Ausgabe 18/2011: Laden per Magnetfeld

Laden per MagnetfeldLadetechnik E-Mobilität E Karabag testet in einem Feldversuch ab Herbst die kabellose Aufladung von Elektroautos per Induktion. Von Daniela Kohnena uch wenn bisher wenig Elektroautos auf den Straßen fahren – mit Modellen wie dem Opel Ampera, Mitsubishi i-MieV, Peugeot iON oder Citroen C-Zero kann die Zahl schnell steigen. Deshalb ergibt es Sinn, sich über die Auflademöglichkeiten zu informieren. AUTOHAUS sprach mit Sirri Karabag, Geschäftsführer der Karabag GmbH, über Funktionsweise und Vorteile von Induktionsladestellen. AH: Herr Karabag, Sie sind bekannt als Pionier für Elektromobilität. Welche Rolle spielt die Induktionsaufladung bei Ihnen?S. Karabag: Die Induktion gibt es bei uns noch nicht im Live-Einsatz. Wir werden im November in Verbindung mit einem von der Bundesregierung gefördertem Projekt in Hamburg starten und in einem 12-monatigen Test 20 Geräte auf Betriebs- und Privatgeländen aufstellen. Damit sind wir die Ersten in Europa, die ein Induktionsladesystem auf den Markt bringen.Für jedes E-Auto geeignetAH: Kann jedes Elektroauto induktiv aufgeladen werden?S. Karabag: Ja, einzige Voraussetzung ist eine induktive Spule, die vorher am Fahrzeug installiert werden muss. Sie ist hinter dem Nummernschild an der Fahrzeugfront zu finden. AH: Wie funktioniert die induktive Aufladung?S. Karabag: Das Elektroauto fährt bis auf wenige Zentimeter mit dem Nummernschild an die Induktionsstation heran, dann kann die Aufladung beginnen. Am Nummernschildhalter aus Kunststoff sind Kupferspulen enthalten, die induktiv Energie aufnehmen können. Dazu wird in der Ladestation ein Magnetfeld erzeugt, das auf die Spule trifft und dort in Strom umgewandelt wird. Durch den geringen Luftspalt können die Magnetwellen mit weniger Energieaufwand übertragen werden, als wenn die Ladestelle am Fahrzeugboden angebracht wäre. Denn der gesetzliche Mindestluftspalt zwischen Fahrzeug und Straßenboden beträgt rund zwölf Zentimeter. Vorteil von MagnetwellenAH: Besteht beim Laden nicht die Gefahr eines Stromschlags? S. Karabag: Nein, da im Unterschied zur Kabelladung kein direkter Strom fließt, sondern dieser über Magnetwellen übertragen wird. Die Frequenz der Magnetwellen ist zudem ungefährlich. Theoretisch kann man während des Ladevorgangs die Finger zwischen Ladestelle und Autokennzeichen stecken. Das unterbricht weder den Ladevorgang, noch spürt man die Magnetwellen. Auch wenn das Auto von der Ladestation entfernt wird, kann kein gefährlicher Lichtbogen wie bei einer Kabelladesäule entstehen. Der Ladevorgang wird lediglich unterbrochen.Die KostenAH: Wie lange dauert der Ladevorgang und was kostet es? S. Karabag: Unsere Ladestation besitzt mit drei Kilowattstunden die gleiche Leistung wie eine haushaltsübliche Steckdose. Eine komplette Aufladung für hundert Kilometer Strom dauert sechs bis sieben Stunden und kostet derzeit zirka 2,60 Euro. AH: Wie teuer ist eine Ladestelle?S. Karabag: Unsere Station kostet derzeit rund 5.000 Euro inklusive dem Einbau der Spule in das Kennzeichen und kann ab November gekauft werden. Auch für eine Stromladesäule bezahlt man derzeit mindestens 5.000 Euro. Wenn unsere Induktionsstation nach der Testphase dann hoffentlich bald auch in Serienfertigung geht, wird sie in naher Zukunft nur noch unter 1.000 Euro kosten. AH: Wer sollte sie kaufen?S. Karabag: Für Autohändler sind die Ladestellen vor allem wegen dem parallelen Verkauf mit einem Elektroauto interessant. Man kann sie sich als Verbraucher dann in die eigene Garage stellen. Die Induktionsladestelle kann wie eine Art Koffer von A nach B getragen werden. AH: Wie wird sich die Induktion in der Zukunft entwickeln? S. Karabag: Ich glaube, das die Ladestationen mit zunehmender Zahl an Elektrofahrzeugen flächendeckend in den öffentlichen Räumen wie beispielsweise auf Parkplätzen installiert werden. Gleichzeitig werden die Übertragungswerte steigen. Schon heute kann man zehn Kilowatt mit einem Ladegerät übertragen und ein Elektroauto in 2 ½ Stunden aufladen. Irgendwann wird es auch möglich sein, ein Fahrzeug durch induktive Schnellladung in Minuten aufzuladen. AH: Herr Karabag, herzlichen Dank für das Gespräch!Induktion vs. KonduktionBei den bisher gängigen leitungsgebundenen Ladestationen (Konduktion) wird der Akku eines Elektroautos ähnlich wie beim normalen Tanken mit dem Kabel einer Stromladesäule aufgeladen. Dabei fließt der Strom direkt über das Ladekabel in das Auto. Im Gegensatz dazu läuft der induktive Ladevorgang berührungslos und über Magnetwellen ab.

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