Von Peter Weißenberg/SP-X
Wenn zehntausende Italiener auf den Rängen der Formel-1-Rennstrecke Monza jubeln, dann macht das Alberto Cavaggion schon Mut. In diesem Umfeld fühlt sich die Marke des Europachefs von Alfa Romeo schließlich zu Hause: Seit neuestem hat das Team von "Alfa Romeo Racing" einen Zusatz auf die Rennwagen gemalt: "Seit 1910".
Allerdings hat die Atmosphäre ebenso wie das Renn-Engagement ein paar kleine Schönheitsfehler: Die allermeisten Tifosi schreien denn doch eher für das Team Ferrari als für die Alfisti. Das Herz des Alfa ist anders als in der Vergangenheit auch eines der Schwestermarke aus Maranello, die Konstruktion kommt von Sauber.
Aller Neuanfang ist eben nicht so leicht. Aber mit dem verstärkten Engagement in der Königsklasse will Cavaggion schon klar machen, wohin die Reise geht: Das "Cuore Sportivo" (sportliche Herz) soll wieder kräftiger schlagen. Und dabei sollen auch die Schwestermarken Schrittmacher liefern – von Ferrari über Jeep bis zu Fiat.
Zeitgemäße Technik
Im November trägt die Konzernkooperation Früchte. Wie in den neuesten Jeep-Modellen bereits bekommen die meistverkauften Alfa-Modelle Giulia und Stelvio dann auch einen Blind-Spot-Detektor mit aktivem Eingriff, einen aktiven Spurhalteassistenten sowie einen Stauassistenten, der auf der Autobahn die Spur hält, bremst und beschleunigt.
Zudem hält mit der neuesten Generation der konzerneigenen Infotainment-Lösung U-Connect auch ein Touchscreen in Giulia und Stelvio Einzug. Die bisher ziemlich komplex aufgebauten Menüs werden aufgeräumt. So soll auch in diesem Feld der Anschluss an BMW, Volvo oder Jaguar hergestellt werden. In der Klasse soll Alfa ja auf die Jagd nach Kunden gehen. Beim Fahrerlebnis gelingt das den sehr gut abgestimmten Mittelklässlern bereits – und beim Design gewinnen die Alfisti traditionell Preise.
Alfa Romeo Tonale Concept
Bildergalerie"Wir brauchen aber dringend auch in der subkompakten Klasse einen SUV", sagt Klaus Busse, Chefdesigner aller Fiat-Chrysler-Marken – und zeichnet dabei im Alfa-Museum seinen Traum auf eine Serviette: den nächsten Alfa Tonale. Der wird Anfang 2021 Wirklichkeit und soll deutlich mehr Kunden zu den Italienern locken. Aufgebaut auf der Plattform von Jeep Renegade und Fiat 500X ist der Alfa sehr scharf geschnitten und soll auch entsprechende Fahrleistungen bringen. Allrad ist beim Tonale möglich. Ein Plugin-Hybrid soll den Verbrauch drücken und mit Elektro-Boost beschleunigen.
Busse denkt aber schon weiter in der Palette: "Auch bei anderen Segmenten werden wir vom Konzernverbund profitieren." So dürfte auch in der Klasse der großen SUV in den nächsten Jahren ein Konkurrent für Porsche Cayenne oder Audi Q7 aus Mailand kommen. Der wichtigste Plattform-Träger Jeep Cherokee braucht nämlich ebenfalls dringend einen Nachfolger. Vor allem die Amerikaner wollen solche SUV, bald wird auch Alfa sie liefern – und auch in Asien verlangen die Kunden Platz. Dort wird es als schnelle Lösung bald zumindest Giulia und Stelvio mit verlängertem Radstand geben.
Mito-Nachfolger in Sicht
Die jungen Tifosi, die zu den Formel-1-Rennen pilgern, werden in dieser Preisklasse allerdings vorerst nicht ihren Alfa-Traum verwirklichen. Sie brauchen preisgünstige Sportler. Und mit Auslaufen des Kleinwagens Mito ist der "Alfa für Alle" erst einmal nicht mehr zu haben. Doch auch da ist eine Lösung in Sicht: Im nächsten Frühjahr schon wird Designchef Busse "auf der Messe in Genf einen Ausblick auf unser Angebot in diesem Segment" geben. Es dürfte sich um den nächsten 500 handeln – und von dem ließe sich relativ einfach ein Alfa-Ableger bauen.
Das sportliche Herz hängt allerdings eher an den rennsportaffinen Aushängeschlidern. Und da ist ein neuer 8C mit Carbon-Chassis, doppelt aufgeladenem Mittelmotor und elektrifizierter Vorderachse mit mehr als 700 PS Systemleistung in der Pipeline. Für die ganz schnelle Spritztour mit der ganzen Familie kommt eine Neuauflage des viersitzigen GTV, der mit Elektro-Boost aus seinem Mildhybriden mehr als 600 PS in alle vier Räder pumpt. Molto sportiv – ganz, wie es der Alfisto liebt.
Wolf-Andreas Friedrich
Alfred Brudl
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JUH
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Van Zanten