Subscription-Modelle: Least Du noch oder mietest Du schon?

Sybille Schorn ist sich sicher: Die neuen Abo-Modelle, im Fachjargon auch als Subscription bezeichnet, werden die Mobilität von Morgen verändern - "auch wenn momentan der Fahrzeugbesitz für den Großteil der Privatkunden noch wichtig ist", erklärt die Head of Captive Finance DACH von Capgemini Consulting im Gespräch mit AUTOHAUS. Fahrzeugbesitz vs. Subscription - wer also auf Flexibilität, Individualität, Schnelligkeit und Transparenz steht, der dürfte die neuen Abo-Modelle als spannende Alternative zu den bislang bekannten Modellen betrachten. Schorn hat hierfür sogar aktuelle Zahlen aus der "Capgemini Cars Online Studie 2017" parat: "72 Prozent der Kunden möchten ständig über ein Auto verfügen, auch ohne es zu besitzen", heißt es dort. Ferner legt dieselbe Umfrage nahe, dass 50 Prozent der Kunden an Abo-Modellen, Mobility-on-Demand und Shared Ownership interessiert seien, betont Schorn im Gespräch. Zudem sei ihnen ein einfacher Abschluss wichtig - und die schnelle Verfügbarkeit des Fahrzeugs zählt. OEM schon aktiv Demnach verwundert es kaum, dass einige Hersteller schon auf diesen Zug aufgesprungen sind: Volvo möchte das Thema Mobilität mit Care by Volvo in acht Märkten auf neue Beine stellen, Porsche mit Passport als Pilot in Atlanta und Mercedes mit Mercedes Me Flexperience gemeinsam mit den heimischen Pilothändlern Beresa und Lueg. Mit ganz unterschiedlicher Ausgestaltung: Mal sind es zwei Modelle, mal vier Fahrzeugklassen mit je fünf Fahrzeugen, mal ist der Fahrzeugwechsel unbegrenzt. Wichtig zu wissen: "Subscription gleicht einem Mietvertrag", betont Expertin Schorn. Und dies bietet einige Vorteile, wie der direkte Vergleich zwischen klassischem Leasing, Full Service Leasing und Subscription zeigt. Denn gerade in puncto Fahrzeug- oder Modellwechsel, flexible Laufzeiten und digitale Abwicklungen kann das Abo-Modell laut Capgemini Consulting seine Stärken ausspielen ( siehe Tabelle unten). Und so die neuen Erwartungen der Kunden passgenauer erfüllen. Sei es mit dem flexiblen Mietvertrag, sei es mit einer Anpassung an den individuellen Mobilitätsbedarf, sei es mit der direkten Verfügbarkeit der gewünschten Fahrzeuge oder sei es mit einem Fixpreis für (fast) alles. Ferner nennt die Beratungsgesellschaft einen weiteren Aspekt, der auf das Sicherheitsbedürfnis der Menschen abzielt: Es komme zu keinen unerwarteten Änderungen. Ein wichtiger Punkt in diesen von Umbrüchen geprägten Zeiten. Nicht nur für Städter Keine Frage: Bei neuen Mobilitätsangeboten ist man schnell bei den Megacitys und den urbanen Trends. "Für Städter wäre Subscription ein sehr gutes Mittel, weil sie das Fahrzeug permanent zur Verfügung haben und nicht wie bei Carsharing teilen müssen", so Schorn. Ist Subscription also nur ein Thema für hippe Städter oder auch eines für den ländlichen Raum? Die Capgemini-Managerin kann sich die neuen Abo-Modelle sowohl in der Stadt als auch auf dem Land vorstellen. Es sei eher die Frage, welche Haltung der Autofahrer zu Fahrzeugbesitz und Statussymbol habe. IFRS 16 als Treiber Doch auch für Firmenkunden bietet Subscription einige Vorteile. Man denke nur an den neuen Bilanzierungsstandard IFRS 16, der den Standard IAS 17 ablöst und am 1. Januar 2019 in Kraft treten soll. Schorn: "Fahrzeuge mit einer Laufzeit, die länger als ein Jahr ist, müssen künftig in der Bilanz aktiviert werden." Da dürfte so mancher CFO aufhorchen. Nicht unwahrscheinlich also, dass Subscription gerade bei Firmenkunden weiter an Fahrt aufnimmt. "Leasingverträge bieten Unternehmen künftig bilanztechnisch keine Vorteile mehr. Deshalb sind Abo-Modelle für Gewerbetreibende so interessant", erklärt Schorn. Auch der flexible Zugriff auf die Flottenfahrzeuge, die hohe Sicherheit, die unerwartete Änderungen kategorisch ausschließt, und das reine Bezahlen der tatsächlich anfallenden Kosten zählen zu den Pro-Argumenten von B2B-Subscription. "Zudem sollten Unternehmen einen Punkt nicht unterschätzen: die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter", betont Schorn. "Sie ist eine der wesentlichen KPI im Unternehmen und bei Subscription- Modellen aufgrund ihrer Flexibilität besonders hoch." Zusammen mit den Aspekten Kontrolle, Skalierbarkeit und Off-Balance werde daraus ein schlüssiges Gesamtpaket. Gemeinsam mit Maximilian Mende, Lead Digital Service Innovation im Bereich Captive Finance bei Capgemini Consulting, hatte Schorn Anfang Juli das Thema auf dem 3. AUTOHAUS Bankengipfel in Neufarn bei München vorgestellt. Kurzfassung Gerade für Firmenkunden bieten die Subscription-Modelle einige Vorteile. Der Hintergrund: Der neue Bilanzierungsstandard IFRS 16 löst den Standard IAS 17 ab und soll am 1. Januar 2019 in Kraft treten. Fahrzeuge mit einer Laufzeit, die länger als ein Jahr ist, müssen dann künftig in der Bilanz aktiviert werden. Aktuelle ICDP-Umfrage: Kunden noch reserviert Kurzfristig werden neue Mobilitätsleistungen den klassischen Fahrzeugbesitz nicht ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des International Car Distribution Programmes (ICDP). Die Forschungs- und Strategie-Organisation hatte die Marktforscher von YouGov mit der Befragung in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien beauftragt. Laut ICDP wurden mehr als 6.000 Endverbraucher zum klassischen Fahrzeugbesitz befragt. Im Fokus: Carsharing, Neuwagen-Abos sowie All-inclusive-Leasing über eine Dauer von drei Jahren."Endverbraucher in Deutschland und Europa zeigen nur geringes Interesse an neuen Mobilitätsleistungen wie Carsharing, Subscription Models und All-inclusive-Leasing-Verträgen", brachte Gareth Arnould, Senior Researcher/Consultant bei ICDP, gegenüber AUTOHAUS das Studienergebnis auf den Punkt. "Der traditionelle Fahrzeugbesitz bleibt weiterhin die bevorzugte Form der Mobilität."Interessant: Obwohl einige deutsche Autobauer in Carsharing und Subscription-Modelle investieren, sei das Interesse der deutschen Endverbraucher an neuen Mobilitätsleistungen leicht unter dem europäischen Durchschnitt, so Arnould. Gleichzeitig würden viele Interessenten vermutlich beim Preis enttäuscht. ICDP-Consultant Arnould: "Denn deutsche Endverbraucher erwarten geringere Kosten verglichen mit - vermutlich zu niedrig geschätzten - Kosten des traditionellen Fahrzeugbesitzes. Dies ist jedoch eine unrealistische Erwartungshaltung, da die operativen Kosten für neue Mobilitätsleistung in der Regel höher ausfallen."Doch Arnould sieht auch Chancen für Hersteller wie Mercedes-Benz, BMW und VW, die Wahrnehmung von neuen Mobilitätsleistungen zu ändern. Der Grund: die loyale Kunden und die Tatsache, dass Personal Contract Purchase (PCP) "im Gegensatz zu England und Frankreich in Deutschland noch nicht etabliert ist".

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