"Autohaus der Zukunft": Der Branchenmotivator

Sascha Röwekamp, Vertriebsprofi und Branchenexperte, hat mit seiner Initiative "Autohaus der Zukunft" eine Bewegung gestartet. Dabei geht es nicht nur um die aktuellen Herausforderungen der Branche, sondern gezielt auch um ihre bessere Außendarstellung. Im Interview erklärt das selbst ernannte Autohaus-Kind, wie sein Netzwerk an Branchenprofis die Imagewende schaffen will, wo und wie er Autohäusern gezielt helfen kann und warum es am Ende immer auf den Menschen ankommt. AH: Wie kam es zur Idee, die Bewegung "Autohaus der Zukunft" zu starten? S. Röwekamp: Mir ist immer mehr aufgefallen, dass in der Presse so schlecht über Autohäuser berichtet wird. Ich verdanke meine ganze Karriere der Automobilbranche - deshalb möchte ich ihr etwas zurückgeben und mich persönlich für einen kollektiven Wandel einsetzen. Ich bin selbst seit 20 Jahren im Autohaus. Ich bin ein Autohauskind und ich liebe diese Branche und es ärgert mich so sehr, dass wir in unserer Branche leider viel zu wenig nach außen tragen, wie toll es eigentlich ist, hier zu arbeiten, welche tollen Aufstiegsmöglichkeiten es gibt. Ich selbst bin mit 28 Jahren Prokurist bei Mercedes-Benz Beresa geworden und diese Karrieremöglichkeit hat mir diese Branche ermöglicht, ohne große Studiengänge und dergleichen. Und im Moment haben wir ein unglaublich schlechtes Image, gerade auch in der Autohausbranche. Die Presse schreibt, das Autohaus ist tot, alle Autohäuser sterben. Wer will da bitte seine Kinder zur Ausbildung hinschicken oder sagt, hey, da solltest du arbeiten. Und ich habe gemerkt, dass es sehr, sehr viele schlechte Dienstleister da draußen gibt. Ich will was für diese Branche tun, ich will was Gutes tun, ich will eine Bewegung schaffen, die zeigt, dass das Autohaus auch noch Zukunft hat. AH: An wen richtet sich die Bewegung? Denken Sie an eine bestimmte Zielgruppe? S. Röwekamp: Ein ganz klares Nein. Die Bewegung richtet sich nicht nur an die Führungsebene der Unternehmen, sondern an die gesamte Belegschaft, angefangen bei Auszubildenden und Monteuren bis hin zu Geschäftsführern. Eine Branche lebt von ihrer Vielfalt und der guten Stimmung, die auf allen Ebenen benötigt wird. Letztendlich geht es doch für uns alle darum, wieder Freude an unserer Arbeit zu haben - auf unsere gemeinsamen Bemühungen hierfür kann jeder von uns stolz sein. AH: Was sind die wichtigsten Trends, die das Autohaus der Zukunft prägen werden? S. Röwekamp: Es gibt aktuell viele Themen und Herausforderungen. Der Direktvertrieb der Hersteller spielt sicherlich eine Rolle, die allgemeine Digitalisierung, Markenloyalität lässt nach und so weiter und so fort. Aber was mir viel wichtiger ist, weil es eben kein Trend ist, dass immer noch Menschen Autos kaufen. Solange Menschen Autos kaufen, gelten auch immer noch die gleichen menschlichen Grundbedürfnisse wie vor 100 Jahren. Menschen lieben es, Vertrauen, Anerkennung, Loyalität, Sicherheit zu haben. Und das alles kann ein lokales Autohaus. Deswegen hat das Autohaus definitiv eine Zukunft, immer in Verbindung mit dem Hersteller, der auch seine Daseinsberechtigung hat, und guten Händlern. AH: Wie unterstützt Ihre Bewegung Autohäuser und Händler in der Anpassung an den digitalen Wandel? S. Röwekamp: Relativ einfach, indem wir erst einmal dafür sorgen, dass wir eine Basis haben, eine Austauschplattform mit Veranstaltungen, mit einem Youtube-Kanal, mit Podcasts und darüber dann gute Impulse geben und gute Stimmung machen. Aber auch ganz konkret mit guten Partnern arbeiten, die alle von mir persönlich geprüft sind. Ich habe selbst die letzten Jahre bei Lueg im Marketing oder auch bei Beresa in der Geschäftsleitung gesessen und Dienstleister ausgesucht. Ich habe gesehen, wie schwierig es ist, die Richtigen zu finden. Und deswegen empfehle ich jetzt Dienstleister, die wirklich einen Mehrwert bringen, Dinge umsetzen und nicht nur Geld verbrennen. AH: Was können Autohäuser tun, um sich für das "Autohaus der Zukunft" zu wappnen? S. Röwekamp: Mir geht es einfach darum, dass Autohäuser wieder an sich glauben. Mir ist wichtig, dass sie das Rad nicht neu erfinden müssen, sondern sich auf das Wesentliche konzentrieren, die Basics gut machen. Alles genau das machen, was die Hersteller nicht so gut können, und zwar die lokale Marktbearbeitung, von Menschen für Menschen. Natürlich auch digital durch die Verkäufer, wie zum Beispiel über LinkedIn (s. Box). Gerne auch mit dem Einsatz von KI, aber ganz simpel und praxisorientiert. Es müssen nicht gleich Riesenprojekte angeschoben werden. Es hilft schon zu wissen, wie nutze ich KI mal für ein Reklamationsmanagement oder im Verkauf oder für die Content-Erstellung der Social-Media-Kanäle. Es gehören genauso die einfachen Dinge dazu, wie ans Telefon zu gehen, einen Parkplatz zur Verfügung zu stellen. In der ganzen Digitalisierung müssen wir auch den Menschen wieder mehr in den Vordergrund stellen und dafür brauchen die Menschen im Autohaus Spaß an ihrem Job und Sicherheit in ihrem Job. Das ist "Autohaus der Zukunft". AH: Und wie ist die Entwicklung des Berufsbildes im Autohandel in fünf Jahren? S. Röwekamp: Nicht anders. Alle erzählen da draußen immer, es braucht Berater. Nein, von Beraten verkauft man nichts. Es braucht Verkäufer, es braucht gute Service-Berater, Service-Verkäufer am Ende des Tages. Und es braucht einfach Menschen, die Lust auf Menschen haben, dann kommen die Menschen auch ins Autohaus, dann haben die ja auch Lust da drauf und dann bleiben sie auch loyal und wählen eben nicht den Direktvertriebsweg vielleicht über den Hersteller, sondern sagen sich, nein, ich habe hier meinen persönlichen Ansprechpartner, und deswegen ist es so wichtig, diese persönliche Beziehung so massiv in den Vordergrund zu stellen. AH: Gibt es ein bestimmtes Ziel, oder wann gilt die Mission als erfüllt? S. Röwekamp: Ich habe es in meinem Video-Podcast schon mal beschrieben. Ich möchte irgendwann einmal das erste deutsche Autohaus-Festival mit 10.000 Leuten aus Autohäusern in der Lanxess Arena in Köln veranstalten. Jedes Autohaus schickt einen Bus mit 30 Leuten, wir machen Workshops und Weiterbildung und Trainings und abends feiern wir alle zusammen. Uns selbst und die Branche. Das Ziel dahinter: der gesamten Automobilbranche Mut und Zuversicht zu geben - und zugleich eine positive Stimmung für die Zukunft des Autohandels zu schaffen. AH: Vielen Dank für das Gespräch! ZUR PERSON Stimmungsmacher mit Autoherz: Sascha Röwekamp ist überzeugt, dass der Wandel hin zum "Autohaus der Zukunft" nur durch Zusammenarbeit erreicht werden kann. Seine Bewegung richtet sich an Autohäuser, Hersteller und Dienstleister, die aktiv mitarbeiten wollen und bereit sind, neue Ansätze zu verfolgen und Basics nicht aufzugeben. Dabei spricht er nicht nur Führungskräfte an, sondern meint die gesamte Belegschaft. vom Azubi über den Monteur bis zum Chef. Videokurs LinkedIn-Workshop Sascha Röwekamp erklärt hier beim AUTOHAUS Digital Marketing Day 2024 in vier Schritten, wie man zu neuen Kunden und/oder Mitarbeitern kommen kann. Und das ganz ohne Agentur und mit nur 15 Minuten täglichem Zeiteinsatz. Gleich reinschauen!