Stellantis: Erneute Planänderung

Echt ist echt schwer. Diese Einschätzung von Anwalt Uwe Brossette zum Agentursystem anlässlich unseres ersten Agentur-Symposiums bewahrheitet sich immer mehr. Nach Jaguar Land Rover und Ford verschiebt nun auch Stellantis die Einführung weiter. In einem Rundschreiben von Stellantis Deutschland an seine Händler, das AUTOHAUS vorliegt, heißt es: "Konkret ist für Deutschland aktuell nicht von einem Start des Agenturmodells zu Mitte 2025 auszugehen." Die Händlerverträge für die Premium- und Nutzfahrzeugmarken werden bis zum 31. Dezember 2026 verlängert. Daraus ergibt sich eine einheitliche Vertragslaufzeit aller Händlerverträge bis zu diesem Datum. Mit einer Frist von mindestens sechs Monaten will der Hersteller danach über die Planung der Pilotphase und den tatsächlichen Start des New Retailer Models (NRM), wie das Agentursystem bei Stellantis heißt, informieren. Denn vor der Einführung soll es eine Pilotphase mit einer begrenzten Anzahl ausgewählter Händler geben. Es sollen vollumfängliche Tests durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass alle Systeme und Prozesse ordnungsgemäß funktionieren und ein reibungsloser Übergang möglich ist. Nur wenn dies gewährleistet ist, will Stellantis mit dem Agentursystem starten. Planungssicherheit gefordert Der Verband Deutscher Opel-Händler (VDOH) und der Verband Deutscher Citroen-, DS- und Peugeot Vertragspartner (VCDP) begrüßen das. In gleich lautenden Rundschreiben der beiden Händlerverbände heißt es: "Der aktuelle Prozessstatus im Hause Stellantis zeigt uns allen auf vielen Ebenen nur zu deutlich, dass man momentan bei weitem nicht mit einer zeitnahen NRM-Umsetzung rechnen kann." Auf Basis der ihnen vorliegenden Informationen gehen die Händlervertreter von einem Start nicht vor dem 1. Januar 2027 aus. Die ursprünglichen Kostenannahmen des Herstellers bezeichnen sie als "realitätsfern und zum Teil existenzgefährdend". Sie erwarten ein klares Bekenntnis zu einer Kostenbeteiligung des Herstellers bei der Umsetzung der neuen Corporate-Identity-Vorgaben, unabhängig von den angekündigten Kosteneinsparungen. Die Händler bräuchten eine Perspektive und entsprechende Planungssicherheit. Insbesondere die Grundsätze einer Vergütung in einem künftigen Agentursystem sowie alle erforderlichen Grundlagen dafür "seien essentiell und endlich zu bestätigen und bekannt zu geben". Im Klartext: Wenn die Einsparungen nicht wie angekündigt eintreffen, kann auch die Marge nicht wie angekündigt gekürzt werden. Testphase chaotisch Stellantis hatte das Agentursystem als Test in den Pilotländern Belgien, Niederlande, Luxemburg und Österreich eingeführt - mit chaotischen Folgen. Auch in Deutschland hat der Konzern bereits versucht, die Systeme zu vereinheitlichen und neue einzuführen. Der Ansatz, die Systeme für alle Stellantis-Marken anzugleichen und zu vereinheitlichen, sei sicherlich der richtige, hieß es dazu aus dem Händlernetz. Jedoch sorgte die gleichzeitige Umstellung nahezu aller Verkaufs-, Bestell- und Banksysteme für große Schwierigkeiten im Tagesgeschäft bei den Händlern und deren Mitarbeitern. Im Netz ist daher zu hören, dass der Hersteller wohl in diesem Zusammenhang erstmals feststellt, was die Händler alles für die Marken tun. Ob die in einem echten Agentursystem vom Hersteller geforderten Tätigkeiten jemals von diesem übernommen werden können und ob dies tatsächlich die gewünschten Einsparungen bringen würde, wird inzwischen von einigen bezweifelt. Während der Coronazeit waren durch die Lieferschwierigkeiten bedingt die Marktverhältnisse anders. Jetzt, da es wieder mehr Fahrzeuge gibt, als leicht verkauft werden können, ist die Kreativität der Händler verstärkt gefragt. Zuletzt Mitte 2025 geplant Im Dezember 2023 hatte Europachef Uwe Hochgeschurtz verkündet, dass es sinnvoller ist, das Agentursystem nach Märkten und nicht nach Marken einzuführen. Das hätte bedeutet, dass es für die Premiummarken später und für die Volumenmarken früher kommt. Denn erst sollte es ab Mai 2023, dann ab 1. Januar 2024 und dann ab April europaweit für die Nutzfahrzeuge von Opel, Peugeot, Citroen und Fiat sowie für die Premiummarken Lancia, Alfa Romeo und DS eingeführt werden. Für die Volumenmarken des Konzerns sollte es zuletzt 2027 kommen. Dann sollte auf Mitte 2025 vereinheitlicht werden. Wann genau jetzt umgestellt wird, ist nach den letzten Informationen offen. Knackpunkt Corporate Identity Für Aufregung bei den Händlern hatte zuletzt die Umsetzung der neuen Corporate-Identity-Vorgaben gesorgt. Ursprünglich sollten die Autohäuser diese noch im Vertragshändlersystem in ihren Betrieben umsetzen. Bei Einführung des Agentursystems sollte dies dann anteilig vergütet werden. Mittlerweile sieht Stellantis reduzierte Anforderungen bei der baulichen Umsetzung vor. Bei Fliesen und Decke soll es einen erweiterten Bestandsschutz geben, wenn diese unbeschädigt und in gutem Zustand sind. Die Anforderungen an die Schauraum-Beleuchtung wurden reduziert. Auch die Vorgabe eines eigenen, exklusiven Eingangs je Marke entfällt. Ein gemeinsamer Eingang ist innerhalb der Marken-Cluster - also Volumen und Premium sowie Alfa Romeo und Jeep - für je zwei Marken möglich. Im Innenraum sind einige verpflichtende Elemente jetzt nur noch optional vorgegeben und auch die Kosten der einzelnen Artikel wurden gesenkt. Eine weitere wesentliche Änderung betrifft die Anzahl der Verkäuferarbeitsplätze. Bisher waren je nach Marke und Schauraumkonzept bis zu drei Arbeitsplätze unabhängig von der vertraglich vorgesehenen Anzahl an Verkaufsberatern verpflichtend vorgesehen. Ab sofort ist in der Basisplanung nur noch ein Arbeitsplatz pro Marke vorgeschrieben. Laut Hersteller könnten so je nach Marke und Größe des Schauraumes Kosteneinsparungen von zirka sieben bis zu 39 Prozent bei der Innen-Corporate-Identity erzielt werden. Stellantis spricht von einer Reduktion der Gesamtkosten von mehr als 30 Prozent. Fristen angepasst Neben der von den Händlervertretern geforderten Kostenbeteiligung des Herstellers ist auch die Verlängerung der Fristen zur Umsetzung der Corporate Identity auf die Initiative der Händlerverbände zurückzuführen. Sie hatten die vorgelegten Pläne für eine Umsetzung als "in jeder Hinsicht unzureichend" abgelehnt. Die Planung der einzelnen Autohäuser zur neuen Corporate Identity kann nun bis zum 31. August vorgelegt werden. Die Bestellung der Elemente muss bis zum 30. November 2024 erfolgen. Stellantis Deutschland hat den Händlern ein Finanzierungsmodell über die Stellantis Finance (SFS) für die immer noch sehr hohen Kosten in Aussicht gestellt. Ein solches Finanzierungsangebot lag den Händlern bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe aber noch nicht vor. Händler, die nicht mehr mit Stellantis zusammenarbeiten wollen, müssen sich nun nicht mehr bis zum 30. September entscheiden. Sie können dies noch bis zum 30. November 2024 anmelden. Die Abwicklung des Händlervertrages kann dann zwischen dem Jahresende 2024 und Ende Februar 2025 umgesetzt werden, heißt es von Netzentwickler Johannes Alings. Händlerverbandstagungen Der VDOH und der VCDP wollen auf ihren nächsten Mitgliederversammlungen über die weiteren Verhandlungen informieren. Die VDOH-Mitgliederversammlung findet am 9. und 10. September 2024 statt. Der VCDP veranstaltet seine Jahreshauptversammlung am 6. Dezember 2024.

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