Ausgabe 14-15/2010: Kraft zur Erneuerung

HandelKraft zur Erneuerungurlaub E Wie kann der Abstand vom Alltag mentale Stärke für die nächste Etappe schaffen? Ein Gespräch mit Dr. med. Michael Spitzbart. von prof. hannes brachataUTOHAUS lernte das renommierte Multitalent Dr. med. Michael Spitzbart auf einer VIP-Veranstaltungsreihe der Santander-Bank kennen. Dort lautete sein Vortrags-Thema: „Power up your life“! Spitzbarts Motto: „Man kann die eigene Gesundheit gestalten!“ Das wollten wir genauer wissen, besuchten in Nürnberg sein Top-Seminar „Power your Life – Intensiv“ und vor Ort seine Praxis im bayerischen Bad Aibling. Dort und in Lauf betreibt der Mediziner und Stressbewältiger die erste Praxis Deutschlands für Gesunde. Spitzbart: „Jeder Mensch hat von Geburt an in der Regel 100 Prozent Organfunktion und merkt mit zunehmendem Alter nicht, dass verschiedene Organe gerade mal noch mit 35 Prozent Wirkung arbeiten. Nur 30 Prozent unseres maximal erreichbaren Alters sind genetisch vorbestimmt. Die restlichen 70 Prozent sind äußere Faktoren. Und die kann jeder selbst beeinflussen. Den Energie- und Vitalitätsverlust zwischen 40 und 80 können Sie stoppen und sogar wieder rückgängig machen.“ Spitzbart stellt über eine differenzierte Blutwertanalyse fest, welche Fehlerspeicher was verraten, und lädt über eine individuell erarbeitete Dosierung in Tablettenform die lädierten Speicherwerte wieder mit neuer Wirkungskraft auf. So wird der Stoffwechsel optimiert, neue Vitalität entsteht. Spitzbart erläutert in seinem Seminar, welche Bedeutung Eiweiß (Aminosäuren), Magnesium, Hämoglobin, das Stresshormon Cortisol, Dopamin, Endorphine, Serotonin, Noradrenalin, Selen, Mangan, Biotin, Melatonin, Pantothesäure, Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Kohlenhydrate u. a. für den Körper haben. „Burnout und Depression haben eines gemeinsam: In beiden Fällen sinken die Stimmungshormone Serotonin und Noradrenalin im Gehirn deutlich ab. Ersteres sorgt für gute Laune, das Zweite für den Antrieb. Dabei sind Depression und Burnout eine chemische Veränderung im Gehirn – und kein Versagen“, so Spitzbart. Oder: „Vitamin C ist der Pfeifenputzer für die Befreiung von Fett in den Röhren.“ Und: „Wenn man oben bleiben will, müssen Bewegung, Ernährung und Denken aufeinander abgestimmt sein. Wer sich mit schönen Dingen beschäftigen möchte, muss das auch tun.“ Die mentale Gedankenhygiene hinterfragt der Arzt über drei Kernfragen:1. Liebe ich die Arbeit, die ich mache? Beruf oder Job?2. Liebe ich die Menschen, mit denen ich zusammenlebe?3. Liebe ich den Ort, an dem ich wohne?Spitzbart: „Wenn der Stresspegel nachhaltig steigt, lebt man nicht mehr von den Zinsen, sondern vom Kapital.“ Ein Alarmzeichen. So kommt Spitzbart immer wieder auf die Dreiheit von Körper, Geist und Seele zu sprechen. „Der Geist steht nur für das, was wir wissen und wollen. Die Seele repräsentiert aber auch das, war wir fühlen und im tiefsten Inneren glauben.“ Daher: „Hören Sie auf Ihre innere Stimme, die ist überzeugender als jedes Argument.“ (siehe Grafik)Viele trinken zu wenig. Wenn man zehn Prozent weniger Flüssigkeit im Hirn hat, hat man 30 Prozent weniger Leistungsfähigkeit. Spitzbart ist ein Freund der Bewegung, denn Bewegung stärkt das Immunsystem. Dauerhaft purzeln die Pfunde nur durch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung. Sieben Stunden Schlaf empfiehlt der Experte für die wirkungsvolle Regeneration.Mentale StärkeAUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat hat mit Dr. med. Michael Spitzbart ein Gespräch geführt: AH: Der Erfolg beginnt im Kopf. Wir sprechen damit von den mentalen Fähigkeiten. Herr Dr. Spitzbart, weshalb sind diese für einen Unternehmer wichtig?M. Spitzbart: Zunächst muss man genau wissen, was man will. Viel zu viele Menschen krempeln morgens die Ärmel hoch, ohne zu wissen, wohin die Reise gehen soll. Ist das Ziel definiert, muss man diese Zukunftsvision als schon erreichtes Bild im Unterbewusstsein verankern. Dafür gibt es spezielle Techniken, wie sie auch Spitzensportler einsetzen. Nur Talent und Training reichen nämlich für überragende Leistungen nicht aus. Neben diesen Basisqualitäten trennen mentale Faktoren den Amateur vom Profi. Unvergessen das Zitat von Boris Becker: „Gewonnen und verloren wird zwischen den Ohren!“ Das Tolle an dieser Technik: Die Strategie wird dabei unwichtig. Die wird in vielen Managementseminaren überbewertet. Denn wenn das Bild erst einmal fest im Unterbewusstsein verankert ist, denken wir Tag und Nacht über das Ziel nach, sogar nachts wenn wir im Bett liegen und träumen. Von Walt Disney stammt die treffende Aussage: „If you can dream it, you can make it“. Die Strategie ergibt sich dann eher intuitiv und manchmal ganz anders, als man das rational geplant hätte. PräventionAH: Sie gelten als Vertreter der „Präventivmedizin“. Ihre Landkarte für die Prävention ist das „Große Blutbild“. Warum ist das so? Welche Schlüsse sind daraus für den Einzelnen zu ziehen?M. Spitzbart: Jeder Unternehmer weiß: Mit einem cleveren Sparplan kann man langfristig sein Bankkonto planen. Genauso kann man mit der richtigen Blutanalyse langfristig seine Gesundheit planen. Die meisten Krankheiten fallen nämlich nicht vom Himmel, sondern benötigen bis zu 30 Jahren akribischer Vorarbeit. Niemand bekommt mit 60 Jahren einen Herzinfarkt, nur weil er mit 59 etwas falsch gemacht hat. Doch viele Menschen gehen erst dann zum Arzt, wenn sie etwas spüren. Dann ist der Zug jedoch oft schon viel früher abgefahren. Gerade das starke Geschlecht glänzt hier nicht mit Weitblick. „Solange mir nichts weh tut, geh ich nicht zum Arzt“, lautet häufig die Devise. Die Prävention will genau diese häufigen, aber vermeidbaren Krankheiten ausblenden und nicht erst reparieren, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Die Gefahr: Viele schädliche Blutwerte tun nicht weh. Nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall lassen sich verhindern, sondern auch Depression und das Burnout-Syndrom. Die beiden letzteren sind die großen Herausforderungen der Zukunft. Natürlich kann man eine Tendenz zum Burnout oder zur Depression nicht am herkömmlichen „großen Blutbild“ ablesen. Das hört sich nämlich nur groß an. Es beschränkt sich aber in Wahrheit auf wenige Grundwerte. Um in der Sprache Ihres Metiers zu bleiben: Das „Große Blutbild“ ist vergleichbar mit einer großen Autoinspektion. Wer beim Arzt nur das große Blutbild erstellen lässt, der lässt bei der Inspektion allenfalls den Luftdruck der Reifen messen. Ein echtes, differenziertes Blutbild weist ganz andere Sensibilitäten aus. Gesunder EgoismusAH: Was kann bzw. muss der Unternehmer oder die Unternehmerin tun, um die eigene Leistungsfähigkeit zu erhalten?M. Spitzbart: In der differenzierten Blutanalyse lassen sich nicht nur Risikowerte, sondern auch Leistungswerte ablesen. Der normale Hausarzt ist auf so etwas nicht spezialisiert. In meiner Praxis messe ich Leistungswerte von Leistungssportlern und Olympiateams, aber auch von Managern. Was Leistungssportlern gut tut, tut auch wirtschaftlich Aktiven gut. Weiterhin muss jeder, egal ob Unternehmer, Mitarbeiter, Hausfrau oder Mutter, stets daran denken, wer für ihn der wichtigste Mensch im Leben ist. Das vergessen viele und denken an sich selbst zuletzt. Das ist falsch. Gesunder Egoismus ist das Gebot der Stunde. Es muss zuerst einem selbst gut gehen. Erst dann wird man wertvoll für andere. „Besoffenarbeiten“AH: Worin liegen die größten gesundheitlichen Risikofaktoren für den Unternehmer bzw. die Unternehmerin?M. Spitzbart: In der mangelnden Work-Life-Balance. Man hat keine Zeit für einen gesunden Ausgleichssport, keine Zeit für den Arztbesuch, zu wenig Zeit für Familie, die Freunde, die Hobbys. Kraftquellen werden häufig geopfert zugunsten der Energieräuber. Das anspruchsvolle unternehmerische Leben lenkt ab von den eigenen Bedürfnissen, bis man nur noch funktioniert. Wie eine Maschine. Dann hat man sich aber von seinem Wesen, seinen Wünschen und Träumen längst verabschiedet. Darum fallen viele in ein tiefes Loch, entweder im Urlaub oder im Ruhestand. Dann kommt der nackte Mensch wieder zum Vorschein, den man so lange vernachlässigt hat. Darum sollte man sich seine Regenerationszeiten genauso fest im Terminkalender eintragen wie Geschäftstermine. Wenn man den ganzen Tag nur arbeitet, ist das kein Intelligenz-Beweis. UrlaubsfreudenAH: Welche Art von Urlaub empfehlen Sie für Führungskräfte?M. Spitzbart: Im Urlaub sollte jeder das machen, was ihm gut tut. Ich persönlich liebe es, erst einmal 2 bis 3 Tage absolut zu relaxen. Einfach auf der Liege lümmeln, ein gutes Buch lesen oder nur die schöne Landschaft aufnehmen. Da kann die Seele baumeln. Doch nach wenigen Tagen auf der Liege werde ich unruhig und der Bewegungs- und Tatendrang überwiegt. Wanderungen am Meer oder in den Bergen sind dann angesagt. Wenn größere Städte wie z. B. bei einem Toskana-Urlaub in der Nähe liegen, erfüllt ein Besuch in den Uffizien den Geist, die vorzügliche lokale Küche den Körper. Und ganz wichtig: Gerade im Urlaub sollte man viel Zeit mit seinem Lieblingsmenschen verbringen. Denn „Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt“, so Albert Schweitzer. AH: Herzlichen Dank für das Gespräch!kurzfassungGesundheit bis ins hohe Alter ist möglich. Man kann mit 50, 60 oder gar 70 Jahren fitter sein, als man es mit 30 war. Nur 30 Prozent des maximal erreichbaren Alters ist genetisch vorbestimmt, 70 Prozent sind äußere Faktoren. Diese kann jeder aktiv beeinflussen. Grundlage ist eine exakte Diagnose über ein detailliertes Blutbild. Fehlende Substanzen werden individuell ergänzt. Damit schafft jeder wieder mehr Vitalität und Fitness. Dr. med. Michael Spitzbart zeigt, wie das gelingen kann. HandelGesundheitsmanagementDr. med. Michael Spitzbart (53) wirkte ursprünglich als Chirurg am Klinikum Nürnberg, gründete dann das Lehrinstitut für Präventivmedizin, ist mehrfacher Buchautor und wurde 2004 für sein Buch „Fit Forever – 3 Säulen für Ihre Leistungsfähigkeit und Fitness“ mit dem Europapreis für Literatur ausgezeichnet. Er betreut heute viele Führungskräfte und Hochleistungssportler und gibt monatlich als Chefredakteur den unabhängigen Gesundheitsratgeber „Dr. Spitzbart´s Gesundheits-Praxis“ heraus. Folgen Sie auch seinen Vortrags- und Seminar-Spuren unter www.spitzbart.com. Work-Life-Balance-Modell

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