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Kommentar: Und was tun Sie?

30.06.2016 10:39 Uhr
Kommentar: Und was tun Sie?
Prof. Anita Friedel-Beitz ist Vorstandsmitglied des BFC-Fördervereins.
© Foto: APR

Wer N wie Nachwuchs sagt, muss auch B wie Betreuung sagen. Doch was die Kfz-Branche dieses Jahr den BFC-Studenten bei den Projektarbeiten zugemutet hat, zeugt von schlechtem Stil.

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Ein Kommentar von Prof. Anita Friedel-Beitz

Qualifizierten Nachwuchs wünscht sich jedes Autohaus. Am liebsten in der Version, dass die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Und oh Wunder: Einige Tauben-Bratereien hat das Kfz-Gewerbe ja – wie die Bundesfachschule für das Kfz-Gewerbe (BFC), die am Mittwoch ihren 53. Jahrgang erfolgreich verabschiedete. Zu den Aufgaben des elfmonatigen Studiums gehört eine sogenannte Projektarbeit. Unternehmen der Kfz-Branche vergeben diese im Januar eines jeden Jahres. Aus den verschiedensten Themenfeldern können jeweils drei Studenten ein Thema auswählen und anschließend bearbeiten. Und es ist natürlich logisch, dass das beauftragende Unternehmen die Projektarbeit seiner Studenten auch zu betreuen hat.

Seit vielen Jahren mache ich mir diese Mühe. Denn wer N wie geeigneten Nachwuchs sagt, der muss auch B wie Betreuung sagen. Doch was man da dieses Jahr den Studenten zugemutet hat, das war schon hanebüchen. Da vergibt ein Autohaus eine Studienarbeit und lässt die jungen Leute quer durch die Republik zu einer Besprechung reisen. Vor Ort ist dann niemand da, keiner weiß von etwas. Was für ein mieser Stil! Andere Autohäuser hatten ihre Kinder selbst auf der BFC, sie wissen also um die Qualität der Weiterbildung, werden im Rahmen der Studienarbeiten angesprochen und sind dann tagelang nicht erreichbar, haben keine Zeit, können keine Auskunft geben, weil das Thema so heiß ist. O-Ton: "Wenn ich dazu etwas sage, bekomme ich Probleme mit meinem Hersteller."

Wo ist denn da die Courage, die gar keine ist, denn dem Auskunftgebenden ist immer Vertraulichkeit und Anonymität zugesagt. Wie sollen die jungen Menschen etwas lernen, wenn keiner Einblicke ins Tagesgeschäft geben möchte? Wollen Sie Schönredner, Blauäugige oder angehende Führungskräfte? Wer über Nachwuchsmangel klagt, sollte sich zunächst immer an die eigene Nase fassen!

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KOMMENTARE


Michael Paul

01.07.2016 - 09:11 Uhr

Hallo Frau Beitz,Ich bin da ganz bei Ihnen - trotzdem ist die "Stromlinienförmigkeit" und "die drei Affen" genau das, was die Hersteller sich wünschen. Authentizität, Ehrlichkeit und Offenheit - auch wenn es unangenehm sein könnte - ist gerade vom Marktführer nicht gewünscht. Oder warum meinen Sie, werden Gruppen immer größer und die inhabergeführten Betriebe verschwinden nach und nach? Wahrscheinlich haben die Studierenden sich genau in solch einer "Gruppe" verlaufen. Denn ein ein Inhaber hätte sich wohl an ein solches Projekt erinnert. Es sind die Parallelwelten, die gewünscht sind - siehe "big Short" und "Dieselthematik" - das bodenständige Unternehmertum ist eine aussterbende Spezies...Leider handelt dieses Magazin genau danach, findet man doch kaum noch wirklich handelsorientierte Artikel, sondern mehr und mehr Eröffnungen von Glaspalästen irgendwelcher konzernverbundenen Unternehmen...Genau dieser "Morbus Chron" verdient einmal eine Studie....


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