Der deutsche Automarkt hat sich im Juni abgekühlt. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Dienstag in Flensburg mitteilte, kamen 327.693 Pkw neu auf die Straße, das waren 3,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Wegen der guten Marktentwicklung im bisherigen Jahresverlauf stehen nach sechs Monaten insgesamt 1.787.026 Neuzulassungen und damit ein Plus von 3,1 Prozent in der Statistik. Gut ein Drittel (34,6 Prozent) davon entfiel auf private Zulassungen, ein Plus von 2,5 Prozent.
Eine deutliche Tendenz zeigt die Diesel-Bilanz: Die Neuzulassungen von Pkw mit Selbstzünder verringerten sich im ersten Halbjahr um 9,1 Prozent, der Anteil betrug nur noch 41,3 Prozent. Benziner legten hingegen um 11,7 Prozent zu und erreichten einen Anteil von insgesamt 55,8 Prozent.
Bei Pkw mit alternativen Antriebsarten gab es zwei- bis dreistellige Zuwachsraten. So zählte das KBA 37.520 Hybrid-Pkw (plus 81,8 Prozent), darunter 12.264 Plug-in-Hybride (plus 100,3 Prozent), und 10.189 Elektroautos (plus 133,9 Prozent). Flüssiggasfahrzeuge (2.154 / plus 38,3 Prozent) waren ebenfalls stärker gefragt. Die Zahl der neuen Erdgasautos brach hingegen um 41 Prozent auf 1.025 ein.
Trotz eines Rückgangs von 6,7 Prozent war die Kompaktklasse mit 23,4 Prozent erneut das zulassungsstärkste Segment. Die SUV erreichten mit plus 20,6 Prozent die höchste Steigerung und einen Anteil von 14,3 Prozent. Mit 13 Prozent Minus verzeichneten die Sportwagen den stärksten Rückgang, ihr Anteil betrug 1,2 Prozent.
VW schwächelt, Importeure stark
Die deutschen Konzernmarken Mercedes-Benz (plus 6,6 Prozent), Mini (plus 5,9 Prozent), Ford (plus 4,3 Prozent) und Porsche (plus 2,4 Prozent) zeigten sich im ersten Halbjahr stark. Bei Smart fiel der Absatzrückgang mit 7,6 Prozent am deutlichsten aus. Volkswagen verteidigte trotz eines Verkaufsrückgangs von 3,8 Prozent seine Spitzenposition in Deutschland (Marktanteil 18,6 Prozent).
Die Bilanz der Importeure fiel überwiegend positiv aus. Tesla zeigte mit plus 143,6 Prozent den stärksten Anstieg, gefolgt von Alfa Romeo (plus 65,9 Prozent) und Lexus (plus 64,2 Prozent). Zweistellige Rückgänge wiesen DS (minus 31,3 Prozent) und Honda (minus 24,9 Prozent) auf. Skoda erreichte bei einem Zuwachs von 2,4 Prozent als Top-Importmarke einen Neuzulassungsanteil von 5,5 Prozent.
Laut des Herstellerverbandes VDA wurden in Deutschland im ersten Halbjahr 2017 weniger Autos gebaut. Die Produktion im Inland ging um drei Prozent auf rund 2,9 Millionen Autos zurück, ebenso der Export, um zwei Prozent. Es ist der erste Rückgang seit fünf Jahren. Als Gründe nannte der VDA, dass deutsche Hersteller ihre Autos zunehmend im Ausland bauten, aber auch, dass sich der britische Markt nach dem Brexit-Beschluss bereits abschwäche.
Auch für andere Weltmärkte erwartet der VDA weniger Wachstum. Der chinesische Markt soll nach einem Rekordwachstum von 18 Prozent im vergangenen Jahr etwa dieses Jahr nur noch um zwei Prozent wachsen. Das werde international zu einem schärferen Wettbewerb führen. «Der Wind wird rauer», sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann.
GW-Markt leicht unter Vorjahr
Auf der Bremse stand im Juni auch der Gebrauchtwagenmarkt in Deutschland; so wechselten rund 630.000 Pkw die Besitzer, 4,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr 2017 wurden über 3,7 Millionen Gebrauchtwagen vermarktet, das waren 0,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. (se)
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- KBA - Fahrzeugzulassungen Juni 2017 (107.8 KB, PDF)