Ein strukturierter Ansatz ist entscheidend, um die digitale Transformation in Autohäusern erfolgreich umzusetzen. Um modernste Technologien in die Geschäftsprozesse einzubinden, muss eine Basis für diese geschaffen werden. Datengetriebene, automatisierte Prozesse können nicht gesteuert werden, ohne die erforderlichen Daten für die Technologien verständlich abrufbar zu machen.
Man sollte jedoch beachten, dass es für den Transformationsprozess keine Universallösung gibt. Digitalisierungsprojekte sind immer individuell. Trotzdem kann man aus erfolgreich umgesetzten Projekten diverser Autohäuser einen allgemeinen Best-Practice-Leitfaden entwickeln. Die folgenden sechs Schritte bieten ein Grundgerüst.
1. Analyse des Status quo und Formulierung der Ziele
Am Anfang jeder Transformation steht die Analyse: Welche Prozesse laufen ineffizient? Welche Anforderungen stellen Kunden und Mitarbeiter heute an das Autohaus? Es geht darum, den Status quo zu bewerten, und anschließend konkrete Ziele zu formulieren und zu kommunizieren. Ein Projekt zu starten, weil „gerade jeder digitalisiert“, ist kein Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Transformation. Vielmehr sollten Unternehmer klare Zielformulierungen schaffen, die spezifisch, messbar, attraktiv, aber auch realistisch und terminiert sind.
Ein Beispiel könnte sein: „Bis 2027 setzt Unternehmen X auf Digitalisierung, um Prozesse zu optimieren, Transparenz und Effizienz zu steigern und die steigende Komplexität zu bewältigen. Ziel ist es, die Umsätze zu steigern und durch gezielte Weiterbildung der Mitarbeiter langfristig die Zufriedenheit und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.“ Sobald ein allgemeines Ziel definiert ist, sollten daraus einzelne Projektziele abgeleitet werden. Dies hilft kurzfristige Verbindlichkeiten zu schaffen, die die Qualität der Projektarbeit messbar macht und einen Kontrollrahmen für die Projektverantwortlichen schafft. Ein solches Etappenziel wäre bspw. „Möglichst schlanker Prozess (Prozessmodifizierung) mit sinnvollen und modernen Prozessschritten und logischen, zentralisierten Jobprofilen.“
Besonders wichtig ist es, diese Ziele zu kommunizieren und die Mitarbeiter bereits zu Beginn eines Projektes mit einzubeziehen. Digitale Transformation gelingt nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Besonders durch die strukturelle Tradition unserer Branche gewinnt die Einbindung der Belegschaft an Bedeutung. Widerstände entstehen oft aus Unsicherheiten, ein gutes Change-Management adressiert diese Ängste und schafft Akzeptanz.
"Die Digitalisierung von Autohäusern ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess."
Emily Böhm, Digital-Expertin
2. Zustimmung und Beteiligung sicherstellen
Nach der Entwicklung einer klaren Strategie und Zielsetzung folgt der nächste entscheidende Schritt: die Wahl der richtigen Projektpartner sowie die Identifikation der geeigneten Software.
Die Grundlage für die Auswahl externer Projektpartner wie Dienstleister und Softwareanbieter sollte eine gezielte Analyse des Marktes bilden: Anbieter mit branchenspezifischen Lösungen für den „Automotive Aftersales“ sollten sorgfältig geprüft und bestehende Referenzprojekte bewertet werden. Etablierte Partnerschaften und eine klare IST-Analyse erleichtern die Auswahl passender Dienstleister. Bei der Entscheidung für die geeignete Software sollten vor allem Punkte wie Flexibilität, Schnittstellen-Kompatibilität, Funktionalität, Kosten und Benutzerfreundlichkeit beachtet werden. Dabei kann eine Entscheidungsmatrix helfen.
Bei der Auswahl der internen Projektpartner sollten Autohäuser darauf achten, alle für den Prozess relevanten Fachbereiche einzubeziehen. Hierbei spielen nicht nur Führung, Controlling und IT eine Rolle. Besonders die Mitarbeiter, die für den Prozesserfolg verantwortlich sind (im Werkstattprozess bspw. Mechaniker, Werkstattdisponenten, Fakturisten, etc.) sollten in die Bewertungsprozesse einbezogen werden. So kann sicherstellen, dass digitale Lösungen praxisnah, akzeptiert und auf die tatsächlichen Anforderungen abgestimmt sind.
"Ohne durchdachte Strategie oder strukturierte Basis für die digitale Transformation drohen hohe Investitionen ohne klare Ergebnisse. "
Emily Böhm, Digital-Expertin
3. Strategische Planung und Umsetzung vorbereiten
In der dritten Phase der digitalen Transformation werden der finale Projektplan sowie die notwendigen Schritte für die Umsetzung definiert. Dabei arbeiten das Projektteam und der ausgewählte Dienstleister eng zusammen, um alle Meilensteine, Aufgaben und Verantwortlichkeiten festzulegen. Je nach Präferenz kann eine strukturierte Methodik wie SCRUM oder eine vereinfachte Roadmap zur Projektplanung genutzt werden. Regelmäßige „Jour Fix“-Termine zwischen Projektteam, Führungskräften und Dienstleistern gewährleisten einen kontinuierlichen Austausch und reibungslosen Ablauf.
Wichtige Schritte in dieser Phase sind ein Kick-off, um Ziele, Zeitplan und Verantwortlichkeiten transparent zu kommunizieren, die Analysephase, in der bestehende Prozesse bewertet und Schwachstellen identifiziert werden, sowie die Prozessmodellierung, bei der optimierte Zielprozesse entwickelt und mit dem Dienstleister auf Umsetzbarkeit geprüft werden.