Der US-Automarkt hat im Juli an Schwung verloren - die Sorgen um ein Ende des von Billigsprit und niedrigen Zinsen befeuerten Booms nehmen zu. Branchenschwergewichte wie Ford, General Motors (GM) und Toyota mussten Einbußen hinnehmen, wie die am Dienstag veröffentlichten Verkaufszahlen zeigen. Besonders schlecht schnitten erneut die deutschen Hersteller VW und BMW ab.
VW gerät auf dem für Europas größten Autobauer chronisch schwierigen US-Markt weiter ins Hintertreffen: Im Juli sackten die Verkäufe im Jahresvergleich um gut acht Prozent auf 28.758 Neuwagen ab. Ein Verkaufsstopp von Dieselmodellen im Zuge des Abgas-Skandals hat VW in den letzten Monaten weiter ausgebremst. Besser lief es für die Oberklasse-Tochter Audi, die vier Prozent mehr Fahrzeuge loswurde.
Daimlers US-Geschäfte brummten indes mit einem 7,2-prozentigen Absatzplus regelrecht. Premium-Rivale BMW kämpft derweil weiter mit schwächelnden Verkäufen. Der Absatz inklusive der Marke Mini ging um 5,0 Prozent auf 30 551 Autos zurück. Die Nachfrage der US-Kunden war bereits in den Vormonaten deutlich gesunken. Inzwischen stehen die Zeichen auf dem US-Markt allerdings auch insgesamt auf Abkühlung - das bekamen andere Hersteller ebenfalls zu spüren.
GM verkauft weniger
So brachte US-Branchenprimus GM im vergangenen Monat mit 267.258 Neuwagen knapp zwei Prozent weniger Fahrzeuge auf die Straße als im Vorjahreszeitraum. Rivale Ford meldete ein Minus von drei Prozent. Das US-Traditionsunternehmen hatte Anleger bereits in der Vorwoche bei der Vorlage seiner Quartalszahlen mit einem Warnruf verunsichert, dass die fetten Zeiten auf dem US-Automarkt bald vorbei sein dürften.
Günstiger Sprit und tiefe Finanzierungszinsen haben die Amerikaner in den letzten Jahren in die Autohäuser getrieben und der Branche 2015 zu einem Rekordjahr mit 17,5 Millionen verkauften Neuwagen verholfen. Vor allem schwere Pick-up-Trucks und SUV stehen noch immer hoch im Kurs. Experten fürchten allerdings schon länger, dass der Boom nach sechs Jahren mit steigenden Verkaufszahlen seinen Höhepunkt erreicht haben könnte.
Auch VW-Erzrivale Toyota musste im Juli ein Absatzminus von 1,4 Prozent hinnehmen. Fiat Chrysler gelang nur noch ein Mini-Zuwachs von 0,3 Prozent. Die japanischen Wettbewerber Honda und Nissan konnten immerhin noch um vier und zwei Prozent zulegen.
Medienberichten zufolge kam das Wachstum auf dem Automarkt insgesamt mit etwa 1,395 Millionen verkauften Neuwagen zum Erliegen. (dpa)