Nissan Leaf: Jetzt auch in Deutschland angekommen

Der Nissan Leaf feiert einen Einstand nach Maß: seit Vorverkaufsstart vor etwa einem halben Jahr sind allein in Deutschland bereits mehr als 3.000 Bestellungen für die Neuauflage des meistverkauften Elektroautos der Welt eingegangen. Damit könnte der Leaf endlich einen großen Sprung nach vorne machen: 2017 war er nämlich unter den beliebtesten Elektroautos in Deutschland mit 841 Zulassungen nur auf Platz zehn gelandet. Zum Vergleich: Ganz vorne auf der Liste stand der Renault Zoe mit 4.322 Einheiten. Seit März wird aber jetzt der neue Leaf hierzulande ausgeliefert und die Zulassungen gehen nach oben. Wie weit, muss sich noch herausstellen, denn die in den letzten Jahren überschaubaren Zulassungszahlen haben dazu geführt, dass der Hersteller derzeit die deutschen Händler nicht mit genügend Autos versorgt. Die Lieferzeiten für den im englischen Sunderland gebauten Leaf liegen aktuell bei sieben bis acht Monaten, das heißt in vielen Fällen 2019. Noch hoffen die Händler, dass es dem seit Ende letzten Jahres an der Spitze von Nissan Center Europe stehenden Geschäftsführer Guillaume Pelletreau gelingt, mehr Einheiten nach Deutschland zu bekommen. Der langjährige Nissan-Manager war vor seinem Wechsel nach Brühl zweieinhalb Jahre Vice President Corporate Strategy and Planning bei Nissan Europa und gilt als gut vernetzt. Lieferzeiten sind ein Thema "Wenn es einer schafft, dann er", meint zum Beispiel Markus Walter, Nissan-Händler aus Pforzheim und im Vorstand des Nissan Händlerverbandes. Das Autozentrum Walter bietet seit 1994 Elektrofahrzeuge an, präsentiert auch viel außer Haus, Mitarbeiter halten Vorträge zu dem Thema. "Derzeit sind die Lieferzeiten das Hauptthema", so Walter. Die Fahrzeuge seien top - und zwar nicht nur der Leaf, sondern auch das Nutzfahrzeug E-NV200. Gerade im Speckgürtel von Stuttgart, zu dem auch Pforzheim gehört, sei die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen derzeit enorm. Deswegen traut Walter dem neuen Leaf sogar zu, die Verkäufe, die durch den Wegfall der beiden Modelle "Pulsar" und "Note" fehlen, zu kompensieren. Jetzt Adressen nutzen Auch die anderen von AUTOHAUS befragten Händler zeigten sich begeistert vom neuen Leaf und dessen Verkaufserfolg. Martin Huber, Geschäftsführer von MKM Huber: "Das Auto ist spitze." 180 neue Leaf haben die Verkäufer in seinen Betrieben schon an die Kunden gebracht, die meisten davon in den beiden Zweigbetrieben in München: "Der Stadtkunde reagiert früher." Die Angst vor Fahrverboten lenke Richtung Elektrofahrzeug. Aber auch auf dem Land tut sich was: "Jetzt zahlt sich die jahrelange Arbeit meiner Verkäufer aus: Wir sind seit langem auf jeder Messe und jedem Elektromobilitätstag in unserem Einzugsbereich und haben viele Adressen gesammelt. Die können wir jetzt nutzen." Waren die Verkäufer bisher alles andere als begeistert, wenn sie wieder einmal zu einem Elektrotag mussten, weil das bedeutete, viel zu erklären und wenig zu verkaufen, so können sie jetzt von ihrem so aufgebauten Adressenpotenzial profitieren. "Jetzt haben wir eine vernünftige Marge und vernünftige Autos. Die Kunden wollen kaufen und nicht nur diskutieren", so Huber. Elektrotag im Autohaus Zur Einführung der Elektrofahrzeuge Leaf und E-NV200 veranstaltete das Autohaus Huber in Wasserburg einen Tag rund um das Thema Elektro. Gezeigt wurden dabei nicht nur die neuen Autos, die natürlich auch ausprobiert werden konnten, ebenso wie E-Bikes und Segways. Vor Ort waren auch andere Aussteller mit Photovoltaikanlagen, Ladesystemen für E-Fahrzeuge und die örtlichen Stadtwerke mit ihrer Elektromobilitätsflatrate. Fachvorträge zum Thema "Elektromobilität - Einfach machen" oder "Photovoltaik-Anlage und E-Auto" rundeten das Programm ab. Beim Thema Ladeinfrastruktur ist Huber auch vorne dabei: Im Hauptbetrieb in Wasserburg hat das Unternehmen schon eine Schnellladesäule und drei Wallboxes. Die Energie dafür kommt aus der hauseigenen Solaranlage auf dem Dach. Auch in Eggenfelden soll der bestehende Betrieb jetzt mit einer Solaranlage bestückt werden. "Das ist für ein Autohaus ideal: Den größten Bedarf haben wir tagsüber, wenn die Sonne scheint." Erfolgreiche Verkäufer Auch Marcel Hein, Verkäufer im Autohaus Am Prinzert in Darmstadt, berichtet von guten Verkäufen. Über 80 neue Leaf hat der Nissan-Händler schon verkauft. Grund laut Hein: "Unser Elektroauto sieht super aus und ist sehr günstig." 36.000 Euro (Herstellerangabe: ab 31.950 Euro) geben die Kunden laut Hein im Schnitt aus, meistens läuft der Leaf als Zweitwagen. Heins Beobachtung: "Die Kunden wollen sagen können, dass sie ein Elektroauto fahren." Das Autohaus Hilpert im mittelfränkischen Weißenburg gehört ebenfalls zu den erfolgreichen Leaf-Verkäufern. Im knapp 18.000 Einwohner zählenden Städtchen fanden schon 40 Einheiten des Stromers der modernsten Baureihe neue Besitzer. Verkäufer Marco Lehmeier kennt den Grund: "Weil wir dahinterstehen." Auch dieses Autohaus hat eine eigene Schnellladesäule und ist mit seiner Wallbox bei Chargemap gelistet. Mit dieser App können Kunden auf der ganzen Welt Ladestationen finden. Mehr Reichweite Was den neuen Leaf auszeichnet: Er kommt mit einem 150 PS starken Elektromotor und einer abermals verstärkten Batterie mit einer Kapazität von 40 kWh im Vergleich zu den 30 kWh des Vorgängermodells daher. Das weiterentwickelte Batterielayout von Nissan ermöglicht eine höhere Energiespeicherkapazität, ohne dabei das Volumen zu vergrößern. Die Einheit ist genauso groß wie die Batterie der ersten Generation, aber: Kam das Modell von 2010 damit 122 Kilometer weit, so schafft es die Version von 2018 auf 285 Kilometer Reichweite nach der neuen WLTP-Messung. Nach Neuem Europäischen Fahrzyklus (NEFZ), der früheren Messmethode, wären es sogar 378 Kilometer. Nach WLTP-Verfahren getestet Als eines der ersten Elektroautos überhaupt wurde der Nissan Leaf aber im WLTP-Verfahren geprüft. Das Prüfverfahren orientiert sich stärker am tatsächlichen Straßenverkehr und gibt dadurch realitätsnahe Referenzwerte. Im Stadtbetrieb sind nach Angaben des Herstellers deshalb sogar bis zu 415 Kilometer mit nur einer Akkuladung möglich. An Chademo-Schnellladestationen (Ladeleistung von bis zu 50 kW) lässt sich der Hochvolt-Akku binnen 40 bis 60 Minuten auf bis zu 80 Prozent aufladen. An einer 22-kW-Wallbox wird der volle Ladestand nach 8,5 Stunden erreicht. Technische Highlights Aber nicht nur die Reichweite hat sich verbessert: Als technische Highlights sind im Nissan Leaf der ProPilot zum teilautomatisierten Fahren und das e-Pedal verbaut, mit dem sich das Fahrzeug zum großen Teil über nur ein Pedal steuern lässt. Mit NissanConnect EV, dem Infotainment- und Navigationssystem, kann der Leaf-Fahrer zum Beispiel nach Standort und Öffnungszeiten von Ladestationen suchen. Über das Smartphone kann auch der Batteriestatus überprüft werden. Und auch nicht unwichtig: Der neue sieht einfach besser aus. Kurzfassung Autohäuser, die sich schon bisher bei dem Thema engagiert haben, können jetzt von ihrer jahrelangen Arbeit profitieren. Denn beim neuen Leaf passen nicht nur die Reichweite, die Technik und das Design. Auch die Marge passt. An den Lieferzeiten wird noch gearbeitet.

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