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Kommentar: Antriebsvielfalt statt Elektro-Zwangsbeglückung

06.02.2025 16:54 Uhr
Konrad Weßner
Dr. Konrad Weßner hat 30 Jahre Erfahrung mit Marktforschungs- und Strategieprojekten in der Automobilbranche. Er ist Gründer und aktiver Gesellschafter der interaktiven Mobilitätsberatung MOBILITY4.ME sowie von puls Marktforschung
© Foto: puls Marktforschung

Es ist kontraproduktiv und schädlich für die Etablierung der Elektromobilität, wenn Auto-Interessenten das Gefühl bekommen, in die "Elektroecke" gedrängt zu werden. Wer die Wahl bietet, ist klar im Vorteil!

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Statt der politisch gewünschten Entwicklung von Deutschland zu einem internationalen Leitmarkt für Elektromobilität haben wir im Autojahr 2024 einen historischen Einbruch der Elektroautos um satte 27 Prozent verzeichnet. Auch für das kommende Jahr erwarten Studien wie der jüngst vorgestellte DAT-Report ein weiteres "Abwarten und Tee trinken". Angesichts der zunehmenden Skepsis gegenüber E Autos hilft es auch nicht, dass E-Auto-Erfahrene der Anschaffung eines Elektroautos offener gegenüberstehen. Schließlich geht es darum, Menschen von Elektroautos zu überzeugen, die damit eben keine Erfahrungen haben.

Und die sind anspruchsvoll: Während die "Early Adopter" der ersten E-Autos Kundenwelle als "Greentech-Fans" viel Vorwissen eingebracht und Probleme rund ums Laden in Kauf genommen haben, achten die Interessenten der zweiten Welle stärker auf den Preis und die Alltagstauglichkeit. Sie haben auch keine "Electric-first"-Präferenz, sondern wollen zwischen verschiedenen Antrieben wählen. Es ist daher sogar schädlich für den Verkauf von E-Autos, wenn Interessenten das Gefühl haben, in die "Elektroecke" gedrängt zu werden – besonders mit dem moralischen Zeigefinger!

Verbot und Trotz

Niemals hat sich eine technologische Innovation deshalb etabliert, weil sie politisch gewünscht war oder weil die bisherige Technologie verboten wurde. Innovationen wie das Smartphone waren vielmehr deshalb erfolgreich, weil sie ohne Kaufprämie die Kunden überzeugt haben. Auch die Elektromobilität wird nicht dadurch begehrlich, dass Verbrenner verboten werden. E-Autos werden kommen und der Markt für Verbrenner hat vermutlich ein Verfallsdatum. Keine Politik dieser Welt kann aber wissen, wann dieses Verfallsdatum ist und ob es dann für die ganze Welt und für Jeden gilt.

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Wie alle bisherigen Innovationen auch werden E Autos nicht sofort alle überzeugen, sondern schrittweise erst "Early Adopter" und dann eine "Early Minority", um schließlich irgendwann den Massenmarkt zu erobern. Über das Timing dieses Diffusionsprozesses entscheiden aber allein die Kunden. Dazu kommt ein psychologisches Argument: Je mehr uns die Politik, Medien und "Experten" eintrichtern wollen, dass E-Autos gut ("Neue Welt") und Verbrenner böse sind ("Alte Welt"), desto größer wird die "Trotzreaktion" sein. Ähnlich den in Deutschland eingebrochenen Wärmepumpen reagieren die Menschen halt auch beim E-Auto allergisch auf moralische Bevormundung und angebliche Alternativlosigkeit einer bestimmten Technologie.

Technologieoffenheit ist der beste Weg

Was spricht dagegen, die bisher im Verkehr befindlichen Autos mit non-fossilen Kraftstoffen wir HVO100 zu betanken? Die angebliche Rolle rückwärts zu CO2-optimierten Verbrennern wäre von in Wahrheit eine Rolle vorwärts für klimaschonende Mobilität. Weil manche Politiker Deutschlands Autofahrer offensichtlich für zu doof halten, um zwischen klimafreundlichen Kraftstoffen für Bestandsfahrzeuge und neuen Antrieben für Neuzulassungen zu unterscheiden, wollen sie uns weismachen, dass Technologieoffenheit ein Irrweg ist. Das Gegenteil ist der Fall: Der Wettbewerb zwischen verschiedenen Antriebstechnologien ist der wirksamste Weg, um Mobilität "grün" zu machen. Zukunftsfähige Automarken sind von daher gut beraten, Verbrenner frisch zu halten und in Elektro zu investieren. Eine solche Hybrid-Strategie mag teuer sein, ist aber alternativlos.

"Power of Choice" verkauft Autos

Automarken und Händler sollten aktiv herausstellen, dass sie bei den Antrieben mehrgleisig fahren und so Kundenwünsche und grüne Mobilität unter einen Hut bringen. BMW zeigt uns doch als Vorreiter, dass und wie erfolgreich Elektroautos wegen "Power of Choice" verkauft werden. Audi und Mercedes forcieren ebenfalls mehrgleisige Antriebsstrategien, und Toyota hat dem Kind sogar den schönen Namen "Multi-Path-Strategie" verpasst. Das aktive Angebot einer breiten Antriebspalette ist schließlich auch ein Stück gelebter Kundenorientierung.

Um Vertrauen aufzubauen, sollten etablierte OEM die Strahlkraft ihrer Marken besser nutzen und aktiv herausstellen, dass Automarke XY auch dann Automarke XY bleibt, wenn das jeweilige Modell elektrisch betrieben wird. Zusätzlich dürfen auch die Führungskräfte in Industrie und Handel Gesicht zeigen und betonen, dass sie zur Antriebsvielfalt als Weg zur enkeltauglichen Mobilität stehen. Das vom Kunden gewünschte Nebeneinander von CO2-optimierten Verbrennern und E-Autos könnte sogar zum Wettbewerbsvorteil etablierter Automarken und Händler entwickelt werden. Fazit: Die Antriebswende kommt, aber nicht mit Zwang.


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Dr. Konrad Weßner hat 30 Jahre Erfahrung mit Marktforschungs- und Strategieprojekten in der Automobilbranche. Er ist Gründer und aktiver Gesellschafter der interaktiven Mobilitätsberatung MOBILITY4.ME sowie von puls Marktforschung.



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Peter Warncke

06.02.2025 - 18:07 Uhr

... Okay, Boomer... Wieder einer der "Experten" der den Schlaumeiern der FDP, den Altvorderen der CDU und den Rattenfängern der Ja-zum-Diesel-AfD auf den Leim geht!! Das es heute und auf absehbare keine (bezahlbaren) klimaneutralen Kraftstoffe gibt, könnte man den Autokäufern ja auch mal mitteilen. Auch das Benzin und Diesel spätestens ab 2027 durch Aufnahme in den CO2-Zertifikate-Handel deutlich teurer werden. Das gebietet die Fairness. Wer sich auch nur kurz mit dem Thema aus technischer Sicht nähert, dem offenbart sich das entscheidende Problem der ohnehin schon schlechten Wirkungsgrade der Verbrennungsmotoren, der durch die Umwandlungsprozesse bei E-Fuels und HVO100 nur noch schlechter wird. Auch dass deren Produktionskapazitäten NIE ausreichen werden auch nur den aktuellen Fahrzeugbestand in nennenswerten Anteilen zu dekarbonisieren gehört erwähnt. Von den Nachteilen bei den Emissionen Lärm, Stickoxiden und Partikeln ganz zu schweigen... Das Klima wartet nicht bis auch in Deutschland irgendwann die Erkenntnis reift, dass es zum BEV keine vernünftige Alternativen gibt! Dagegen verliert die deutsche Autoindustrie weiter an weltweiter Wettbewerbsfähigkeit, wenn Sie sich nicht endlich konsequent auf E-Mobilität umstellt. Fragt die Amerikaner mit Ihren Pick-up-Monstern, die der Rest der Welt verschmäht...


Martin Züchner

07.02.2025 - 08:04 Uhr

Der Titel lässt Ignoranz gegenüber der Klimakrise vermuten. Im Text wird es dann etwas sachlicher. Doch warum wird der Inhalt nicht zum Titel? Bei der Überschriften-Leserei werden so Meinungen verfestigt. Deutschland ist ein Geisterfahrer in Sachen Antriebswende und emotionalisiert hier ein Thema zu einem Objekt "Auto", welches international immer mehr Kopfschütteln hervorruft. Dabei hätten und haben wir hier im Lande kluge Köpfe, die aber von arrogantem Top-Managern (leider fast keine Frauen dabei) in den letzten Jahren ausgebremst wurden.


Johannes Schnettler

07.02.2025 - 09:28 Uhr

Danke, treffend auf den Punkt gebracht. Und endlich wird die angebliche Analogie zum Smartphone (dito Digitalfotografie) mal korrekt angewendet. Neue Technologie setzt sich nicht durch, weil sie neu ist, sondern besser. Beim E-Autofahren fehlen momentan eben noch die konkreten Vorteile (Kosten, Flexibilität), die beim Smartphone sehr schnell herausstachen.


Manfred

12.02.2025 - 09:28 Uhr

Dieder Artikel ist genau richtig. Zwang und Druck erzeugt schon bei Kindern Gegenstück und Skepsis. Die Plugin Technologie wurde in Deutschland kaputt geredet. China gilt immer als E-Vorbild. Aber die Wahrheit ist, dass in China mehr Ülugins und Verbrenner verkauft werden als E-Fahrzeuge. Ich selbst bin davon überzeugt, dass heute schon 90% der Privatleute und mindesten 80% der Gewerbetreibenden elektrisch fahren könnten. Aber solange z.B. Versicherungen für Plugins und E-Fahrzeuge zwischen 40-70% mehr Kosten als für reine Verbrenner kann sich das halt nur eine Minderheit leisten. Von den Kaufpreisen und den Ladepreisen unterwegs ganz zu schweigen. Deutschland wird die Welt nicht retten können, wenn es seine Bürger überfordert und knebelt. Eine Stufe langsamer und die Entscheidung offener halte denke ich bringt mehr.


Der E-Verkäufer

14.02.2025 - 09:12 Uhr

"Technologieoffenheit" ist auch nur ein Euphemismus für "Wir wollen uns nicht weiterentwickeln und scheiXXen auf den Klimawandel.


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