Auto-Abo: Mit Elektromobilität in die Zukunft

Einen Neuwagen aus einer breiten Modellpalette mit einer fixen Laufzeit- und Laufleistungskombi wählen und zu einer All-inclusive-Monatsrate, die Service- und Wartungskosten beinhaltet, mit wenigen Klicks online buchen - so sieht das Abo-Konzept von Finn aus. Das Unternehmen ist Stand jetzt nur in Deutschland aktiv und verfügt dort über eine fahrende Flotte von 25.000 Autos. Jürgen Lobach, Chief Fleet Officer des Abo-Anbieters, schilderte uns die Herausforderungen dieses Geschäftsmodells und die Ziele, die bis 2029 erreicht werden sollen. Als europäischer Marktführer zeigt sich das Münchener Start-up derzeit sehr zufrieden mit der Entwicklung des Geschäfts. Das war jedoch nicht immer so, denn Finn hatte während der Corona-Pandemie - wie der Automobilhandel - mit einer eingeschränkten Fahrzeugproduktion zu kämpfen. Um den Kunden weiterhin Mobilität zu bieten, kaufte der Abo-Anbieter viele Fahrzeuge zu hohen Preisen ein. Hinzu kamen die überraschende Preissenkung bei Tesla sowie die kurzfristige Streichung der staatlichen Subventionen für den Erwerb von Elektrofahrzeugen. Insgesamt hat das Unternehmen laut Lobach in dieser Zeit rund 60 Millionen Euro an Restwertkorrekturen verbrannt. Durch die 3.500 Tesla in der damaligen Fahrzeugflotte ist der größte Teil der Verluste auf die Preissenkung des Herstellers zurückzuführen. Unabhängige Finanzierung Bei der Finanzierung von Fahrzeugen ist der Abo-Anbieter unabhängig von Geschäfts- und Autobanken, da das Unternehmen bereits früh auf das Kapitalmarktinstrument Asset Backed Securities, kurz ABS, setzte. Dabei dient das Auto selbst als Sicherheit. Der Fuhrpark wird über eine Tochtergesellschaft der Finn GmbH abgewickelt und stellt für die Bank einen insolvenzsicheren Schutz dar. Im Bereich Fahrzeugbeschaffung stehen mehrere Optionen zur Verfügung. E-Autos kauft das Unternehmen über ein sogenanntes OEM-Buyback-Verfahren. Der Hersteller liefert die Fahrzeuge und garantiert bereits bei der Bestellung den Restwert. Bei Elektrofahrzeugen herrscht allerdings nach wie vor große Unsicherheit im Hinblick auf Restwerte vor. Trotzdem setzt Finn stark auf die emissionsfreie Antriebsart. Laut Lobach ist es dabei von Vorteil, dass die Firma hier auf die Unterstützung eines großen Wachstumsinvestors namens Planet First Partners zurückgreifen kann. Dieser hat sich dazu verpflichtet, Nachhaltigkeit zu fördern. Beim Wiederverkauf von Verbrennern arbeitet Finn mit großen Handelsgruppen wie Emil Frey oder der AVAG zusammen. Diese können den Abo-Anbieter als Zukaufsquelle nutzen. Da die Fahrzeuge laut Lobach nicht länger als zwölf Monate abonniert werden, bekomme der Händler kontinuierlich attraktive junge Gebrauchtwagen. Wachstum mit Elektromobilität Bis Ende 2025 soll die fahrende Flotte von 25.000 Autos auf 40.000 erweitert werden, deshalb stehen 40.000 neue Fahrzeuge auf der Einkaufsliste des Abo-Anbieters. Bis 2029 strebe man einen Elektromobilitätsanteil von 80 Prozent an. Derzeit liegt der Anteil an vollelektrischen Fahrzeugen bei 35 Prozent. Schwierigkeiten, Kunden in Elektroautos zu bringen, habe man bei Finn nicht. Hierfür gibt es in den Augen des Flottenchefs mehrere Gründe: Die Zielgruppe des Unternehmens ist im Schnitt zehn bis 15 Jahre jünger als die Kunden im Automobilhandel und hat durch das Abo die Möglichkeit, einen Neuwagen zu fahren. Hinzu kommt die breite Modellpalette. "Vom Fiat 500 Elektro bis zum Audi e-tron ist für alle Einkommensstufen und Verwendungszwecke was dabei", so Lobach. Ein Auto-Abo gibt den Kunden zudem die Möglichkeit, Elektromobilität über einen längeren Zeitraum zu testen. Dabei habe man es schwer, Abonnenten, die einmal ein E-Fahrzeug hatten, wieder in einen Verbrenner zu setzen. "Die Akzeptanz, die aus dem Ausprobieren der Technik entsteht, ist sehr hoch", bekräftigte Lobach. Deshalb rät der Branchenkenner auch dem Automobilhandel dazu, genügend Zeit und Chancen zu bieten, diese Antriebsform erfahrbar zu machen. Dabei könne man unter anderem auf die E-Fahrzeuge in der Mietwagenflotte zurückgreifen. So nutze der Kunde die Ersatzmobilität während des Werkstattaufenthalts gleichzeitig als Probefahrt. "Ich glaube, dass es beim Vertrieb von Elektrofahrzeugen notwendig ist, sich auf Finanzierungsmöglichkeiten zu fokussieren", ergänzte der Chief Fleet Officer. Der reine Barkauf sei bei den Unsicherheiten in Bezug auf die Restwerte schwierig. Ein attraktives Leasing-Angebot oder ein Abo sind in seinen Augen besser zur Finanzierung eines E-Autos geeignet. Um Abos abzuwickeln, könne ein Autohaus auch mit Finn zusammenarbeiten. Neues Geschäftsfeld "Job-Auto" Mit der Marke "Job-Auto" baut sich das Unternehmen seit einigen Monaten gerade ein weiteres Standbein für die Zukunft auf. Dieses Abo-Modell sei auf Angestellte zugeschnitten, die aufgrund ihrer Position keinen Anspruch auf einen Firmenwagen haben. Durch eine Gehaltsumwandlung und eine Bezuschussung von Steuervorteilen lässt sich die Monatsrate für ein E-Auto so beispielsweise von 600 Euro Nettobetrag auf 400 Euro reduzieren. "Hier sehen wir momentan ein Riesen-Wachstumspotenzial", so Lobach. Ein Grund hierfür sei unter anderem, dass bei diesem Angebot insbesondere E-Autos zu attraktiven Konditionen gebucht werden können. Viele große Firmen, die gewisse Nachhaltigkeitsmaßnahmen und -ziele vorweisen müssen, greifen dem Chief Fleet Officer zufolge somit gerne auf das Angebot zurück. Ziele für 2025 Neben der Ausweitung des Geschäftsbereichs "Job-Auto" stehen allerdings noch weitere Punkte auf der Agenda für 2025. Zusätzlich zur bereits erwähnten geplanten Erweiterung der aktiven Fahrzeugflotte auf 40.000 Autos soll der dortige Anteil an vollelektrischen Fahrzeugen von 35 auf 40 Prozent ausgebaut werden. Zudem habe man sich bei Finn das Ziel gesetzt, bis zum Ende des ersten Quartals den Sprung vom Start-up zu einem profitablen Unternehmen zu schaffen. Ist dies der Fall, steht der Firma laut Lobach weiteres Wachstumskapital zur Verfügung. Dies möchte der Abo-Anbieter dazu nutzen, um auf weiteren europäischen Märkten Fuß zu fassen.

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