AUTOHAUS Pulsschlag Dezember: Lieferzeiten drücken auf die Händlerstimmung

Die langen Lieferzeiten und die bis zum Sommer vorherrschende Nachfrage haben bei den Autobauern für volle Auftragsbücher und entsprechende Renditen bei allen Beteiligten geführt. Der Zustand dürfte sich noch eine Weile fortsetzen. Die Bestelllisten bei Herstellern und Importeuren sind noch längst nicht abgebaut. Normalisierung erst 2024 Für den Handel und die Kunden stellt sich dennoch die Frage, ab wann man wieder mit normalen Lieferzeiten rechnen kann. Bekanntlich wurden die Lieferketten durch einen Mangel an Teilen, besonders Halbleitern, empfindlich gestört. Das hat einerseits zu höheren Preisen und damit deutlich besseren Geschäften geführt, gleichzeitig schadet die Liefersituation insgesamt dem Automarkt. Allerdings ist der Handel realistisch und eine Mehrheit rechnet im kommenden Jahr nicht mit einer Normalisierung der Liefersituation. Ursachen für die Unzufriedenheit Im aktuellen Panel ging es auch um die Frage nach den Ursachen der Unzufriedenheit des Handels mit dem Fahrzeuggeschäft und die hat eindeutig mit der Belieferung zu tun. 65 Prozent der Befragten geben die zu langen Lieferzeiten und rund 62 Prozent die ständig steigenden Listenpreise als Gründe an. Auf dem dritten Platz folgt der Rückgang der Neubestellungen. Mit knapp 50 Prozent werden allerdings auch die steigenden Kosten für Finanzierung und Leasing genannt. Der Wandel zur E-Mobilität spielt nur bei einem Viertel der Interviewten eine Rolle. Auswirkungen auf GW-Geschäft Die langen Lieferzeiten wirken sich zusätzlich auf das Gebrauchtwagengeschäft aus. Hauptärgernis ist im Handel mit 60 Prozent, dass die Fahrzeuge überteuert sind. Sorge Nummer zwei betrifft die Tatsache, dass es zu wenige attraktive Gebrauchte auf dem Markt gibt, die von Kunden aktuell nachgefragt werden. Platz drei belegen die viel zu geringen Hereinnahmezahlen bei den Kollegen aus der Neuwagenabteilung. 55 Prozent der befragten Entscheider geben zudem an, dass ein fester Hereinnahmepreis für den Gebrauchten des Kunden in der Regel nicht genannt wird. Es würde nur eine unverbindliche Kostenschätzung abgegeben, da eine Kalkulation bei derart langen Lieferfristen nicht möglich sei. Der durch Werbung forcierte Ankauf von Privatfahrzeugen ist das Mittel der Wahl von GW-Händlern im Panel, um an zusätzliche Ware zu kommen. Das sagen 35 Prozent der Befragten. 31 Prozent versuchen es verstärkt bei On- und Offline-Auktionen, 28 Prozent generieren zusätzliche Gebrauchte selbst, z. B. über Leasing oder Auto-Abos. BERUHIGUNG ERST AB 2024: Die Liefersituation für Neuwagen ist ein drängendes Problem, das das gesamte Jahr 2022 geprägt hat - und wie es aussieht, auch 2023 nicht vollständig verschwindet. TENDENZIELL ZÄHER: Eine zunehmende Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen (BEV) bei gleichzeitigen Lieferengpässen und einer zusätzlichen Knappheit bei Akku-Zellen und Rohstoffen: Das führt in der Summe bei E-Fahrzeugen zu einer noch angespannteren Situation. PROBLEM AUCH BEI HYBRIDEN: Auch bei Hybridautos glauben lediglich 20 Prozent der Händler, dass es in diesem Jahr zu einer Normalisierung kommt, 43 Prozent dagegen rechnen damit erst 2024, weitere 14 Prozent 2025 oder später. GROSSE UNTERSCHIEDE: Auch die Stimmung im GW-Lager ist angeschlagen. Es zeigt sich allerdings, dass dies nur für einen Teil der Händler zutrifft: 47 Prozent sagen, "Wir haben noch ausreichend Auswahl", 41 Prozent dagegen meinen ganz im Gegenteil "Der GW-Platz ist regelrecht leergefegt". BESSERUNG 2023 MÖGLICH: Mit sinkenden Preisen rechnen 46 Prozent der Befragten bereits für 2023. "Die Preise werden nicht mehr sinken", sagen nicht unbeachtliche 13 Prozent. 56 PROZENT: Die Hereinnahme von Kundenfahrzeugen ist nach wie vor die wichtigste Quelle für Gebrauchtfahrzeuge - mit im Schnitt 56 Prozent. Je nach Händlergruppe gibt es allerdings deutliche Unterschiede, die Premium-Fraktion hat mit nur 44 Prozent offenbar mehr andere Zukaufsmöglichkeiten. ZUFRIEDENHEIT MIT DEM NW-GESCHÄFT 21 %: Mit 21 % (sehr) zufriedenen Händlern ist die Zufriedenheit im Bereich Neuwagen im November 2023 gegenüber den beiden Vormonaten leicht gestiegen. GW-STANDZEITEN 84 Tage: Die Standzeiten für Gebrauchtwagen vom Ankauf bis zum Wiederverkauf stieg im November im Monatsvergleich zum Oktober um vier Tage auf 84 Tage - und damit auf den höchsten Wert seit über einem Jahr. Im November 2021 hatte die Standzeit noch 76 Tage betragen. WERKSTATTAUSLASTUNG 86 %: Die Auslastung der Werkstätten verharrte im November auf dem Vormonatswert von 86 Prozent. Das war seit langer Zeit die beste Werkstattauslastung. NW-NACHLASS 9,7 %: Die Rabatte ziehen seit September wieder ganz leicht an. Im November gab es durchschnittlich 9,7 Prozent Nachlass. Im November 2021 waren es noch 11,5 Prozent gewesen. Mit 26,7 % rutschte die durchschnittliche Branchenstimmung im November auf den niedrigsten Wert seit Januar 2021. Alle genannten Werte stammen aus dem AUTOHAUS pulsSchlag Ausgabe 12/2022 und basieren auf der Befragung des AUTOHAUS-Panels durch die puls Marktforschung. Die Übernahme und Nutzung der Daten bedarf der schriftlichen Zustimmung der Springer Fachmedien München GmbH.

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