Kein anderer Kleinwagen – abgesehen vom Mini – weckt mehr Emotionen und ist so konsequent auf Lifestyle getrimmt wie der Fiat 500. Für den italienischen Autobauer ein Glücksfall. Mehr als 800.000 Cinquecento hat der Hersteller seit dessen Neuauflage 2007 bislang verkauft. Geht es nach den Marketing-Strategen in der Turiner Zentrale soll auch der Ableger 500L kräftig vom Image der "Knutschkugel" profitieren.
Ob diese Rechnung aufgeht, muss sich jedoch erst zeigen. Schließlich lässt sich Emotionalität nicht so einfach auf ein anderes Fahrzeugsegment übertragen. Schon gar nicht auf eines, das primär durch Nutzwert und Praktikabilität geprägt ist. Denn der 500L gehört in die Kategorie "Kleine MPV" (Multi Purpose Vehicle), auch Minivan genannt. Gemacht und gedacht für junge Familien mit begrenztem Haushaltsbudget.
Mögen Manchem die äußeren Proportionen des 500L auch etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen – Lob verdienen sich die Fiat-Kreativen bei der Gestaltung des Interieurs. Es wirkt modern, frisch, aufgeräumt und funktional. Verspielte Gimmicks blieben draußen, hochwertige Materialien und geschickte Farbkombinationen, das geht bis zu einem Bi-Color-Lenkrad, sollen Premium-Ambiente verströmen. Die Top-Version übernimmt sogar das Prinzip der lackierten Armaturentafel des 500.
Auch Raumangebot und Platzverhältnisse überzeugen beim 500L. Erst recht, wenn das 1,5 Quadratmeter große Glasdach geordert ist. Vorne wie hinten sitzen selbst große Personen bequem. Bei einer Gesamtfahrzeuglänge von 4,14 Meter, nur sieben Zentimeter länger als der Fiat Punto, nicht gerade selbstverständlich. Um eine möglichst große Variabilität des Innenraums haben sich die Entwickler auch bei der Vielseitigkeit der Rücksitzstellungen und des Gepäckraumes bemüht.
Praktisch: doppelstöckiger Ladeboden
Lehnen und Sitzflächen im Fond sind 60:40 geteilt, längs verschieb- und nach vorne umklappbar. Für langes Ladegut bis 2,40 Meter kann sogar die Beifahrerlehne vorgeklappt werden. Ein doppelstöckiger Ladeboden erlaubt die Trennung von beispielsweise schmutzigen von sauberen Sachen. Anfangs diskutiert wurden für den 500L sogar seitliche Schiebetüren, doch schnell wieder verworfen. "Sie würden den Charakter des Autos zu sehr in Richtung Lieferwagen lenken", sagt Design-Chef Roberto Giolito. Zudem würde der Wagen dadurch zu teuer werden. Denn wenn der ausschließlich in Serbien gebaute 500L im Oktober in den Handel geht, soll er bei rund 15.600 Euro starten und damit seine Hauptkonkurrenten Opel Meriva oder Ford B-Max unterbieten.
Meyer