Ladeinfrastruktur: Neue Energie für den Autohandel

AH: Der E-Auto-Vertrieb ist mit dem Wegfall der Förderung eingebrochen. Gibt es noch Fördermöglichkeiten und Anreizprogramme für Autohändler, welche beim Aufbau einer Ladeinfrastruktur unterstützen? D. Heydenreich: Beim Thema Förderungen lohnt es sich, genauer auf Länderebene zu recherchieren. Einige Bundesländer bezuschussen beispielsweise Unternehmen und Privatleute beim Aufbau von Ladeinfrastruktur. The Mobility House führt in einer Förderdatenbank aktuelle Förderprogramme auf, berät und informiert gemeinsam mit Partnern zu diesem Thema. Aber es gibt noch weitere Anreize für Autohändler, die für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur sprechen. Beispielsweise können durch ein intelligentes Lade- und Energiemanagement die ESG-Auflagen erreicht werden. AH: Inwiefern beeinflusst die zunehmende Elektrifizierung der Fahrzeugflotten die Anforderungen an die Ladeinfrastruktur von Autohändlern? D. Heydenreich: Die zunehmende Elektrifizierung der Fahrzeugflotten zeigt sich auch beim Autohändler. Oftmals müssen verschiedene Vorgaben der Automarken und Ladestationshersteller berücksichtigt werden. Zudem steigt die Nachfrage, das Fahrzeug nach der Werkstatt geladen abzuholen, was wiederum zu einer positiven Werkstatterfahrung beiträgt. Auch wenn die Ladung verrechnet wird. Zusätzlich zu ihren Kenntnissen über Fahrzeuge müssen Verkäufer nun auch ein umfassendes Verständnis für Ladeinfrastruktur bereithalten, zumindest in den Grundlagen. AH: Was sind die größten Herausforderungen bei der Implementierung von Ladelösungen? D. Heydenreich: Unterschiedliche Standards, bauliche Hürden, das Einholen von Genehmigungen und hohe Kosten sind oftmals herausfordernd. Durch den Einsatz eines intelligenten Lade- und Energiemanagements, wie unserem ChargePilot, kann genau das vermieden werden. Zudem sollten herstellerübergreifende Standards berücksichtigt werden, um mögliche Überschneidungen bei den Anforderungen verschiedener Hersteller zu erkennen. Außerdem ist es hilfreich, von Anfang an ganzheitlich über die Ausgestaltung der Ladeinfrastruktur nachzudenken, damit mögliche zukünftige Ausbaustufen vorbereitet werden können. Händlern sollte zudem die Flexibilität gegeben werden, ihre Ladeinfrastruktur nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten, gerne auch unter Berücksichtigung des Kostenvergleichs von Personal und Investition - es bringt nichts, wenn die Infrastruktur zu klein dimensioniert ist, dafür Personal eingesetzt werden muss, um Fahrzeuge umzuparken. Begonnen wird häufig mit einem kleineren Aufbau, um Investitionskosten niedrig zu halten, während der Nutzen hoch ist. Generell gilt: Die Investition in eine durchdachte Ladeinfrastruktur zahlt sich langfristig aus und ermöglicht es dem Händler, sich vom Wettbewerb zu differenzieren. AH: Welche spezifischen technischen Anforderungen müssen für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur am Standort berücksichtigt werden? D. Heydenreich: Bei einer Vor-Ort-Begehung werden verschiedene Aspekte wie der Stand der Haustechnik, Hausanschlussräume, Kabelwege, Straßenbeläge etc. geprüft. Dabei achten wir besonders darauf, dass die täglichen Arbeitsabläufe den ununterbrochenen Betrieb des Unternehmens nicht beeinträchtigen, und arbeiten daher oft außerhalb der Geschäftszeiten. AH: Wie können typische Standzeiten von Fahrzeugen bei der Planung der Ladeinfrastruktur berücksichtigt werden? D. Heydenreich: Längere Verweildauern spielen eine Rolle bei der Auswahl der Ladestationen: Eine DC-Station im Verkaufsraum rentiert sich möglicherweise nicht, da dort im AC-Bereich mit einer Leistung von beispielsweise 3,7 kW geladen werden kann. Im Bereich der Werkstattauslieferung hingegen sollte eine DC-Station in Betracht gezogen werden, um auf den kurzfristigen Bedarf der Kunden bei der Abholung reagieren zu können. AH: Wie sollten Autohändler bei der Auswahl der Hardware, Software und Installation von Ladestationen vorgehen? D. Heydenreich: Eine der wichtigsten Anforderungen ist eine OCPP-Schnittstelle, da sie eine einheitliche Systemsprache bereitstellt. Weitere Auswahlkriterien für die Hardware sind Herstellerstandards, die einen spezifischen Hardware-Lieferanten vorschreiben, sowie die Verfügbarkeit verschiedener Ladelösungen innerhalb des Hersteller-Ökosystems. Aspekte wie Eichrechtskonformität, MID-Zähler, feste Kabelversionen und unterschiedliche Ladeleistungen von 11 kW und 22 kW spielen ebenfalls eine Rolle bei der Auswahl der Hardware. AH: Wie können Autohändler sicherstellen, dass alle beteiligten Parteien - intern und extern - effektiv zusammenarbeiten? D. Heydenreich: In diesem Zusammenhang ist es entscheidend, die richtigen Fragen zu stellen. Ein Fragekatalog kann dabei helfen, die Anforderungen der einzelnen Bereiche korrekt zu erfassen und zu verstehen. Zu diesem Zweck haben wir einen Zehn-Punkte-Plan entwickelt, der genau darauf eingeht und die relevanten Entscheidungsträger einbindet. AH: Welche Kostenfaktoren müssen bei der Planung und Implementierung der Ladeinfrastruktur berücksichtigt werden? D. Heydenreich: Eine gründliche Planung kann bereits für rund 2.200 Euro umgesetzt werden. Anschließend erhält das Autohaus, falls erforderlich, drei Angebote, die die Gewerke Installation, Tiefbau und Hardware unabhängig voneinander vergleichbar machen. Die Implementierungskosten variieren je nach gewählter Hardwarelösung. Bei der Installation von DC-Stationen sind die Kosten in der Regel etwas höher im Vergleich zu herkömmlichen AC-Stationen. AH: Wie können Autohändler Betriebskosten der Ladeinfrastruktur effektiv kontrollieren? D. Heydenreich: Ein intelligentes Lade- und Energiemanagement kann dabei helfen, Lasten und Leistung zu überwachen und zu steuern. Eine gute Ladeinfrastruktur arbeitet meist im Hintergrund und wird erst bei der Leistungsberechnung spürbar. Besonders effektiv ist sie, wenn keine Abrechnung von Leistungsspitzen mehr erforderlich ist. Die Optimierung kann im laufenden Betrieb weiter verbessert werden, zum Beispiel durch die Integration einer PV-Anlage. AH: Wie kann "ChargePilot" dazu beitragen, die Betriebskosten für die Ladeinfrastruktur von Autohändlern zu optimieren? Name: ChargePilot bietet Unterstützung bei technischen Ersthilfemaßnahmen, wie dem Neustart von Ladestationen, ohne dass bei jedem Problem Techniker gerufen werden müssen. Darüber hinaus ermöglicht ChargePilot das eigenständige Anlegen von RFID-Karten, die Messung und Überwachung der Leistung über Standorte hinweg sowie deren Auswertung (Stichwort: ESG). Zudem hilft das intelligente System bei der Entscheidungsfindung über den weiteren Ausbau, indem er die Auslastung der Ladeinfrastruktur zu jeder Tages- und Nachtzeit anzeigt. AH: Wie gestaltet sich die Integration von "ChargePilot" in bestehende Elektromobilitätslösungen bei Autohändlern? D. Heydenreich: Eines ist klar: ChargePilot kann nicht aus "dummen" Grundsystemen intelligente Lösungen schaffen. Er kann jedoch überwachen, welche Leistungen aus diesen Systemen abgerufen werden, um die restliche verfügbare Leistung auf die intelligenten Ladelösungen zu verteilen. Auf diese Weise müssen im ersten Schritt nicht alle "dummen" Wallboxen ausgetauscht werden, und es kann mit den vorhandenen gearbeitet werden. Wir empfehlen dennoch in Betracht zu ziehen, im weiteren Ausbau diese Ladelösungen durch intelligente Ladelösungen auszutauschen. AH: Wie können mit "ChargePilot" Drittsysteme integriert werden? D. Heydenreich: ChargePilot verbindet sich durch standardisierte Schnittstellen mit zahlreichen Drittsystemen und integriert sich so mühelos in das bestehende Ökosystem. Dank des offenen Protokolls kann ChargePilot mit praktisch jedem System interagieren. Es müssen jedoch die gleichen Anforderungen geschaffen und abgeglichen werden. Dafür ist eine gründliche Prüfung der Anbieter erforderlich. AH: Welche Unterstützung gibt es bei technischen Problemen oder Fragen? D. Heydenreich: Unsere Kunden erhalten zu jeder Zeit Unterstützung mit unserem 24/7-Support - über unsere Standard-Hotline oder einen sogenannten On-Site-Support. Im Falle eines Hardware-Ausfalls wird auch ein Reparaturservice vor Ort angeboten, sofern es dabei um Hardware geht, die von uns bezogenen wurde. AH: "Vehicle to Grid" steht und fällt mit der Möglichkeit, Strom vom E-Auto ins Netz einzuspeisen. Ist diese Technologie derzeit wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben oder schlicht noch zu teuer? D. Heydenreich: Immer mehr Automobilunternehmen unterstützen in ihren neuen Modellen Vehicle-to-Grid (V2G) und Wallboxhersteller bieten bereits erste Ladestationen an. Das wirtschaftliche Potenzial für ein erneuerbares Energiesystem ist enorm. Das haben wir in zahlreichen V2G-Projekten mit Partnern unter Beweis gestellt. Beispielsweise wurden im Rahmen einer sechsmonatigen Feldstudie zusammen mit Audi am EUREF Campus in Berlin im ersten Halbjahr 2022 Werte im vierstelligen Euro-Bereich pro Fahrzeug und Jahr erzielt. Berücksichtigt man etwaige Abzüge in Form von u. a. steuerlichen Abgaben, so resultieren daraus für Endkunden mögliche Einsparungen in Höhe von mindestens 650 Euro. Mit Mobilize, der Mobilitätsmarke von Renault, bringen wir in diesem Jahr das erste kommerzielle V2G-Offering auf den Markt. In Deutschland fehlt noch die regulatorische Gleichstellung von mobilen Speichern zu stationären, damit sich V2G für Kunden aufgrund der dann entfallenden Netzentgelte lohnt. Aktuell arbeitet das BMWK an einer zeitnahen Umsetzung. Aber bereits intelligentes unidirektionales Laden bringt für Kunden gut 400 Euro/Jahr an finanziellen Einsparungen, wie wir mit dem neuen Autostromtarif eyond zeigen. AH: Herzlichen Dank für das Gespräch.

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