Die Chefs von Opel und Renault Deutschland lassen kein gutes Haar an der Entscheidung von Bund und Ländern, den stationären Autoverkauf in der Corona-Pandemie weiterhin zu großen Teilen zu untersagen. "Dass die Autohäuser immer noch geschlossen sind, halte ich für falsch und problematisch, denn wir haben hier viel Platz und halten die strengsten Hygienerichtlinien ein", sagte Opel-Chef Michael Lohscheller im Gespräch mit "Auto Bild" (Donnerstagsausgabe).
Renault Deutschland-Geschäftsführer Uwe Hochgeschurtz betonte gegenüber der Zeitschrift: "Ich finde es paradox, Friseure zu öffnen und Autohäuser nicht. Es ist ungerecht." In der Schweiz würden die Handelsbetriebe bei einem Inzidenzwert um die 200 wieder aufgemacht. Hochgeschurtz: "Es fehlt Realismus und Pragmatismus bei aller berechtigten Sorge um Corona. Wir übererfüllen alle Hygieneanforderungen."
Mit Blick auf den langsamen Fortschritt bei den Corona-Impfungen in Deutschland sagte Lohscheller, dass man sich an die vorgegebene Reihenfolge halten müsse. "Wir können und wollen bei Opel möglichst bald unsere Mitarbeiter kostenlos impfen." Wenn Impfstoff verfügbar wäre, könne ein Team von Opel-Betriebsärzten am Tag 500 Menschen gegen Corona impfen. "Wir sind ein internationaler Konzern, in anderen Ländern wie den USA ist man da schon weiter", wird der Topmanager zitiert.
Branchenwandel unumkehrbar
Für die Zukunft halten beide Autochefs die Transformation der Branche für unumkehrbar. Hochgeschurtz: "2030 werden viele Hersteller in den meisten Märkten gar keine Verbrenner mehr anbieten." Es werde in den kommenden Jahren "viele Diskussionen geben, auch über die Höhe der Mineralölsteuer, Tempolimit und weitere Regularien".
Lohscheller forderte eine fundamentale Verbesserung der Ladeinfrastruktur. "Ich kann zu Hause laden und hier im Werk, aber das können doch längst nicht alle, die auf ein E-Auto umsteigen würden. Da muss von allen Beteiligten noch viel passieren."