Die AVAG passt ihre Strategie den schwierigen Marktbedingungen in Europa an und verabschiedet sich – zumindest vorerst – von ihren Zielen. "Wir wollen unseren Erfolg der letzten Jahre nachhaltig absichern und unser Unternehmen in eine sichere Zukunft führen", sagte Vorstandssprecher Roman Still am Mittwoch in Augsburg. Der Handelsriese habe eine "Phase der Konsolidierung" eingeleitet, "konkrete Expansionspläne" gebe es derzeit nicht. Ursprünglich peilte das Unternehmen ein Wachstum von fünf bis zehn Prozent pro Jahr an.
Die AVAG hatte in den vergangenen Jahren ihre Geschäftsaktivitäten – unter anderem mit der Marke Ford und der Übernahme neuer Standorte – stark ausgebaut (wir berichteten). Die Expansion und die vielen Betriebe auf der "grünen Wiese" waren aber mit hohen Anlaufkosten verbunden. Still betonte, dass das Unternehmen die Strategie der Risikodiversifizierung nach Herstellerfamilien und Ländern sowie der dezentralen Struktur weiterverfolgen wolle. Vorrangiges Ziel müsse es sein, die Eigenkapitalquote zu stärken. Sie liege aktuell bei 20 Prozent.
Nach dem Rekordjahr 2010/11 musste die international tätige Mehrmarkengruppe den rückläufigen Märkten Tribut zollen. Im vergangenen Geschäftsjahr verkaufte sie 84.212 Neu- und Gebrauchtwagen, das waren 2.367 Fahrzeuge weniger. Trotzdem legte der Konzernumsatz auf 1,35 Milliarden Euro (1,34 Milliarden) zu. Still begründete den Zuwachs mit dem Verkauf höherwertiger Fahrzeuge.
Langfristziel: 1,5 Prozent Umsatzrendite
Das operative Ergebnis sackte unter anderem wegen eines rückläufigen GW- und Servicegeschäfts, neuer Betriebsstätten sowie erhöhter Werbemaßnahmen von 17,5 auf acht Millionen Euro ab. Angesichts der allgemeinen Branchenentwicklung zeigte sich der Vorstand damit "zufrieden", betonte aber auch, dass die Umsatzrendite mit 0,6 Prozent außerhalb des Zielkorridors liege. Mittelfristig will das Unternehmen ein Prozent erreichen, in fünf Jahren hält Aufsichtsratschef und Firmengründer Albert Still eine Rendite von 1,5 Prozent für eine "erstrebenswerte Größe".
Für das aktuelle Geschäftsjahr ist das AVAG-Management vorsichtig optimistisch: "2013 wird kein Zuckerschlecken. Wir erwarten für den Gesamtmarkt einen kleinen Rutsch nach unten", erklärte Vorstandssprecher Still. Bei den wirtschaftlichen Kennzahlen wolle man das Vorjahresniveau halten, unterstrich Markus Kruis, der seit Anfang dieses Jahres als Finanzvorstand fungiert.
Positiv stimmt die AVAG vor allem die aktuelle Entwicklung der Kernmarke Opel. Still: "Wir spüren die Hoffnung." Die neuen Modelle Mokka und Adam seien "gute Produkte, die uns neue Kundensegmente eröffnen". Trotzdem erwarten die Augsburger, dass sie 2012/13 weniger Opel-Autos verkaufen werden.
Kunden besser binden und verstehen
Potenzial sieht das Unternehmen künftig im Nutzfahrzeugbereich (Opel), Gewerbekundengeschäft (Ford) und Hybridsegment (Toyota). Weitere wichtige Stellschrauben seien eine stärkere Kundenbindung über Finanzierung und Leasing sowie ein verbessertes CRM-Management, hieß es. Auch die Auslandsmärkte Österreich, Kroatien, Ungarn und Polen sollen in diesem Jahr volumenmäßig wieder zulegen. "Hier müssen wir aber das Kostengerüst genau im Blick behalten", sagte Vorstand Albert C. Still, verantwortlich für den internationalen Bereich.
Die AVAG zählt zu den Schwergewichten im europäischen Autohandel. Der Familienkonzern ist gegenwärtig mit 53 Vertragshändlern an 140 Betriebsstätten präsent. Zum Markenportfolio gehören Opel, Chevrolet, Toyota, Lexus, Ford, Nissan, Honda, Subaru, Suzuki (Service), Kia, Peugeot, Citroën, Fiat und Alfa Romeo. (rp)