der Online-Vertrieb von Neuwagen nimmt weiter Fahrt auf. Am Dienstag haben die FCA Germany AG, Sixt Leasing und Tchibo den Start einer neuen Vertriebskooperation bekannt gegeben. Der Kaffeeröster bietet im Rahmen der "La Dolce Vita"-Wochenwelt ab sofort einen Fiat 500 für eine monatliche Leasingrate ab 85 Euro auf seiner Internetseite an. Die exklusive Privatkunden-Aktion läuft bis 12. August 2019.
Mit im Boot ist auch der Fiat-Handel – die teilnehmenden Autohäuser fungieren laut FCA Germany als direkte Fahrzeugpartner der Kunden. "Der Händler begleitet den gesamten Nutzungszeitraum des Fahrzeugs von der Auslieferung über die Wartung bis hin zur Rücknahme", erklärte Daniel Schnell, Director Fleet & Business Sales, einer Mitteilung zufolge. Die Kooperation sei "die ideale Verknüpfung eines volldigitalen Verkaufsprozesses über das Internet mit dem stationären Fiat-Handelsnetz".
Skepsis beim Händlerverband
Deutlich weniger euphorisch äußerte sich der Fiat-Händlerverband zu dem Angebot. "Wir haben keinem Händler empfohlen, bei der Aktion mitzumachen", sagte der Vorsitzende Wilfried Blöbaum im Gespräch mit AUTOHAUS. Zwar müsse jeder Kfz-Unternehmer für sich selbst entscheiden, aber aus Verbandssicht seien die Konditionen zu schlecht. Blöbaum: "Die Auslieferungsmarge ist einfach zu niedrig." Er sei deshalb überzeugt, dass die Aktion nicht im gewünschten Maß funktionieren werde.
Roberto Debortoli, Brand Country Manager Fiat/Abarth, verspricht sich von dem Vermarktungsmodell dagegen ein signifikantes Zusatzgeschäft für die italienische Marke. "Wir sehen in der Aktion die Chance, neue Kunden anzusprechen, die Fiat bislang noch nicht in ihrem Einkaufskorb hatten."
Bei FCA dürfte der Vertriebscoup des Lebensmitteldiscounters Lidl und des Start-ups Vehiculum aus dem Frühjahr gewisse Begehrlichkeiten geweckt haben. Im Februar war das Italo-Kultauto ebenfalls online zum Leasing angeboten worden. Die 1.000 Fahrzeuge waren binnen weniger Tage vergriffen (wir berichteten). Sowohl der Importeur als auch das Handelsnetz waren nicht involviert.
Der Tchibo-Deal im Detail
Zum Tchibo-Kunden kommt der Fiat 500 des Modelljahres 2020 mit einem 51 kW / 69 PS starken Benzinmotor und gehobener "Lounge"-Ausstattung. Dazu gehören unter anderem eine zweijährige Fahrzeuggarantie, 15-Zoll-Leichtmetallräder, eine Klimaanlage, ein Radio mit HD-Touchscreen und eine Geschwindigkeits-Regelanlage. Hinzu kommt das "City Paket" mit Regensensor inklusive automatischer Fahrlichtschaltung sowie Parksensoren hinten. Frei wählbar sind die Farben "Gelato Weiß", "Opera Bordeaux Metallic" und "Lattementa Grün". Daneben lässt sich die gewünschte Laufzeit (24, 36 oder 48 Monate) und Laufleistung (10.000 oder 15.000 Kilometer pro Jahr) für das Leasing einstellen. Außerdem gibt es auf Wunsch verschiedene Servicepakete für Versicherung sowie Wartung und Verschleiß. Für die Fahrzeugüberführung werden einmalig 399 Euro fällig - und für ein Gutachten vor Rückgabe sowie die Abmeldung 142 Euro.
Bestellt wird das Aktionsauto komplett digital. Den Prozess hat Sixt Leasing entwickelt, alle vertraglich relevanten Daten und Informationen werden online eingeben und hochgeladen. Der bei Leasingverträgen übliche Identifizierungsvorgang erfolgt mittels Video-Ident. Im Anschluss kann der Vertrag papierlos per eSigning unterschrieben werden. Bei der Bestellung können die Kunden außerdem den ausliefernden Betrieb in ihrer Nähe auswählen. Eine Deutschland-Karte der Abholstationen auf der Tchibo-Website zeigt 47 Standorte, vor allem in Metropolregionen. Weiße Flecken sind das Saarland, Hessen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.
Wie groß das Volumen der Aktion ist, teilten die beteiligten Unternehmen nicht mit. Aus Händlerkreisen war zu erfahren, dass es 3.000 Autos sein sollen. Laut Importeur können die Fahrzeuge aus dem ersten Kontingent voraussichtlich bereits im August ausgeliefert werden, ein zweites Kontingent soll bis Ende Oktober folgen.
Mit Sixt Leasing hat FCA Germany einen erfahrenen Partner auf dem Gebiet des Internetvertriebs an der Seite. Bereits 2017 hatten die Pullacher zusammen mit der Mobilfunkmarke 1&1 und Peugeot die umstrittene "Flatrate für die Straße" aufgelegt, die in der Branche viel Staub aufwirbelte. Der damalige Sixt Leasing-Chef Rudolf Rizzolli räumte anschließend Fehler in der Kommunikation mit dem verärgerten Peugeot-Handel ein.
Auch Tchibo ist schon wiederholt als Pkw-Vermittler in Erscheinung getreten. Mit Sixt Leasing arbeitete man bereits 2016 zusammen, auch damals wurde ein Fiat 500 beworben. Weitere Partnerschaften gab es in den Vorjahren mit Opel, Kia und Smart. (rp)
wd
Frank Fehling
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