Noch nie zuvor war das Anforderungsprofil an den Automobilhandel höher als heute. Das ist kein Grund für Christian Hackerott, den Geschäftsführenden Gesellschafter des Autohauses Hackerott (Skoda, Seat, Cupra) in Hannover, die Flinte ins Korn zu werfen: "Der Handel wird weiterhin gebraucht." Allerdings sollte das auch mal gesagt werden.
In seinem Vortrag "Change Management: Das Autohaus im Spannungsfeld zwischen Tradition und Transformation" im Rahmen des "Forum Automotive" an der HfWU Nürtingen-Geislingen brachte Hackerott am Mittwoch die wichtigsten Themen vor, die derzeit auf der langen Agenda des Handels stehen. So hat sein Autohaus beispielsweise frühzeitig mit der Elektromobilität beschäftigt und dafür Kompetenzzentren gegründet.
Lesen Sie mehr:
- Seat und Cupra: "Die Agentur ist ein großer Vorteil"
- Autohaus Hackerott: "Wir wollen der 'digital first mover' sein"
- Seat verleiht "Top Dealer Awards 2023": Das sind die Sieger
- Autohaus Hackerott: Cupra exklusiv
Einerseits gehe es in den fünf Betrieben jetzt darum, die Kunden von der neuen Technik (strombetriebe Autos, E-Bikes und Roller) zu begeistern, auch wenn die Kosten dieser Mobilität aufgrund der hohen Preise für Fahrzeuge und Strom deutlich gestiegen seien und jetzt auch noch die Förderung gestrichen werde, erklärte der Kfz-Unternehmer. Andererseits gebe es aber auch Kunden, die weiterhin auf Verbrennungstechnik setzen und vom Verkäufer die gewohnte umfassende Beratung erwarten.
Gleichzeitig sei beim Vertrieb von Cupra und künftig auch Skoda mit der unechten Agentur und des weiterhin gültigen Händlervertragssystems ein Spagat notwendig, betonte Hackerott vor den Studierenden in der Zukunftswerkstatt 4.0 in Esslingen. "Auch wenn für die BEV die Agentur der richtige Vertriebsweg ist." Ein weiteres Beispiel ist für Hackerott die Bedeutung des Aftersales-Geschäfts im Autohaus. Die Erträge seien für die Branche essenziell. Mit der E-Mobilität würde diese Ertragsquelle in der aktuellen Form aber langsam versiegen, sagte er.
Wandel aktiv gestalten
Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, setzt der 45-Jährige auf das Prinzip Agilität. In seinen Betrieben würden die aktuellen Trends der Branche schnell und konsequent umgesetzt. "Man muss den Wandel gestalten und ihm nicht hinterherlaufen", ist das Credo bei Hackerott. So hat das Autohaus Hackerott zum Beispiel in der Innenstadt der niedersächsischen Landeshauptstadt eine Cupra City Garage als Markenleuchtturm und Vertriebsstützpunkt erfolgreich umgesetzt – als einer der ersten in Europa (wir berichteten).
Der Autohändler verkauft in diesem Jahr rund 3.500 Neu- und Gebrauchtwagen der Marken Seat/Cupra und Skoda. 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (darunter 30 Auszubildende) erwirtschaften einen Jahresumsatz von 80 Millionen Euro.
Beim "Forum Automotive" treten während des Semesters im wöchentlichen Turnus Manager und Persönlichkeiten aus der Automobil- und Mobilitätsbranche an der Hochschule auf. Die Vortragsreihe wird vom Institut für Automobilwirtschaft (IfA) und der Fachzeitschrift AUTOHAUS präsentiert und richtet sich vorrangig an Studierende der automobil- und mobilitätswirtschaftlichen Studiengänge (Bachelor und Master). Ziel ist es, die im Studium erarbeiteten Sachverhalte in einen stärkeren Praxisbezug zu setzen. Dies erfolgt innerhalb von Fachreferaten und Diskussionsrunden mit Entscheidern der Branche.