DDPA: Familienbetrieb

Es war die Überraschung beim "Digital Dealer Performance Award 2024" (DDPA) in Mainz. Bei der Preisverleihung landete die STADAC GmbH einen Überraschungserfolg und erzielte einen sensationellen zweiten Platz. Der BMW- und Mini-Händler aus Norddeutschland setzt dabei auf eine bewährte, aber effektive Strategie: Digitalisierung findet im Unternehmen dort statt, wo es am meisten Sinn macht. Dass dies ein Erfolgsrezept ist, beweist die Top-Platzierung beim DDPA, der jedes Jahr von AUTOHAUS und TÜV SÜD für die beste Online-Performance im Autohandel verliehen wird. Ein Autohaus mit Historie Die Geschichte der STADAC beginnt vor 105 Jahren. 1919 gründete Ernst Leuchtenberger in der Nähe des Hamburger Flughafens den Kfz-Betrieb, der später über mehrere Generationen in der STADAC GmbH aufgehen sollte. "Angefangen hat mein Urgroßvater allerdings mit der Konstruktion von Wasserflugzeugen. Nach Ende des Ersten Weltkriegs war dies allerdings nicht mehr möglich. Daher baute er ein Restaurant mit Kegelbahn kurzerhand in eine Autowerkstatt um und konnte so seiner Leidenschaft für Motoren und Technik weiter frönen", erinnert sich Geschäftsführer Philip Leuchtenberger. Inzwischen wird das Unternehmen von drei Brüdern geführt. Philip Leuchtenberger ist für den Bereich Vertrieb und Marketing zuständig, Martin kümmert sich um das Geschäftsfeld Aftersales und Lorenz verantwortet Personal und Finanzen. Alle drei agieren dabei komplett gleichberechtigt. Größere Entscheidung werden also stets im gemeinsamen Konsens gefällt. Und es funktioniert. "Da jeder einen eigenen Geschäftsbereich verantwortet und immer der Erfolg des gesamten Unternehmens im Zentrum steht, klappt es gut mit der Zusammenarbeit", betont Philip Leuchtenberger. Keine Strategieabteilung Trotz der weit zurückreichenden Historie ist die STADAC allerdings kein Unternehmen, das den Fortschritt scheut. Im Gegenteil: Die Geschäftsführung sieht sich ständig im Markt um auf der Suche nach neuen Lösungen und Trends, die den Mitarbeitern im Tagesgeschäft die Arbeit leichter machen. "Wir holen uns Anregungen auf Events, bei Verbänden und sogar bei anderen Händlern. Daraufhin entscheiden wir, ob ein System für unser Unternehmen einen Mehrwert bietet. Das gilt nicht nur für das Marketing, sondern für alle Geschäftsbereiche", erklärt Philip Leuchtenberger. Es geht also nicht darum, jeden Trend bei der Digitalisierung mitzumachen, sondern zu selektieren. Alle drei Geschäftsführer sind stets offen für Neuerungen und Vorschläge, vor allem auch aus den eigenen Reihen. "Uns sind flache Hierarchien und kurze Kommunikationswege sehr wichtig. Viele Vorschläge, zum Beispiel für ein neues Tool, kommen auch aus der Belegschaft. Dort weiß man, dass wir für so was immer ein offenes Ohr haben", ergänzt Martin Leuchtenberger. Herausforderung als Chance Die Systemlandschaft im Autohaus ist sehr heterogen. Das liegt nicht zuletzt auch an den Herstellersystemen, die auch über Schnittstellen nicht immer zugänglich sind. Laut Philip Leuchtenberger ist es oft einfacher, eine Basis-Schnittstelle selbst zu programmieren, die dann nicht alle Features eines Systems ausreizt, aber dafür wirklich funktioniert. Um eine standortübergreifende Datenbasis zu schaffen, hat die STADAC jetzt mit einem IT-Dienstleister eine eigene Lösung erarbeitet. Das macht das Autohaus ein Stück weit unabhängig von den Herstellersystemen. Für Philip Leuchtenberger ist es nicht ungewöhnlich, dass im Autohandel viele Lösungen für unterschiedliche Aufgabenbereiche zum Einsatz kommen, solange der Prozess durchgängig ist. "Allerdings geht es nicht immer über eine API. Irgendwann muss man auch mal Geld für etwas Neues in die Hand nehmen, wie wir vor Kurzem mit der Finanzbuchhaltungssoftware FibuNet", berichtet Philip Leuchtenberger. App und Bot Auch die Kunden profitieren von den digitalen Ansätzen bei der STADAC. Das Autohaus hat mit dem IT-Dienstleister mobilApp eigene Händler-App entwickelt. Die Kunden können darüber zum Beispiel Servicetermine buchen oder die letzten Rechnungen einsehen. Auch die Reifeneinlagerung ist darin übersichtlich für den Kunden dokumentiert. Zur Entlastung der Mitarbeiter kommt inzwischen auch verstärkt ein Telefon-Bot zum Einsatz. Der Bot kann Statusabfragen wiedergeben und die Telefonate für die Weiterverarbeitung transkribieren. Laut Philip Leuchtenberger nehmen viele Kunden das KI-Tool an. In der Zukunft soll der Bot noch weitere Aufgaben übernehmen, beispielsweise den Verkäufer entlasten. Bedeutung der Website Parallel zur App hat die STADAC aber auch die eigene Website in den Fokus gerückt. "Die App wird von den Kunden in der Regel nur ein paar Mal pro Jahr genutzt. Deshalb haben wir das Angebot auf unserem Internetauftritt analog dazu ebenfalls ausgebaut", erklärt Martin Leuchtenberger. Auch hier gibt es für Kunden einen eigenen Log-in-Bereich, in dem sie ihre Historie und Rechnungen einsehen können. Der Traffic der Seite hat sich durch die verstärkten Onlineterminbuchungen spürbar erhöht. Dazu kommt, dass die STADAC in diesem Jahr mit MG und XPeng gleich zwei neue Marken ins Portfolio aufgenommen hat. Die Einführung hat das Autohaus durch Video-Content und Storys begleitet und dadurch ebenfalls viele User auf ihre Website gelotst. Gleiches gilt für das Unternehmen selbst. Eigens gedrehte Mitarbeitervideos, in denen sich die Belegschaft vorstellt, haben den Kunden das Autohaus noch nahbarer gemacht und dem Unternehmen ein neues bzw. neue Gesichter verliehen. So wurde die Website zum Hauptmotor für den digitalen Erfolg. Menschlich muss es stimmen Die STADAC arbeitet mit externen Dienstleistern zusammen, die kleinere und größere Programmierwünsche umsetzen. Hier kommt es vor allem auf die Kommunikation an. "Die meisten Programmierer kennen verständlicherweise die Abläufe im Autohaus nicht so gut", meint Philip Leuchtenberger. "Das muss man als Autohaus berücksichtigen und seine Wünsche so exakt wie möglich formulieren." Deshalb achtet man bei der STADAC auch darauf, dass es auch auf menschlicher Ebene stimmt, damit die Zusammenarbeit mit Agenturen so fruchtbar wie möglich ist. Zum 1. März 2025 übernimmt das Autohaus May & Olde das Ruder bei der STADAC. Es wäre allerdings eine Überraschung, wenn man dort nicht weiter auf die Erfahrung und etbalierten Kundenbeziehungen des Familienbetriebs vertrauen würde. Und das bedeutet auch, weiterhin nicht jeden Trend mitzugehen und auf organischen Traffic zu setzen. Es ist eben nicht immer eine eigene IT-Abteilung nötig, um digital als Autohaus erfolgreich zu sein.

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