Fassaden und Innenräume: Folie statt Farbe

AH: Herr Ude, Sie renovieren Gebäudefassaden mit einer Beschichtungstechnik, die ohne Farbanstrich auskommt. Wie muss man sich das vorstellen? S. Ude: Richtig. Wir verwenden Premium-Folienbeschichtung, die dem Anstrich bei gewissen Voraussetzungen überlegen ist. Denn ob ein Anstrich oder die Folienbeschichtung die richtige Wahl ist, hängt letztlich vom Untergrund ab. Besteht die Fassade beispielsweise aus einer Aluminium- oder Metallkonstruktion, ist die Folienbeschichtung die einzig dauerhafte Lösung. Farben und Lacke haften hier nur schwer an. Ist die Fassade verputzt, sehen die Empfehlungen wieder ganz anders aus. Zur praktischen Umsetzung: Wir bereiten den Untergrund so vor, dass er mit der Fassadenfolie verklebt werden kann und eine homogene Optik hat. Das ist die Basis dafür, dass die Brillianz und Wertigkeit mit der Fassadenfolie optimal in Szene gesetzt werden können. AH: In welchen Fällen ist eine Folierung der Fassade möglich? S. Ude: Wichtig ist, dass die Fassade einen glatten Untergrund hat, der nicht saugend oder porös ist, denn das Folienmaterial ist atmungsaktiv, aber trotzdem nicht wasserdurchlässig. Für leicht gewölbte Untergründe gilt das natürlich auch, da das Material verformbar ist. Putz und Holz würden wir nicht folieren. Beton nur temporär, wenn es nicht länger als zwei bis drei Jahre halten soll, z. B. bei zeitlich begrenzten Promotionaktionen. Metalluntergründe funktionieren auch langfristig, da es da eine Zehn-Jahres-Garantie gibt. Das ist übrigens doppelt so lange wie auf Anstrich. AH: Gibt es weitere Flächen, auf denen die Folienbeschichtung funktioniert? S. Ude: Definitiv ja! Die Einsatzmöglichkeiten von Folienbeschichtung sind vielfältiger, als man vielleicht denkt. Für Innenräume wie beispielsweise Showrooms von Autohäusern sind die Anforderungen an die Folie selbst natürlich anders als für eine Fassade. Während bei Innenräumen die optischen Effekte und das Design eine große Rolle spielen, sind bei einer Fassade Funktionalitäten wie Haltbarkeit, Werterhalt, Witterungsbeständigkeit zusätzlich wichtig. Im Innenbereich ist Langlebigkeit überhaupt kein Problem, da Witterung und Temperatur dort keine Rolle spielen. Letztlich gibt es für jedes Einsatzgebiet die entsprechende Folie. Innenbereiche werden beispielsweise gerne mit Dekorfolien mit Holz-, Stein-, Marmor- oder Metalliceffekten beschichtet, die von den natürlichen Materialien fast nicht zu unterscheiden sind. Wir haben hier schon Showrooms, Möbel und Wände verkleidet. Da gibt es nahezu unbegrenzte Möglichkeiten mit mehr als 1.000 verschiedenen Dekoren und Farben. Und ja, es sind auch noch weitere Objekte und Flächen machbar - unter anderem Flachglasfolierung mit Funktionalitäten wie Sonnenschutz, Sichtschutz oder Einbruchsschutz. Folie vs. Anstrich AH: Hat die Folierung Vorteile gegenüber einem herkömmlichen Fassadenanstrich? S. Ude: So viele, dass es den Rahmen dieses Interviews sprengt! Unsere langjährigen Lieferanten haben für jede Anwendung Folienmaterial entwickelt, bei der eine Folierung aufgrund des Untergrunds naheliegend ist. Eine kleine Auswahl der Vorteile sind die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten, individuelle Farbauswahl nach RAL-Vorgabe des Kunden, die Witterungsbeständigkeit, keine Geruchsentwicklung, keine Trocknungszeiten - und daher auch keine Betriebsunterbrechung. Außerdem lässt sich die Folienbeschichtung leicht reinigen und sieht damit über einen langen Zeitraum aus wie neu. Das ist gerade bei der Investition in die Umgestaltung von Autohäusern wichtig. AH: Was bedeutet witterungsbeständig hier genau? S. Ude: Die Folie verändert sich nicht in Farbe und Form bei Temperaturen von plus 110 Grad bis minus 50 Grad. Darauf bezieht sich auch die Garantie. Es gibt also wenige Regionen, in denen wir von Folienbeschichtung abraten würden. Zehn Jahre Herstellergarantie AH: Was beinhaltet die Zehn-Jahres- Garantie? S. Ude: Die Herstellergarantie von zehn Jahren bezieht sich auf die Farb- und Formbeständigkeit des Folienmaterials. Definitiv ein Argument, da Fassaden oder deren Elemente nach einiger Zeit oft verwittert und korrodiert sind. Das passiert mit Folie nicht. Bei Anstrich bekommen Sie maximal fünf Jahre Garantie. Allerdings gibt der Hersteller die Garantie nur, wenn das Folienmaterial von geschulten und zertifizierten Folierungsunternehmen angebracht wurde. Wir selbst sind beispielsweise zertifiziert von Folienherstellern wie 3M, Avery Dennison und Renolit Reface. Wichtig für den Kunden ist, dass wir herstellerunabhängig arbeiten, um die bestmögliche Beratung anbieten zu können. AH: Wie aufwendig ist eine Renovierung mit Folienbeschichtung? Was muss alles gemacht werden? S. Ude: Leider muss ich Ihnen antworten "das kommt darauf an". Denn der Aufwand ist sehr stark abhängig von der Beschaffenheit des Untergrunds. Wie grundlegend er vorbehandelt werden muss und welche Schäden vor der Folierung ausgebessert werden müssen, hat natürlich einen Einfluss auf den Zeitaufwand und gegebenenfalls das Material. Wenn allerdings der Untergrund homogen und ohne Schäden ist, wird er gereinigt, grundiert und foliert. Das war's! AH: Was kostet eine Folierung? S. Ude: Darauf kann ich leider nur die gleiche Antwort geben wie auf die letzte Frage, "das kommt darauf an". Generell bestimmen die Beschaffenheit des Untergrunds, der Arbeitsaufwand, das Material und natürlich die Laufmeter den Preis. Aber böse Überraschungen gibt es bei uns nicht. Damit beispielsweise der Geschäftsführer eines Autohauses genau weiß, was preislich auf ihn zukommt, bieten wir ihm ein kostenloses Aufmaß an, bei dem wir natürlich auch das Objekt in Augenschein nehmen. Das ist für uns dann die Basis für ein verlässliches Angebot. AH: Gibt es Einschränkungen für den Betrieb während der Arbeiten? S. Ude: Nein, keine! Zumindest für den Außenbereich nicht. Da die Folienbeschichtung nicht trocknen muss und auch keine gesundheitsgefährdenden Dämpfe austreten, kann beispielsweise der Tagesbetrieb eines Autohauses wie gewohnt weiterlaufen. Wenn allerdings die Innenbereiche anstehen, könnte das je nach Aufgabenstellung anders aussehen. Aber wir arbeiten bei Bedarf auch am Wochenende. CI im Autohandel AH: Im Autohandel ist die Gestaltung von Showrooms eng an CI-Vorgaben der Hersteller geknüpft. Können Sie diese umsetzen? Arbeiten Sie hier mit den Automarken zusammen? S. Ude: Ja, wir setzen die Gestaltung immer nach den CI-Vorgaben um, die uns bekannt sind. Da wir im Falle von Autohäusern verschiedener Herstellermarken meist mit den Firmen zusammenarbeiten, die das Projektmanagement der Realisierung für die Hersteller begleiten, ist das immer der Fall. Wir wissen dann beispielsweise genau, welche RAL-Farben an welchen Stellen vorgeschrieben sind, und können diese natürlich auch entsprechend der Designrichtlinien des Herstellers an der Fassade oder im Showroom umsetzen. Erst wenn die Notwendigkeiten mit den Händlern besprochen sind, kommen wir zum Zug. In den meisten Fällen beauftragen uns die Händler dann direkt, die Anpassungen entsprechend der Vorgaben der Markenhersteller umzusetzen. AH: Für welche Marken haben Sie bereits Autohaus-Fassaden mit Folie renoviert? S. Ude: Seit letztem Jahr sind wir in die CI-Umstellung der Mercedes-Benz- Autohäuser nach deren Programm "MAR 2020" eingebunden und haben hier auch schon sehr viele Autohäuser mit Folie beschichtet - sowohl ganze Fassaden und Fensterprofile als auch Showrooms. Aktuell steht die Anpassung bei Renault an. Für beide Herstellermarken besorgen wir dann die gewünschte Folie in der vorgegebenen RAL-Farbe. Es gibt aber auch Autohäuser anderer Marken, bei denen der Hersteller schon längst die CI-Umstellung abgeschlossen hat, aber einzelne Autohäuser die Farbanpassungen aus unterschiedlichen Gründen noch nachholen müssen. Erlebt haben wir das beispielsweise bei Nissan und Kia. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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