Von AUTOHAUS-Redakteur Armin Wutzer
Am vergangenen Mittwoch haben sich rund 100 Fiat-Vertragspartner in Frankfurt zur Händlertagung des Verbands der Fiat-Konzern-Händler und -Servicebetriebe Deutschlands getroffen. Dominierendes Sachthema der Versammlung waren nach Auskunft von Verbandspräsident Wilfried Blöbaum die FCA-Pläne zur Elektromobilität. So will der Hersteller 2020 über seine Marken verteilt etwa alle drei Monate ein neues E-Modell auf den Markt bringen; darunter ein vollelektrischer Fiat 500, für den eine eigene Plattform entwickelt wurde. Die Verbrenner-Variante soll als Mild-Hybrid erhalten bleiben. Bei Jeep stehen zudem zwei Plug-In-Hybride sowie in der Transporter-Sparte ein elektrifizierter Ducato auf dem Programm.
Mit den Plänen zu den elektrifizierten FCA-Modellen gab der Importeur den anwesenden Händlern auch einen ersten Ausblick auf die Anforderungen, die Händler für den Vertrieb der E-Fahrzeuge voraussichtlich erfüllen müssen. So ist Blöbaum zufolge etwa in den Verkaufsräumen eine Demo-Ladestation vorgesehen sowie eine 22-kW-Wechselstrom-Ladestation auf dem Gelände. Obwohl diese Vorgaben im Vergleich zu anderen Marken moderat ausfallen, sorgte das Thema Ladestandards offenbar für kontroverse Diskussionen.
Kosten für Ladeinfrastruktur-Ausbau überfordern manchen Händler
Kritisiert wurde laut Händlerverband vor allem, dass die meisten Hersteller in der Regel nur Vorgaben machen und Verträge vorlegen, sich aber selten dafür interessierten, ob diese im Autohaus vor Ort umsetzbar seien. Blöbaum: "Wie soll ein Händler eine Vereinbarung unterschreiben, wenn er nicht sicher weiß, ob er das umsetzen kann?" Vor allem kleine Betriebe in ländlichen Regionen müssten selbst bei einer 22-kW-Ladestation ihren Hausanschluss erweitern lassen. Das ziehe aber oft aufwendige und daher sehr kostspielige Grabungsarbeiten nach sich, die sich kaum wieder refinanzieren ließen. "Da gibt es noch Diskussionsbedarf", so Blöbaum.
Viele Händler würden sich zudem schwertun, in Ladeinfrastruktur zu investieren, bevor sie die E-Fahrzeuge wirklich gesehen haben und der Marktstart klar ist. Man müsse dem Importeur in jedem Fall aber zugutehalten, dass er die Absicht erklärt habe, keine Händlerverträge zu kündigen, wenn ein Vertragspartner die Vorgaben nicht umsetzen kann. FCA Germany selbst teilte auf Nachfrage mit, man habe die zahlreichen Anregungen und Fragen der Händler mitgenommen und wolle diese schnellstmöglich klären.
Eine weitere Baustelle waren die ab 2020 geltenden Abgasnormen. Diese führen nach Teilnehmerangaben dazu, dass etliche FCA-Modelle aus dem Programm fallen, während neue nicht sofort nachkommen. Um die so entstehende Lücke zu schließen, müssten viele Autohäuser zwangsläufig Fahrzeugvorräte aufbauen. Um diese zu finanzieren, fordern die Fiat-Betriebe von FCA Kredite zu vergünstigten Konditionen. Hierzu konnten die Händler mit der sehr zahlreich und hochrangig vor Ort vertretenen Importeurs-Mannschaft um Finanzvorstand Norbert Tschrepp allerdings keine Lösung finden.
Insgesamt war die Stimmung auf der Veranstaltung sehr gedrückt, wie Wilfried Blöbaum im Gespräch mit AUTOHAUS schilderte. Grund dafür sei der schwere Unfall von Alfa Romeo Sales-Manager Danio Carboni und FCA Germany-Geschäftsführerin Maria Grazia Davino Anfang Oktober, bei dem Carboni tödlich verunglückte und Davino schwer verletzt wurde (wir berichteten). Mittlerweile befinde sich Davino aber auf dem Weg der Besserung, wie Tschrepp den Händlern mitteilte.
"Gute und offene Diskussionen"
Hinzu kam, dass etliche Händler trotz der insgesamt gestiegenen Absatzzahlen mit Fiat wirtschaftlich nicht zufrieden und auf ihre Zweitmarken angewiesen sind. Der dem Vernehmen nach von FCA proklamierten durchschnittlichen Umsatzrendite von einem Prozent wollte daher so mancher nicht recht Glauben schenken. Nichtsdestotrotz hat sich das Verhältnis der Händler zu ihrem Importeur aufgrund des kooperativeren Auftretens von FCA in der letzten Zeit deutlich verbessert, wie eine Reihe von Händlern gegenüber AUTOHAUS bestätigte. Das sieht der Hersteller ähnlich. Auf AUTOHAUS-Anfrage bestätigte Kommunikationschef Sascha Wolfinger: "Grundsätzlich war es ein sehr ausgeglichener Dialog zwischen Importeur und Handelspartnern mit guten und offenen Diskussionen."
Die Tchibo/Sixt-Aktion von FCA, die vor einigen Monaten noch einige Wellen geschlagen hatte, wurde auf der Händlertagung nach Angabe des Händlerverbands übrigens weniger intensiv diskutiert als erwartet (wir berichteten). "Das hat sich totgelaufen", sagt Händlerverbandspräsident Blöbaum. Für die Händler sei die Aktion schlicht nicht rentabel gewesen, weshalb es kaum Resonanz gegeben habe. In der Folge sei das Thema eingeschlafen.
Die Bewertung durch FCA sieht dagegen anders aus: Man habe durch die Aktionen mit Sixt und auch Lidl ein deutliches Zusatzvolumen generieren können, erklärte Wolfinger. Das habe Kunden zur Marke Fiat gebracht, die ansonsten wahrscheinlich keinen Fiat 500 fahren würden. "Dadurch ist auch im After Sales Bereich ein Zusatzvolumen vorhanden", so Wolfinger.
Händlerverbands-Fusion kommt nicht voran
Wenig Neues gibt es bei der immer wieder diskutierten Fusion des Fiat Händlerverbands mit dem Alfa Romeo & Jeep Händlerverband. "Wir versuchen uns anzunähern", fasste Blöbaum den aktuellen Stand der Dinge zusammen. Man habe ein gutes Verhältnis zueinander und versuche, etwa bei technischen Fragen an einem Strang zu ziehen. Bei den Vertriebsprogrammen sei das allerdings aufgrund der unterschiedlichen Markenprofile von Fiat und Jeep nicht so ohne weiteres möglich. Bis die Fusionspläne also konkreter werden, wird es allem Anschein nach noch eine Weile dauern.