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Kfz-Gewerbe: 1,4 Milliarden Umsatzplus in Hessen

09.03.2016 11:04 Uhr
Kfz-Gewerbe: 1,4 Milliarden Umsatzplus in Hessen
Hessens Händlervertreter: Jürgen Karpinski, Vizepräsident Michael Kraft (2.v.r.), Geschäftsführer Joachim Kuhn (l.), Pressesprecher Roger Seidl (r.)
© Foto: Landesverband Hessen des Kraftfahrzeuggewerbes

Der hessische Automarkt war 2015 fast 19 Milliarden Euro schwer. 900.000 Autoverkäufe sowie ein Anstieg beim Service-Umsatz stimmen die Branche positiv.

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Das Autojahr 2015 hat sich für die Betriebe in Hessen positiv entwickelt. Wie der Kfz-Landesverband am Dienstag bekannt gab, stieg der Gesamtumsatz um 1,4 Milliarden Euro auf 18,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 17,3). Der Neuwagenumsatz betrug zehn Milliarden Euro (Vorjahr: 9,2), ein Plus von 9,1 Prozent. Mit Gebrauchtwagen wurden 6,0 Milliarden Euro erwirtschaftet (plus 9,5 Prozent), davon hielt der Fachhandel einen Anteil von 4,4 Milliarden Euro (plus 7,3 Prozent). Neue und gebrauchte Nutzfahrzeuge fuhren 706 Millionen Euro (Vorjahr: 679) ein, ein Plus von 4,0 Prozent. Der Service-Umsatz stieg um 1,3 Prozent auf 2,11 Milliarden Euro.

Probleme bereitet den Betrieben die Gesamtumsatzrendite vor Steuern; sie betrug 2015 rund 1,4 Prozent. Damit sei die Branche noch entfernt von drei Prozent Mindestrendite, sagte Landesverbandspräsident Jürgen Karpinski. Diese würden aber benötigt, um in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter, in moderne Werkstatttechnik und "nicht zuletzt in Glas, Stahl und Steine nach den Vorgaben der Hersteller für den Neuwagenvertrieb zu investieren".

Insgesamt wurden 904.473 (Vorjahr: 854.150) Fahrzeuge verkauft, davon 562.031 (Vorjahr: 520.585) in den Autohäusern. Das sei das höchste Verkaufsergebnis seit dem Jahr 2009, so Karpinski. Dabei legte der Neuwagenmarkt um neun Prozent, das Gebrauchtwagengeschäft um 4,1 Prozent zu. Enttäuschend entwickelten sich die alternativen Antriebe. Abwärts ging es für die gasbetriebenen Pkw (902, Vorjahr: 1.253). Die um Sondereffekte angereicherte Zulassungsstatistik für Elektromobile weist 4.005 Fahrzeuge (Vorjahr: 535) aus. Bereinigt könne man jedoch von einem Verkaufsergebnis auf dem Niveau des Jahres 2014 ausgehen, so Karpinski.

Insgesamt sprach der Landesverbandspräsident von einem dynamischen Automarkt. Für 2016 erwartet er "ein Autojahr auf Vorjahres-Niveau". Die Minuszahlen bei Besitzumschreibungen und das kleine Plus bei den Pkw-Neuzulassungen seien jedoch kein Traumstart gewesen. Knapp 340.000 Pkw-Neuzulassungen und 560.000 Besitzumschreibungen sieht er als "eine realistische Prognose".

Nein zur Elektro-Kaufprämie

Karpinski bekräftigte in Frankfurt sein Nein zur Elektro-Kaufprämie. Ziel müsse es vielmehr sein, die Vorbehalte der Kunden durch Produktverbesserungen und einen Ausbau der Ladeinfrastruktur auszuräumen, statt durch Geldprämien ein Strohfeuer zu entfachen. Als verkappte Steuererhöhung bezeichnete Karpinski die von Bundesumweltministerin Hendricks geforderte zusätzliche CO2-Abgabe. "Im Koalitionsvertrag steht klipp und klar, dass Steuererhöhungen in dieser Legislaturperiode ausgeschlossen sind."

Auch der von ihr und anderen ins Gespräch gebrachten Erhöhung des Steuersatzes auf Dieselkraftstoff erteilte das Hessische Kfz-Gewerbe eine Absage. Das träfe vor allem viele Millionen Berufspendler, so der Verbandschef. Der Diesel habe in Hessen 7,7 Prozent zugelegt, die Diesel-Quote betrage 50,6 Prozent. "Das heißt, jeder zweite Neuwagen war ein Diesel. Für mich ist das ein klares Bekenntnis zum im Moment stark gescholtenen Diesel", erklärte Karpinski.

Als "die große Herausforderung der Gegenwart und Zukunft" bezeichnete er die Digitalisierung und die damit verbundenen Konsequenzen für Unternehmen und Verbraucher. Dabei stelle sich immer drängender die Frage nach der Daten-Hoheit. Zudem untergrabe die direkte Beziehung des Herstellers zum Kunden im Internet das Arbeitsprinzip, nach dem der Hersteller Automobile herstellt, Handel und Service diese verkaufen und warten.

Rendite im Service unter Druck

Sorgen bereitet dem Kfz-Gewerbe auch, dass die Rendite im Service weiter unter Druck geraten – etwa durch Initiativen von Versicherungsunternehmen, mit Kunden-Apps die Kosten im Schadenfall weiter zu drücken. Die Kunden können mit nur wenigen Klicks ihren Schaden melden und zwischen der sofortigen Überweisung des Festbetrages oder der Vermittlung an eine Partner-Werkstatt wählen.

Was auf den ersten Blick bequem und lukrativ erscheint, könne aber im Nachhinein teuer werden, warnte Karpinski. Denn die Gutachter schätzen den Schaden im Schnelldurchgang, ohne das beschädigte Fahrzeug in Augenschein genommen zu haben. Die Verbraucher wüssten oft gar nicht, welche Prozesse hinter den Apps stecken und wie sich diese auswirken. Hier sei dringend mehr Aufklärung geboten. (se)

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