Der Überlebenskampf von Saab hat sich nach Ostern deutlich verschärft. Nachdem auch am Dienstag alle Bemühungen um den Neustart der Produktion durch frisches Kapital aus Russland ohne Erfolg blieben, wurden die 3.700 Beschäftigten zu einer Betriebsversammlung am Mittwoch eingeladen. Gleichzeitig verlangten Vertreter von Zulieferern, Gewerkschaften sowie schwedische Politiker umgehendes Handeln. Sonst sei das endgültige Aus nicht mehr zu verhindern.
Im Stammwerk Trollhättan konnten seit drei Wochen keine Autos mehr gebaut werden, weil Saab das Geld zur Bezahlung seiner Lieferanten fehlt. Nach unbestätigten Medienberichten hielt sich der russische Finanzier Wladimir Antonow am Dienstag in Stockholm auf. Er gilt als einzig denkbare Quelle für frisches Kapital.
Saab teilte mit, dass der bereits ausgehandelte Verkauf der Fabrikanlage an Antonow wegen der noch ausstehenden Genehmigung sowie harter Auflagen der Europäischen Investitionsbank (EIB) "unsicher" sei. Durch diesen Verkauf könnten sofort 270 Millionen Kronen (30,4 Millionen Euro) für Saab bereitstehen. Antonows schwedischer Sprecher Lars Carlström sagte in Stockholmer Medien, die EIB stelle viel zu harte und völlig neue Forderungen an Saab mit Blick auf die Rückzahlung eigener Kredite.
Der schwedische Hersteller benötigt die Zustimmung der EU-Bank, weil diese einen Kredit über vier Milliarden Kronen für die langfristige Modellentwicklung gewährt hat (wir berichteten). Von diesem Betrag will die EIB nach Saab-Angaben jetzt 3,6 Milliarden Kronen binnen 90 Tagen zurück.
Langfristig will Antonow, dem auch Verbindungen zur Mafia nachgesagt werden, als Eigner zusätzlich zum niederländischen Sportwagenhersteller Spyker Cars bei Saab einsteigen. Im vergangenen Jahr, als Spyker das schwedische Unternehmen vom US-Konzern General Motors (GM) übernahm, wurden in Trollhättan nur noch 32.000 Autos produziert.
Vertrieb: Neue Partner in Russland und China
Ungeachtet der Geldprobleme baut Saab sein internationales Vertriebsnetz aus. Am Montag ernannte der Autobauer Armand Import zur neuen Import- und Vertriebsgesellschaft im wichtigen russischen Markt. Mit sofortiger Wirkung übernehme das Unternehmen von GM CIS sämtliche Verantwortlichkeiten in den Bereichen Marketing und Vertrieb in Russland, hieß es. Mit dem Verkauf soll offiziell Mitte 2011 begonnen werden. Das Händlernetz soll zunächst zwölf Betriebe in großen russischen Städten umfassen.
Auch in China kommt Saab voran. Dort wurde jetzt mit dem Unternehmen CATC eine Grundsatzvereinbarung über den Fahrzeugimport geschlossen. Der Vertrieb soll im Anschluss an die Gründung einer Saab Unternehmung in der Volksrepublik im zweiten Halbjahr aufgenommen werden. (rp/dpa)