Ausgabe 03/2008: Im Schatten des Riesen

Volkswagen / In Mexiko wird vor allem für den nordamerikanischen Markt produziert.Im Schatten des Riesenvon Ralph M. MeunzelUm seine Position auf dem US-Markt auszubauen und um endlich wieder Geld zu verdienen, hat sich Volkswagen bekanntlich entschlossen, ein neues Werk in den Vereinigten Staaten zu errichten. Nach dem Willen von Amerika-Chef Stefan Jacoby sollen von 2012 an wieder VW-Modelle auf amerikanischen Boden vom Markt rollen. Der Absatz soll bis 2018 von 240.000 Einheiten auf 800.000 Fahrzeuge p. a. steigen. Damit rückt auch das VW-Werk im mexikanischen Puebla in den Fokus. Die Bedenken, dass damit die Produktion in Mittelamerika gefährdet ist, werden von VW zwar mit Wachstumsperspektiven zerstreut. Dennoch hat beispielsweise Betriebsratschef Bernd Osterloh seine Zustimmung im Aufsichtsrat davon abhängig gemacht, dass kein bisheriger Standort des Konzerns unter der neuen Fabrik leiden dürfe. Osterloh: "Das mexikanische Werk muss ausgelastet sein". Es ist allerdings klar, dass es längst nicht genügt, nur ein neues Werk vermutlich im "gewerkschaftsliberaleren" Süden der USA zu bauen, um den gewünschten Erfolg zu haben. Im größten Automarkt der Welt geht es um ein größeres Händlernetz, Qualität und Kundenzufriedenheit. Dass hier noch viel zu tun ist, belegen die Rankings der regelmäßigen Zufriedenheitsbefragungen. 80 Prozent ExportIm vergangenen Jahr hat Volkswagen de México rund 410.000 Pkw und Kombi produziert. 63.000 mehr als 2006. Über 80 Prozent der Produktion davon gingen ins Ausland. Europa war mit 163.000 Autos in 2007 der größte Abnehmer. Zu den Produkten zählt der Golf Variant, der ausschließlich in Puebla produziert wird. 120.000 Fahrzeuge hat man in die USA exportiert – 12.000 weniger als 2006. Die amerikanischen Händler erhalten aus dem südlichen Nachbarland den New Beetle, das New Beetle Cabrio sowie den Jetta. Mit der Freihandelszone (NAFTA SEIT 1992) sind die Zollschranken zum nördlichen Riesen gefallen. Als fünftes Modell bauen die Mexikaner noch den älteren Jetta A4, der sich vor allem im Inland gut verkauft (Platz 3) und nach Südafrika und Brasilien geliefert wird. Mit der Freihandelszone haben sich alle großen Autobauer hier niedergelassen. Bis 1990 tummelten sich lediglich eine Handvoll Produzenten im Schatten des großen Nachbarn, der aufgrund der Erfahrungen in der gemeinsamen Geschichte nicht besonders beliebt ist. Dennoch leben ca. 12 Millionen Mexikaner in den USA. Seit dem Fall der Zollschranken sind fast alle Hersteller im Schwellenland vertreten. GM, Chrysler, Toyota, Renault/Nissan, Ford und Honda nutzen das ehemalige Herrschaftsgebiet der Azteken als kostengünstige Produktionsstätte. Insgesamt werden jährlich rund 2 Millionen Autos und Lastwagen in den 20 Werken hergestellt. General Motors als größter Hersteller in Mexiko produziert davon allein ein Viertel. Im Inland wurden im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Pkw und Kombi neu zugelassen – rund 40.000 weniger als 2006. Marktführer ist die Marke Nissan mit einem Marktanteil von 22,1 Prozent. Volkswagen konnte sich mit 19,4 Prozent Platz 2 vor Chevrolet (18,5 Prozent) sichern. Das preiswerteste Auto der Deutschen, der Pointer, stammt aus Brasilien und kostet ca. 5.700 Euro (90.000 Pesos). Mit 105 Millionen Einwohnern hat Mexiko eine um 20 Prozent größere Bevölkerung als Deutschland und ist fünf Mal größer. 44 Prozent der Leute sind zwischen 20 und 44 Jahre alt. 40 Prozent leben unter der Armutsgrenze und nur drei Prozent können sich ein Auto leisten.

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Im Schatten des Riesen

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