Ausgabe 04/2012: Ersatzbedarf macht happy

Ersatzbedarf macht happyUS Car dealer E Der Markt boomt. Sorgen bereiten die hohen Standards der Hersteller, angekündigte Spritsparmaßnahmen und das Internet.von ralph M. MeunzelDas Rad dreht sich wieder. Drei Jahre nach dem Platzen der Immobilienblase und dem Absturz der Neuzulassungen geht das Autogeschäft mit Neuen und Gebrauchten in den Vereinigten Staaten weiter aufwärts. Nach 12,7 Millionen Zulassungen von Pkw und Light Trucks in 2011 erwartet Paul Taylor, Chefvolkswirt der National Automobile Dealers Association, NADA, für dieses Jahr fast 14 Millionen verkaufte oder verleaste Fahrzeuge. Taylor präsentierte seine Prognose anlässlich des NADA Kongresses in Las Vegas von 4. bis 6. Februar. Damit ist der Markt zwar noch weit von den 16 bis 17 Millionen Neuregistrierungen vergangener Jahre entfernt. „Eine Rückkehr zu diesem hohen Level ist allerdings bei einem normalen Wirtschaftswachstum nicht mehr zu erwarten“, erklärte der Ökonom. Als Gründe für das Wachstum des Autogeschäfts nannte der Analyst einen steigenden Ersatzbedarf bei den Kunden, neue Modelle, historisch niedrige Zinsen und sich stabilisierende Immobilienpreise. Der NADA-Analyst erwartet ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent. Für Europa prognostizierte er nur ein Prozent und für Deutschland zwei Prozent. Taylor gab sich überzeugt, dass die Europäer ihre Währungskrise in den Griff bekommen werden.Unberechenbarer ÖlpreisNur der unberechenbare Ölpreis könnte das Autogeschäft entweder fördern oder verderben, so der Chefvolkswirt. Der milde Winter in den USA werde sich allerdings positiv auf die Entwicklung auswirken. Er rechnet mit einem Anstieg der Galone von 3,51 auf durchschnittlich 4,13 US-Dollar. Die steigenden Spritpreise scheinen die Entscheidung der amerikanischen Käufer, verstärkt verbrauchsoptimierte Autos zu kaufen, allerdings nur bedingt zu beeinflussen. Laut Prognose werden mit 7,1 Millionen Light Trucks rund 500.000 Zulassungen in 2012 mehr erwartet. Gute StimmungIndustrie und Handel sind mit der Entwicklung insgesamt zufrieden. So konnten „The big three“ Chrysler, GM und Ford ihre Marktanteile ausbauen und verdienen wieder Geld. „Wir sind wieder da“, fasste Stephen W. Wade, der scheidende NADA-Präsident von 2011, die aktuelle Situation der Autoindustrie zusammen. Die Stimmung in Las Vegas war insgesamt gut. Die Händlerrendite vor Steuern für das vergangene Jahr erhöhte sich auf 2,3 Prozent. In diesem Jahr erwartet der Präsident 2,5 Prozent. Zum Ergebnis beigetragen hat sicher auch das Ausscheiden von zahlreichen Händlern bzw. die von Herstellern betriebene Netzausdünnung aufgrund der Krisenjahre. Zu teure StandardsTrotz der positiven Situation sorgt sich der Handel um die regelmäßig von den Herstellern geforderten hohen Investitionen für Modernisierungen und höhere Standards. „Wir investieren Milliarden Dollars in unsere Betriebe, ohne die Verkäufe signifikant zu steigern“, so der NADA-Präsident 2011. Stephen Wade setzt deshalb darauf, dass sich die OEM künftig intensiver mit den Kosten und der Auswirkung von Standards besonders für kleinere Händler auseinandersetzen. Dazu wurde eine umfangreiche Studie präsentiert. Ein Ergebnis: Die Umsetzung von hohen Standards schlägt sich keinesfalls auf die Verkaufszahlen nieder, sondern belastet die Budgets der Händler übermäßig. Für Wade ist es deshalb wichtig, dass der Return-on-investment (ROI) bei derartigen Maßnahmen künftig im Mittelpunkt steht.Kritik an SpritsparplänenDie Autohändler sind mit den geplanten Spritsparmaßnahmen der Regierung nicht einverstanden. Der neue Vorsitzende der Händlervereinigung (NADA - National Automobile Dealers Association), Multifranchisehändler William P. (Bill) Underriner aus Billings in Montana kritisierte die Absicht der Obama-Administration, den Verbrauch von Kraftstoff bis 2025 auf 54,5 Meilen per Gallone zu begrenzen (4,3 Liter pro 100 Kilometer), als zu hastig und mit bis zu 3.000 Dollar an zusätzlichen Kosten für die Kunden als zu teuer. Underriner forderte anlässlich des diesjährigen NADA-Kongresses in Las Vegas eine öffentliche Debatte, die sich mit den Auswirkungen dieser Regelung auf Wirtschaft und Verbraucher beschäftigt. NADA hätte Energiesparmaßnahmen bisher immer unterstützt. „Wir wollen Autos, die so sparsam wie möglich sind. Wir unterstützen aber keine Politik, die auf Wünschen oder öffentlichen Meinungsumfragen basiert“, so der Vorsitzende. Automobile seinen schließlich kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für das tägliche Leben in Amerika. Underriner löste Stephen W. Wade ab, der die Organisation im vergangenen Jahr leitete. Eine andere Meinung vertrat hingegen Fiat Chrysler CEO Sergio Marchionne, der als Gastredner bei der Kongresseröffnung dabei war. Laut Marchionne können die OEM mit der Forderung nach 54,5 Meilen per Gallone leben. „Wir werden dies schaffen“, erklärte der Fiat-Boss. Er kündigte dazu die verstärkte Einführung von Autos mit Gasantrieb an. Internet als GefahrAngst vor einer Verdrängung durch das Internet brauchte der Handel bisher nicht zu haben. Als Verkaufsanbahnungsinstrument bei Neu- und Gebrauchtwagen hat das Netz in der Regel gute Dienste geleistet und hat eher genutzt als geschadet. Inwieweit die jüngsten Neuwagen- und Servicebörsen das Geschäft beeinflussen, ist aufgrund der noch zu schwachen Durchdringung nicht abzusehen. Hier geht es in der Regel um das billigste Angebot und nicht um die Qualität der Dienstleistung. Dies wird vor allem Schnäppchenjäger ansprechen. Das Internet ist auch in den Vereinigten Staaten beim Autoverkauf nicht mehr wegzudenken. Inzwischen gibt es allerdings zunehmend Bedenken und Warnungen von den Profis, war auf dem Kongress der amerikanische Autohändler in Las Vegas am Anfang dieser Woche zu hören. So kann sich der Interessent beispielsweise auf der Seite www.trueauto.com das jeweils günstigste Angebot in seiner Region per Klick aussuchen. Jon Wiggins, General Manager bei der Penske Group in Scottsdale, Arizona, warnte im Gespräch mit AUTOHAUS davor, die Auswirkungen des Internets für den Handel zu unterschätzen. Klar ist, dass das bestehende Geschäftsmodell in Gefahr ist, wenn sich der Kunde sein Auto nur noch im nächstgelegenen Showroom anschaut und sich dann direkt im Netz für das billigste Angebot entscheidet. Begünstigt wird diese Entwicklung in den Vereinigten Staaten mit der Kaufgewohnheit, das Fahrzeug gleich vom Hof mitnehmen zu wollen. Die Autohändler halten dafür entsprechend große Lager vor. In Deutschland akzeptiert der Käufer hingegen auch längere Wartezeiten, um seinen individuellen Neuwagen zu erhalten. Diese Vielfalt lässt sich im Web nicht so einfach abbilden. zKurzfassung1. Der US-Automarkt wächst weiter. Für 2012 werden fast 14 Millionen Neuzulassungen für Pkw und Light Trucks erwartet. Die Gebrauchtwagenpreise sollen steigen.2. Die Händlerrendite soll in diesem Jahr noch mal steigen.3. Die amerikanischen Hersteller verdienen wieder Geld. 4. Die Händler wehren sich gegen zu hohe und zu teure Standards. 5. Die Absicht der Regierung, den Spritverbrauch im Durchschnitt auf 4,3 Liter pro 100 Kilometer bis 2025 zu reduzieren, wird von der NADA deutlich als zu teuer kritisiert.6. Das Internet entwickelt sich zunehmend zu einer Gefahr für das bestehende Geschäftsmodell.7. Der nächste NADA-Kongress findet vom 9. bis 11. Februar in Orlando statt.Nada 2012Die National Automobile Dealers Association (NADA) vertritt derzeit 16.000 Autohändler mit 32.500 Markenverträgen. Insgesamt zählte der Kongress in Las Vegas rund 23.000 Teilnehmer aus Handel, Industrie und Dienstleistung. Erstmals hat sich auch die Vereinigung der American Truck Dealer (ATD) der Veranstaltung angeschlossen. Zum Programm gehört eine große Ausstellung mit mehr als 100 Workshops und 26 Markenhändlertagungen. Aus dem Ausland waren rund 2.000 Besucher aus 36 Ländern dabei. Als Gastsprecher engagierte NADA unter anderem den Expräsidenten, George W. Bush, der von den Zuhörern frenetisch gefeiert wurde. AUTOHAUS war auch in diesem Jahr wieder mit einer Händlergruppe dabei. 2013 findet das Treffen vom 9. bis zum 11. Februar in Orlando statt.

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Ersatzbedarf macht happy

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