Obwohl die Autos auf deutschen Straßen im Schnitt immer älter werden, sind vergangenes Jahr weniger Fahrzeuge bei der Hauptuntersuchung (HU) durchgefallen. Insgesamt wiesen bundesweit 20,7 Prozent der 2022 geprüften Pkw erhebliche oder gefährliche Mängel auf oder waren verkehrsunsicher, wie aus aktuellen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervorgeht. 2021 waren es noch 20,9 Prozent, vor zwei Jahren 21,1 Prozent.
Ein weiteres Achtel (12,5 Prozent) der Autos hatte vergangenes Jahr geringe Mängel. Das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als in den beiden Vorjahren. Komplett ohne Beanstandung kamen gut zwei Drittel (66,9 Prozent) der Autos durch die HU.
Der Rückgang ist auch deswegen bemerkenswert, weil das Durchschnittsalter der Autos auf deutschen Straßen steigt und die Durchfaller-Quote mit dem Alter zunimmt. Bei Autos bis drei Jahren lag sie bei 4,3 Prozent, bei Fahrzeugen mit mehr als neun Jahren sind es 30,2 Prozent. Auf diese Kategorie entfallen in der KBA-Statistik knapp 54 Prozent der 21,7 Millionen Hauptuntersuchungen im vergangenen Jahr und mehr als 78 Prozent der Durchfaller.
Der ADAC sieht mehrere Gründe hinter dem Rückgang. "Moderne Autos werden tendenziell technisch immer zuverlässiger und sind damit tendenziell weniger auffällig bei der HU", sagte eine Sprecherin. Zudem mache sich auch die Zunahme an Kontrollleuchten und Möglichkeiten zur Fehlermeldung im Display bemerkbar. Dadurch würden Defekte, die bei der HU zu Problemen führen könnten, schon vorher angezeigt und repariert, bevor sie in die Statistik einfließen können. "Ohne Displayanzeige merken viele Autofahrer einen solchen Mangel oft erst spät oder bei der HU." Und auch die geringeren Fahrleistungen im Laufe der Corona-Pandemie spielten vermutlich eine dämpfende Rolle, heißt es vom Verkehrsclub.
Als komplett verkehrsunsicher wurden bei den Hauptuntersuchungen im vergangenen Jahr laut KBA-Statistik nur 11.900 Autos eingestuft. Das waren 0,05 Prozent der vorgeführten Wagen. Sie dürfen dann nicht mehr aus eigener Kraft vom Hof fahren, wie ein Sprecher des TÜV Süd erklärte.
116.300 Autos mit gefährlichen Mängeln
Gefährliche Mängel entdeckten die Prüfer bei rund 116.300 Autos – das ist ein halbes Prozent. Diese Fahrzeuge dürfen danach nur noch nach Hause oder in die Werkstatt gebracht werden und müssen nach der Reparatur zur Nachuntersuchung. Erhebliche Mängel gab es bei 4,37 Millionen Autos beziehungsweise 20,1 Prozent. Diese Fahrzeuge dürfen noch gefahren werden, müssen dem Sprecher zufolge aber «unverzüglich» repariert und ebenfalls zur Nachuntersuchung gebracht werden.
Die geringsten Durchfaller-Quoten finden sich den KBA-Zahlen zufolge in Sachsen mit 18 Prozent, Thüringen mit 18,1 und Sachsen-Anhalt mit 18,3. Die höchsten in Schleswig-Holstein mit 26,1 Prozent, Bremen mit 25,5 und Hamburg mit 25,2. Deutlich besser in Schuss als Autos sind Motorräder.
In der Kategorie Krafträder fielen vergangenes Jahr nur 8,1 Prozent durch, bei 88,5 Prozent wurden keine Mängel festgestellt.
