Ausgabe 01-02/2007: Citroen / Das Citroen-Autohaus Rüthlein wird ...

Citroen / Das Citroen-Autohaus Rüthlein wird bereits in der vierten Generation geführt. Wer auf eine so lange und erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken kann, sieht auch gelassen in die ZukunftBlick zurück nach vorn Von Udo SchwickalAus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft zu gestalten: Dieses häufig verwendete Zitat trifft auf das Autohaus Rüthlein und seinen Inhaber wohl in besonderem Maße zu. Georg Popp hat das 1903 von seinem Ur-Großvater Georg Rüthlein in Würzburg gegründete Unternehmen 1977 von seinem Vater übernommen und erfolgreich weiter geführt. Heute verkauft das Autohaus Rüthlein jährlich rund 300 Neuwagen der Marke Citroen und seit 1996 steht auf dem Nachbargrundstück zusätzlich ein Peugeot-Autohaus namens Rüthlein.VollblutunternehmerDas zwanzigste Jahrhundert ist gefüllt mit einschneidenden Ereignissen: zwei Weltkriege, Revolution, Wirtschaftskrise, Inflation, Teilung und Wiedervereinigung prägen Menschen und Unternehmer in Deutschland. So auch Georg Rüthlein, der als 24-Jähriger 1903 seine eigene Werkstatt gründet und mit dem Reparieren von Fahrrädern und dem Verkauf von Nähmaschinen zum erfolgreichen Unternehmer avanciert. Der erste Weltkrieg und eine schwere Verwundung bedeuten für Georg Rüthlein zwar eine einschneidende Veränderung, doch selbst als Schwerkriegsbeschädigter denkt er nicht an die Aufgabe seines Unternehmens. Im Gegenteil, bereits kurz nach Ende der Inflationszeit wagt er den Kauf eines größeren Grundstücks an Würzburgs Alter Mainbrücke, wo zukünftig auch Motorräder repariert werden. Gleichzeitig steigt Tochter Margarete ins Unternehmen ein. 1925 heiratet sie Hans Popp und gemeinsam forcieren sie Ausbau und Modernisierung des Betriebs. Mit Übernahme der Vertretungen für Sachs-Motorrad und Tempo-Lieferwagen wird ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte aufgeschlagen. Die Stunde NullDer darauf folgende Vertriebsvertrag für Citroen-Pkw lässt das alte Firmengelände aus allen Nähten platzen, so dass bereits 1936 zusätzlich ein großzügiger und aufgabengerechter Neubau in der Alten Kasernenstraße entsteht. Die dort eingerichtete Lastwagenreparaturwerkstatt ist auch Voraussetzung für die Übernahme einer Lkw-Vertretung der Firma Krupp. Drei Jahre später beginnt der Zweite Weltkrieg, an dessen Ende auch die beiden Betriebe der Firma Rüthlein in Schutt und Asche liegen. In der Stunde Null kämpft das Unternehmen mit der Reparatur von Fahrzeugwracks und dem Verkauf von ehemaligen Wehrmachtsbeständen ums Überleben. Beim Wiederaufbau der Geschäftshauses und der beiden Werkstätten packt auch Sohn Alfons Popp mit an, der 1950 in die Firma eintritt. Vier Jahre später besteht er mit dem Bau einer modernen Personen- und Lastwagenreparaturwerkstatt in der Nürnberger Straße seine Bewährungsprobe. 1959 folgt der Neubau eines Geschäfts- und Wohnhauses am alten Firmenstammsitz an der Alten Mainbrücke. Der wirtschaftliche Erfolg zwingt 1961 und 1969 zum Bau von zwei weiteren Reparaturhallen. Anstelle des Vertriebs von Krupp Lkw folgt 1970 die Vertretung der schwedischen Firma Scania.Die vierte GenerationVon den vier Kindern aus der Ehe zwischen Alfons Popp und seiner Frau Hedda zeigt Sohn Georg Popp das meiste Interesse an Kraftfahrzeugen. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre tritt er 1978 ins Unternehmen ein, das er sechs Jahre später nach dem Tod des Vaters auch übernimmt. Die vierte Generation des Autohaus Rüthlein ist eng mit der Marke Citroen verbunden und erlebt hautnah den Umbau und die Neuausrichtung der Marke unter dem Dach des PSA Konzerns. "Früher stand Citroen für außergewöhnliche Autos, die von einer sehr speziellen Zielgruppe gekauft wurden. Erst mit dem Saxo begann man konventionelle Autos zu bauen", erinnert sich Inhaber Georg Popp an seine Anfangszeiten. Zwar bedauert Popp ein wenig, dass es den typischen Citroen-Kunden, der häufig mit dem CV-Fahrer identisch war, nicht mehr gibt. Doch die kontinuierlich gestiegenen Stückzahlen würden der Konzernstrategie Recht geben, so Popp. Er sieht auch nicht die Gefahr der Kannibalisierung mit der zweiten PSA Marke Peugeot, für die er 1996 ein eigenes Autohaus neben dem ein Jahr zuvor eröffneten Citroen-Betrieb in der Neuen Nürnberger Straße bauen ließ. "Citroen-Käufer sind keine Peugeot-Käufer und umgekehrt", so Popp. Als Beispiel nennt er die technisch identischen Modelle Citroen C1 und Peugeot 107, die jeweils ihre eigenen Kunden ansprechen würden. Aus diesem Grund macht es für Popp auch mit der neuen GVO Sinn, Verkauf und Serviceannahme weiterhin getrennt zu lassen. Um Synergien zu nutzen werden allerdings Werkstatt und Ersatzteillager gemeinsam geführt, wobei vor Kunden eine klare Markentrennung signalisiert wird. Neue ZeitenAuf die Frage, ob es ein Vorteil gegenüber dem Importeur sei, zweitältester Citroen-Händler in Deutschland zu sein, lächelt Georg Popp nachsichtig: "Die Zeiten haben sich geändert. Ebenso wie die Kundenbeziehung ist auch der Kontakt zum Importeur anonymer geworden." Den Grund sieht Popp weniger in der Arbeit des Außendienstes, mit dem er sehr zufrieden ist, als vielmehr in der höheren Zahl an Händlern. Weitere Nachteile im Vergleich zu früher seien die wachsende Bürokratie und die gestiegene Abhängigkeit der Händler von ihrem Hersteller. "Die Automobilhersteller sehen heutzutage genau, was ihre Partner verdienen. Mein Vater hätte früher niemals eine Bilanz aus den Händen gegeben", so Popp. Sein Wunsch für die Zukunft lautet daher: " Man muss dem Händler mehr Freiheit lassen und ihn nicht als Franchisenehmer behandeln." Die Hersteller sollten sich mehr auf das Autobauen konzentrieren und für eine attraktive Modellpolitik sorgen. In diesem Punkt ist für Popp als Citroen-Händler ein Blick in die Zukunft attraktiver als ein Blick in die Vergangenheit. KOnstruktive Zusammenarbeit mit dem HerstellerDer Verband Deutscher Citroen-Vertragspartner e.V. blickt auf eine mittlerweile 20-jährige erfolgreiche Geschichte zurück. Der Vorstand setzt sich aus zehn ehrenamtlich tätigen Citroen-Partnern zusammen; hinzu kommen die Mitglieder der unterschiedlichen Arbeitskreise: Vertrieb und Marketing, Kundendienst, Ersatzteile sowie EDV und Betriebswirtschaft. Diese personelle Aufstellung erlaubt es uns, die Problemfelder und Themen der Citroen Partner mit der Citroen Deutschland AG in regelmäßigen Abständen umfassend zu diskutieren und sofern nötig auch auf dem Rechtswege durchzusetzen. Die Zielsetzung des Verbandes basiert auf drei Grundpfeilern: Verbesserung der Rentabilität, der Liquidität und dem Abbau von Bürokratie. Zur Citroen Deutschland AG pflegt der Verband ein konstruktives Verhältnis, das auf einen langfristigen Erfolg der Marke Citroen ausgelegt ist.Autos mit dem Gewissen ExtraCitroën ist eine Marke mit großer Vergangenheit – deshalb wird oft übersehen, dass unsere besten Jahre in diesem Jahrhundert liegen. Vor zehn bis fünfzehn Jahren saßen unsere Händler auf unverkauften Beständen von Tageszulassungen herum, konnten mit dem Nutzfahrzeuggeschäft nichts anfangen und hätten sich die weitere Entwicklung unserer Marke nicht träumen lassen.Und heute? 2005 war ein absolutes Rekordjahr, aber schon vor dem Ende November 2006 hatten wir die Verkaufszahlen des Vorjahres übertroffen. Unsere Modellpalette ist die breiteste und beste, die wir je hatten, und sie wird weiter wachsen. Unsere Promotion-Aktivitäten, anfangs von der ganzen Konkurrenz argwöhnisch betrachtet, sind heute branchenüblich. Im Nutzfahrzeugbereich liegen wir mit rund vier Prozent Marktanteil weit über dem Niveau unserer Pkw-Zahlen.Ist also alles bestens? Ich befürchte nicht, dass uns die Arbeit ausgehen wird. Wir haben sehr viel Potenzial – für weiteres Wachstum, aber auch für eine ganze Reihe von Verbesserungen, ohne die unser Wachstum nicht dauerhaft sein kann. Unser Marktanteil ist in Deutschland im europäischen Vergleich noch immer sehr gering, unsere Bekanntheit muss größer werden, unser Marktanteil ist regional extrem unterschiedlich und zum Beispiel in Bayern und weiten Teilen Norddeutschlands sehr unbefriedigend. Wir sind stark im Privatkundengeschäft, was an sich nichts Schlechtes ist, aber wir müssen um zu wachsen auch an den Flottenmarkt anders rangehen. Und unsere Kundenzufriedenheit muss besser werden – hier sind Importeur und Händler gleichermaßen gefordert.In den kommenden Jahren ist unser Ziel, die Marke Citroën in Deutschland wirklich zu etablieren und in den Augen auch der deutschen Kunden vom reinen "Spezialitätenanbieter" zu dem zu werden, als das wir anderswo längst anerkannt sind: einer von Europas großen Herstellern von Autos für Jedermann, nur halt mit dem gewissen Extra. Dazu müssen wir nicht nur beim Produkt, sondern in allen Bereichen die herrschenden Standards erreichen oder besser übertreffen.Ich wünsche mir daher von unseren Vertriebs- und Servicepartnern, dass sie ihre Betriebe mit Strukturen und Abläufen an diese Herausforderung anpassen. Citroën wird weiter wachsen, deshalb muss auch jeder Händlerbetrieb zum Wachstum bereit und fähig sein. Hier sind Unternehmer gefordert, die organisieren, delegieren, führen und investieren können. Die erkennen, welche Rolle Schulung, Weiterqualifizierung und Qualitätsbewusstsein ihrer Mitarbeiter für die Zufriedenheit der Kunden und damit für die Dauerhaftigkeit des Erfolges und die Rendite ihrer Betriebe spielen.

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