Statt der politisch gewünschten Entwicklung von Deutschland zu einem internationalen Leitmarkt für Elektromobilität haben wir im Autojahr 2024 einen historischen Einbruch der Elektroautos um satte 27 Prozent verzeichnet. Auch für das kommende Jahr erwarten Studien wie der jüngst vorgestellte DAT-Report ein weiteres "Abwarten und Tee trinken". Angesichts der zunehmenden Skepsis gegenüber E Autos hilft es auch nicht, dass E-Auto-Erfahrene der Anschaffung eines Elektroautos offener gegenüberstehen. Schließlich geht es darum, Menschen von Elektroautos zu überzeugen, die damit eben keine Erfahrungen haben.
Und die sind anspruchsvoll: Während die "Early Adopter" der ersten E-Autos Kundenwelle als "Greentech-Fans" viel Vorwissen eingebracht und Probleme rund ums Laden in Kauf genommen haben, achten die Interessenten der zweiten Welle stärker auf den Preis und die Alltagstauglichkeit. Sie haben auch keine "Electric-first"-Präferenz, sondern wollen zwischen verschiedenen Antrieben wählen. Es ist daher sogar schädlich für den Verkauf von E-Autos, wenn Interessenten das Gefühl haben, in die "Elektroecke" gedrängt zu werden – besonders mit dem moralischen Zeigefinger!
Verbot und Trotz
Niemals hat sich eine technologische Innovation deshalb etabliert, weil sie politisch gewünscht war oder weil die bisherige Technologie verboten wurde. Innovationen wie das Smartphone waren vielmehr deshalb erfolgreich, weil sie ohne Kaufprämie die Kunden überzeugt haben. Auch die Elektromobilität wird nicht dadurch begehrlich, dass Verbrenner verboten werden. E-Autos werden kommen und der Markt für Verbrenner hat vermutlich ein Verfallsdatum. Keine Politik dieser Welt kann aber wissen, wann dieses Verfallsdatum ist und ob es dann für die ganze Welt und für Jeden gilt.
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Wie alle bisherigen Innovationen auch werden E Autos nicht sofort alle überzeugen, sondern schrittweise erst "Early Adopter" und dann eine "Early Minority", um schließlich irgendwann den Massenmarkt zu erobern. Über das Timing dieses Diffusionsprozesses entscheiden aber allein die Kunden. Dazu kommt ein psychologisches Argument: Je mehr uns die Politik, Medien und "Experten" eintrichtern wollen, dass E-Autos gut ("Neue Welt") und Verbrenner böse sind ("Alte Welt"), desto größer wird die "Trotzreaktion" sein. Ähnlich den in Deutschland eingebrochenen Wärmepumpen reagieren die Menschen halt auch beim E-Auto allergisch auf moralische Bevormundung und angebliche Alternativlosigkeit einer bestimmten Technologie.
Technologieoffenheit ist der beste Weg
Was spricht dagegen, die bisher im Verkehr befindlichen Autos mit non-fossilen Kraftstoffen wir HVO100 zu betanken? Die angebliche Rolle rückwärts zu CO2-optimierten Verbrennern wäre von in Wahrheit eine Rolle vorwärts für klimaschonende Mobilität. Weil manche Politiker Deutschlands Autofahrer offensichtlich für zu doof halten, um zwischen klimafreundlichen Kraftstoffen für Bestandsfahrzeuge und neuen Antrieben für Neuzulassungen zu unterscheiden, wollen sie uns weismachen, dass Technologieoffenheit ein Irrweg ist. Das Gegenteil ist der Fall: Der Wettbewerb zwischen verschiedenen Antriebstechnologien ist der wirksamste Weg, um Mobilität "grün" zu machen. Zukunftsfähige Automarken sind von daher gut beraten, Verbrenner frisch zu halten und in Elektro zu investieren. Eine solche Hybrid-Strategie mag teuer sein, ist aber alternativlos.
"Power of Choice" verkauft Autos
Automarken und Händler sollten aktiv herausstellen, dass sie bei den Antrieben mehrgleisig fahren und so Kundenwünsche und grüne Mobilität unter einen Hut bringen. BMW zeigt uns doch als Vorreiter, dass und wie erfolgreich Elektroautos wegen "Power of Choice" verkauft werden. Audi und Mercedes forcieren ebenfalls mehrgleisige Antriebsstrategien, und Toyota hat dem Kind sogar den schönen Namen "Multi-Path-Strategie" verpasst. Das aktive Angebot einer breiten Antriebspalette ist schließlich auch ein Stück gelebter Kundenorientierung.
Um Vertrauen aufzubauen, sollten etablierte OEM die Strahlkraft ihrer Marken besser nutzen und aktiv herausstellen, dass Automarke XY auch dann Automarke XY bleibt, wenn das jeweilige Modell elektrisch betrieben wird. Zusätzlich dürfen auch die Führungskräfte in Industrie und Handel Gesicht zeigen und betonen, dass sie zur Antriebsvielfalt als Weg zur enkeltauglichen Mobilität stehen. Das vom Kunden gewünschte Nebeneinander von CO2-optimierten Verbrennern und E-Autos könnte sogar zum Wettbewerbsvorteil etablierter Automarken und Händler entwickelt werden. Fazit: Die Antriebswende kommt, aber nicht mit Zwang.