Ausgabe 05/2008: Füllstandskontrolle

Klimaservice / Auch Klimaanlagen in neueren Fahrzeugen sind nicht wartungsfrei. Füllstandskontrollevon Thomas SeidenstückerDie regelmäßige Wartung der Klimaanlage ist nicht nur aus technischer Sicht sinnvoll. Sie sichert Werkstätten und Autohäusern auch regelmäßige Erträge. Von besonderem Vorteil ist da der inzwischen vollzogene Umdenkprozess der meisten Fahrzeughersteller und Importeure, die eine Klimainspektion entweder vorschreiben oder eine Funktionsprüfung der Klimaanlage im Rahmen der üblichen Inspektion vorsehen. Nur noch vereinzelt (z. B. Audi, Mercedes, Smart, Suzuki, Toyota, Volvo (Stand 2007)) sehen Hersteller oder Importeur keine Veranlassung einen Klimacheck zu empfehlen. Besser regelmäßigFür Ralf Sommer vom technischen Service bei Hella gibt es keine bessere Möglichkeit, Schäden an der Klimaanlage langfristig vorzubeugen und hohe Reparaturkosten zu vermeiden, als eine regelmäßige Wartung und Kontrolle des Systems. Diese sollte auch einen regelmäßigen Austausch des Trockners beinhalten. Denn trotz modernster Weiterentwicklung der Klimasysteme kann Sommer anhand seiner langjährigen Praxiserfahrungen von keinem System berichten, dessen Leitungen und Verbindung dauerhaft dicht sind oder wo die Trocknereinheit unbegrenzt Feuchtigkeit aufnehmen kann. Sommer: "Unsere Beobachtungen zeigen, dass eine Klimaanlage im Auto pro Jahr bis zu 10 Prozent der eingefüllten Kältemittelmenge verliert. Zudem hat sich aufgrund verbesserter Kondensator-, Verdampfer- und Kompressortechnik die Kältemittelmenge in den letzten Jahren nahezu halbiert und liegt bei einem Mittelklassefahrzeug inzwischen im Bereich von 600 Gramm. Reduziert sich die Kältemittelmenge aufgrund von technisch bedingten Leckagen, wird dies am Anfang durch eine längere Einschaltdauer und Leistung des Kompressors kompensiert. Für den Kunden und die Werkstatt scheint im Anfangsstadium des Kältemittelverlustes noch alles in Ordnung. Doch die Bauteile des Klimasystems werden höher belastet und der Verschleiß nimmt zu." Ein weiteres Problem entsteht durch das in den meisten Klimaanlagen ab Werk verwendete PAG-Öl (PAG = Polyalkylenglykol) zur Schmierung des Kompressors. PAG-Öl ist hygroskopisch und zieht – vergleichbar Bremsflüssigkeit – mit der Zeit Feuchtigkeit ins Klimasystem, wodurch einerseits die Schmierfähigkeit des PAG-Öls sinkt und zum Zweiten die Bildung von Säuren im Klimasystem begünstigt werden soll. Alle Randbedingungen zusammen: Reduzierte Kältemittelmenge, höhere Belastung des Kompressors und verringerte Schmiereigenschaften des PAG-Öls führen in der Folge zum Ausfall und/oder zur Verschmutzung des Klimasystems. Insbesondere ein auftretender Kompressorschaden verursacht hohe Materialkosten und eine aufwändige Reparatur des Klimasystems. Spülen und schnüffelnEine gängige Methode, Metallabrieb, Späne und Ölrückstände aus dem Klimakreislauf zu entfernen, ist das Spülen des Systems. Laut Sommer stellt sich für die Werkstatt dann meist die Frage nach der besten Spülmethode. Grundsätzlich werden heute drei Verfahren empfohlen: Spülen mit Stickstoff, Spülen mit einer speziellen Spüllösung oder Spülen mit Kältemittel. Das Spülen mit Stickstoff bei 10 bis 12 bar hat den Vorteil geringer Kosten für das Spülmedium, es muss nichts entsorgt werden und der Stickstoff lässt sich rückstandslos aus dem System entfernen. Als nachteilig erweist sich die sehr geringe Schmutzlösung (keine Reinigungswirkung, daher eher zum Trocknen des Systems geeignet) von Stickstoff, die nur komponentenweise Spülung sowie die hohen Kosten zur Zerlegung des Systems in seine Einzelbauteile. Dagegen überzeugen chemische Spüllösungen mit sehr guter Reinigungswirkung und Schmutzlösung selbst hartnäckiger Ablagerungen. Die Mankos hier sind: Hohe Kosten für die Spüllösung (ca. 25 €/Liter), Spüllösung nur einmal verwendbar, Spülstation ist teuer, ungeeignete Spüllösung kann Dichtungen angreifen, Komponenten müssen einzeln gespült werden und das verursacht wiederum hohe Montage-/Demontagekosten. Damit keine chemischen Spülreste in den Bauteilen verbleiben, müssen diese anschließend mit Stickstoff durchgeblasen/getrocknet werden. Auch die Spülung mit Kältemittel hat Vor- und Nachteile, wobei das Positive überwiegt: Kältemittel zum Spülen ist in der Werkstatt vorhanden und lässt sich nach dem Spülvorgang im Klimaservicegerät recyceln, Fahrzeug- und Klimaanlagenhersteller haben keine Bedenken gegen diese Spülmethode, Öl lässt sich nahezu komplett aus dem System entfernen, Dichtungen und Bauteile werden nicht angegriffen. Kleiner Nachteil ist die geringere Reinigungsleistung des Kältemittels, die Entfernung nur loser Teilchen aus dem System und dass beim Spülen mit Kältemittel Komponenten wie Kompressor, Expansionsventil und Trockner zu überbrücken sind. Ein anderes wichtiges Thema im Werkstattalltag betrifft die Lecksuche im Klimasystem. Auch hier stehen grundsätzlich drei Alternativen zur Verfügung: Lecksuche per elektronischem Lecksuchgerät, Lecksuche per Stickstoff oder Lecksuche per UV-Lampe und Kontrastmittel. Aufgrund des heute überwiegend anzutreffenden Kältemittels R134a und der darin enthaltenen Halogene lässt sich das elektronische Lecksuchgerät vor allem anwenden, solange noch Kältemittel im System vorhanden ist. Die spezielle Sonde des elektronischen Lecksuchgeräts reagiert beim "Abfahren" einer undichten Klimaanlage auf eventuell austretende Halogene und gibt ein akustisches Signal. Vorteilhaft ist das elektronische Lecksuchgerät auch nach einem Klimaservice zur Dichtigkeitskontrolle der Serviceanschlüsse. So kommt es manchmal vor, dass durch ein klemmendes Serviceventil nach einem Klimaservice das gesamte Kältemittel unbemerkt aus der Anlage entweicht. Chancen erkennenDie Lecksuche per Stickstoffbefüllung gehört zu den einfachsten und preiswerten Verfahren. Es empfiehlt sich vor allem bei komplett entleerten Anlagen, wenn die Stelle des Lecks nicht näher bekannt ist. Anstatt des Kältemittels wird Stickstoff mit max. 12 bar ins System gepresst. Leckagen lassen sich dann anhand von Pfeifgeräuschen lokalisieren. Auch das Einsprühen von Verbindungselementen unter Zuhilfenahme eines Lecksuchsprays kann hierbei Undichtigkeiten aufspüren. Sehr zielführend und inzwischen am meisten verbreitet ist die Lecksuche per UV-Lampe und Kontrastmittel im Kältemittelkreislauf. Durch die Vermischung mit dem Kältemittel bzw. Kältemittelöl tritt das Kontrastmittel an allen Undichtigkeiten aus dem System und wird unter UV-Licht-Bestrahlung sichtbar. Wichtig für die Werkstatt: Kontrastmittel nicht direkt nach der Evakuierung in den abgeschraubten Hochdruckschlauch füllen und über diesen Weg ins System geben. In diesem Fall gelangt Luft in den Hochdruckschlauch, die meist nicht wieder abgesaugt wird. Besser ist die Kontrastmittelbeigabe über eine Kartuschenpresse oder über die Klima Service Station. Bei allen Lecksuchverfahren nicht zu vernachlässigen: Ein simpler Vakuumtest per Klimaservicegerät sollte vor allen anderen Methoden stehen. Auch wenn das allein keine hundertprozentige Sicherheit gibt. So ist es nicht selten, dass ein scheinbar dichtes System bei Unterdruck nach einer Druckbeaufschlagung plötzlich undicht ist. Für die Werkstatt bedeutet der Klimaservice trotzt unverständlicher Kampfpreise am Markt auch künftig ein einträgliches Geschäft, bei dem man sich aber im Zuge der vermehrt verbauten elektronischen Steuerungen und Sensoren bei Klimaanlagen auf komplexere Arbeiten und Diagnoseprozesse einstellen muss. Ein Bereich, den u. a. auch Behr Hella Service bzw. Hella mit einem neuen Daten- und Diagnosesystem (DDS 100/200) sowie zahlreichen Schulungen, Online-Trainings und Marketingmaßnahmen unterstützt. Solche Tools können letztendlich aber nur nützen, wenn Autohaus und Werkstatt das Klimageschäft aus eigenem Antrieb beleben und die möglichen Zusatzchancen dieses Geschäfts – wie weitere Kundenkontakte, ergänzende Trocknerverkäufe oder zusätzliche Verdampferdesinfektionen – für sich selbst erkennen.

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