Bund und Länder haben auf einem digitalen Corona-Gipfel neue Maßnahmen in der Pandemie beschlossen. Dazu gehören vor allem Kontaktbeschränkungen für ungeimpfte Personen im privaten und öffentlichen Bereich. Wie erwartet, wird im Einzelhandel eine 2G-Regelung eingeführt – flächendeckend und inzidenzunabhängig. Davon ausgenommen sind Läden und Geschäfte, die Teil der Grundversorgung sind, beispielsweise Supermärkte und Apotheken. In alle anderen Geschäfte des Einzelhandels dürfen künftig nur doppelt gegen das Coronavirus geimpfte und von Covid-19 genesene Personen eintreten. Dies müssen die Betreiber kontrollieren.
Bereits im Vorfeld hatte das Deutsche Kfz-Gewerbe (ZDK) vor den negativen Folgen einer 2G-Regelung für Autohändler gewarnt. Eine erneute Einschränkung des Geschäftsbetriebs sei für die Betriebe weder zu verkraften noch zumutbar, sagte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski am Donnerstag in einer Online-Sitzung des Verbandsvorstands. Das Gremium hatte sich dafür ausgesprochen, eine differenzierte Lösung auf den Weg zu bringen – ohne Erfolg.
Die Autohäuser seien erwiesenermaßen keine Infektionsherde, da sie in der Regel über große Ausstellungs- und Verkaufsbereiche verfügten, in denen jeweils nur wenige Kunden gleichzeitig anwesend seien und deshalb auch weder Gedränge noch Schlange stehen herrsche, betonte Karpinski. Die Kundinnen und Kunden hätten auch weiterhin die Möglichkeit haben müssen, auf Basis eines negativen Schnelltestergebnisses ein Autohaus aufsuchen zu können.
Der oberste Branchenvertreter verwies auf die ohnehin kritische Phase, in der sich der Automobilhandel derzeit befinde: "Erst war der Präsenzhandel im ersten Halbjahr durch den Lockdown fast komplett lahmgelegt, und als wir wieder durchstarten wollten, hat uns die Halbleiter-Krise in der zweiten Jahreshälfte das Neuwagengeschäft verhagelt. "Daher werde das Autojahr 2021 wohl noch schlechter ausfallen als das Krisenjahr 2020.
Karpinski unterstrich: "Wir stehen voll und ganz hinter dem Ziel, die Corona-Pandemie durch die Steigerung der Impfquote erfolgreich zu bekämpfen". Zugangsbeschränkungen für Autohäuser seien dafür jedoch kein geeignetes Instrument.
Starke Umsatzeinbußen prognostiziert
Vor dem Hintergrund der 2G-Regel-Einführung rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit Umsatzeinbußen von etwa 5,3 Milliarden Euro beim stationären Einzelhandel im Dezember. Die Einführung werde vor allem kleinere Betriebe sehr hart treffen, sagte IW-Experte Christian Rusche dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). Nach seiner Ansicht würden sich wohl zahlreiche Inhaber überlegen, "ob es sich noch lohnt, das Geschäft zu öffnen. Aus diesem Grund wäre es sinnvoll, die finanziellen Hilfen für die betroffenen Handelsunternehmen auszuweiten und bürokratische Hürden bei der Gewährung der Hilfen zu beseitigen."
Auch der Handelsverband Deutschland befürchtet erhebliche Umsatzverluste von bis zu 50 Prozent für die betroffenen Unternehmen. "Das ist nach den ohnehin schon kräftezehrenden Lockdowns der vergangenen Monate für viele nicht zu verkraften", sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der Funke Mediengruppe. Er forderte die Politik auf, diese Maßnahmen zurückzunehmen – "ansonsten erlebt der Einzelhandel zum Jahresschluss ein Debakel".
L.L.
Henry
Michael
Karl-Heinrich Schniewind