Seit Februar dürfen Autohäuser in Österreich ihre Schauräume wieder öffnen. Bedingung ist jedoch, dass die Mitarbeiter entweder permanent eine FFP2-Maske oder einen einfachen Mund-Nasen-Schutz tragen. Bei letzterem müssen die Mitarbeiter aber jede Woche einen Corona-Schnelltest absolvieren. Wer will, kann sich zudem auch einfach so testen lassen. Grundsätzlich eine gute Regelung, befindet Manfred Lindner, Geschäftsführer der gleichnamigen Auto Lindner GmbH im österreichischen Wals bei Salzburg: "Regelmäßige Tests geben uns und unseren Kunden Sicherheit."
In seinem Fall bedeutete das aber: Jeder seiner 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durfte oder musste einmal die Woche während der Arbeitszeit eine halbe Stunde zum nächsten Testzentrum pendeln. "Wenn ein Mechaniker eine halbe Stunde nicht arbeiten kann, kostet das. Bei insgesamt 65 Mitarbeitern kommt dadurch auf Dauer einiges zusammen", sagt der Kaufmann. Aus diesem Grund entschloss er sich zu einem ungewöhnlichen Schritt: Anstatt die Mitarbeiter zum Testzentrum fahren zu lassen, sollte das Testzentrum zu den Mitarbeitern kommen. Zusammen mit dem österreichischen Roten Kreuz richtet das Autohaus daher seit Mitte Februar jeden Mittwoch im Schulungsraum des Betriebs eine Teststraße ein. Dadurch sollte nicht zuletzt auch die Hemmschwelle sinken, sich regelmäßig testen zu lassen. "Wir wollen hier im Autohaus keinen Infektions-Cluster", sagt Lindner.
Auch Mitarbeiter anderer Unternehmen kommen zum Testen
Zwischen acht und zehn Uhr kann sich deshalb jeder Mitarbeiter wann immer es gerade passt, testen lassen. Zusätzlich hat das Autohaus benachbarte Unternehmen eingeladen, deren Mitarbeiter ebenfalls vorbeikommen zu lassen. Einzige Bedingung ist eine vorherige Anmeldung. Knapp 100 Tests nehmen die Fachkräfte des Roten Kreuzes mittlerweile jeden Mittwoch an Mitarbeitern des Autohauses, einer benachbarten Bank, eines Friseurs und des städtischen Bauhofs vor. Ist der Test negativ, erhalten die Getesteten eine entsprechende Bescheinigung. Diese ist in Österreich Voraussetzung für "körpernahe Dienstleistungen" wie einen Besuch beim Friseur. Auch wegen dieser Bescheinigung sind die Tests bei den Mitarbeitern nach Aussage von Lindner recht beliebt.
Die Kosten für die Tests im Autohaus trägt zum Teil die österreichische Wirtschaftskammer, die pro Test einen Zuschuss gewährt. Den Rest übernimmt das Autohaus. "100 Prozent kostendeckend ist das nicht, aber darum geht es ja auch nicht", meint Lindner. Die Summe, die das Autohaus aus eigener Tasche zahlt, sei mit rund 100 Euro pro Testtag ohnehin zu vernachlässigen.
Insgesamt gab es im Autohaus Lindner bislang zwei Corona-Fälle. Einer davon wurde im Rahmen eines Schnelltests – damals noch im öffentlichen Testzentrum – entdeckt. Für Lindner der Beweis, dass regelmäßige Schnelltests einen positiven Effekt haben: "Ohne den Test hätte der Mitarbeiter möglicherweise Kollegen oder Kunden angesteckt". Neben dem rein praktischen Effekt hat die Teststraße im eigenen Haus aber auch eine gute PR-Wirkung: Ein lokaler Radiosender sowie mehrere Zeitungen haben das Thema bereits aufgegriffen.
Gute Nachricht für deutsche Händler
Für seine deutschen Kollegen, die aktuell langsam aus dem Lockdown kommen, hat der österreichische Händler übrigens noch eine gute Nachricht parat: Seit der harte Lockdown in Österreich Anfang Februar aufgehoben wurde, ziehen die Verkäufe dort wieder an. "Unser Geschäft läuft aktuell sehr gut" berichtet Lindner. Seit Aufhebung des Lockdowns sei der Showroom wieder auf Vorkrisenniveau besucht. Dennoch habe die Schließung nachhaltigen Einfluss auf das Kundenverhalten gehabt: Der Kaufprozess beginne nun viel häufiger im Internet. Die Zahl der Online-Anfragen im Autohaus Lindner beispielsweise ist im Vergleich zur Zeit vor den Schließungen um das doppelte gestiegen. "Die Kunden haben sich daran gewöhnt, die Online-Kanäle zu nutzen" sagt der Geschäftsführer. Der Kaufabschluss erfolge aber dennoch in aller Regel vor Ort, da die meisten Kunden nach wie vor großen Wert auf eine Besichtigung vor Ort und eine Probefahrt legen würden.