Ausgabe 09/2014: Branchennovum im Norden

Hinter Hamburgs größtem Volkswagenhändler stehen die eigentlichen Macher Bernd Glathe und Bernd Kußmaul. Sie arbeiten seit 1979 zusammen und haben 1986 Auto Wichert übernommen. Alles Wichtige gestalten sie seither gemeinsam. Bernd Glathe: "Wir mussten uns fortan vergrößern. Dabei war uns klar, dass Wachstum mit Substanz einhergehen muss." Bernd Kußmaul ergänzend: "Wir gaben uns von Beginn an den Leitsatz: 'Service mit Leidenschaft'. Dahinter steckt primär qualitativer Service. Wir sind damit nicht die Billigsten, aber die Besten. Bei uns verkauft der Service das nächste Fahrzeug." Die strategische Ausrichtung im Service ist der Loyalisierung des Kunden gewidmet. Wichert vermarktet 80 Prozent der Neufahrzeuge mit einer Anschlussgarantie. Die Kfz-Versicherungspenetration liegt in den 16 Wichert-Betrieben bei 25 Prozent. Die guten Verkäufer im Hause vermarkten pro Jahr zwischen 120 bis 130 Kfz-Versicherungen (siehe AUTOHAUS 5/2014, Seite 48). Loyalisierung!Aktuell wird das Service-Geschäft mit Dienstleistungsprodukten in den Bereichen Wartung, Verschleiß, Inspektion und Reifen durch spezielle Serviceofferten in Form von Serviceverträgen im Verbund mit der FS in Braunschweig ausgebaut. Die VW FS baut hierfür einen speziellen Außendienst auf. Ein neues Online-Serviceportal zeigt beispielsweise dem Serviceberater alle getätigten Serviceleistungen eines Kunden an. Dieser kann dann im Gespräch mit dem Kunden spezielle Zusatzprodukte anbieten. Anthony Bandmann, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Bank: "Wir haben auf dem deutschen Markt unter dem Aspekt der Loyalisierung des Kunden über das private Leasing sowohl im Neukundengeschäft als auch im Markt der jungen Gebrauchtwagen noch sichtbares Potenzial. Im gewerblichen Bereich sind wir stark mit den Flottenbetreibern vernetzt und werden da u. a. verstärkt mit Reifenpaketen aufwarten. Leasing ist ein Produkt, das an eine Wartung gekoppelt ist etc. Handel, Captive und Hersteller sind dann unangreifbar, wenn sie als Dreigestirn zusammenarbeiten."Die Stellung des Service im Hause Wichert wird auch dadurch unterstrichen, dass in einigen Betrieben bis 22 Uhr und sogar ein 24-Stunden-Service angeboten wird. 170.000 Werkstattdurchgänge im Firmenverbund pro Jahr wollen gestaltet sein!Neue Audi-DimensionenWorin besteht nun konzeptionell das eigentlich Neue? Auf einem L-förmigen Grundstück von 16.000 m² Größe entsteht ein neues Audi-Terminal (4-geschossig) gemäß dem Metropolenkonzept der Audi AG (siehe AUTOHAUS 8/2014, Seite 61). Insgesamt werden 38.000 m² an Geschossflächen bebaut. Im Level -1 ist auf 2.700 m² die Audi-Werkstatt angelegt, ebenso Karosserie und Lack mit 2.300 m². Das Teilelager und die Technik (Blockheizkraftwerk) mit 600 m² sowie der erste Teil des P+R mit 1.400 m² Fläche. Die Werkstattplätze im Untergeschoss sind auf der ganzen Front vom Bereich der U-Bahn einsehbar.Im Erdgeschoss sind dann auf 4.000 m² Ladeflächen, Gastronomie, Supermarkt, Drogeriemarkt, Confiserie, Arztpraxen integriert. Im Level +1 weitere 4.000 m². Im Level +2 können dann auf 3.200 m² bis zu 70 Neufahrzeuge und auf weiteren 2.400 m² Gebrauchtwagen präsentiert werden. Diese Räumlichkeit ist von gigantischer Wirkung. Im Level +3 ist der Verwaltungstrakt mit 2.000 m² angelegt und die weitere Gebrauchtwagenpräsentationsfläche mit 2.400 m², so dass insgesamt 250 Gebrauchtwagen in überdachtem Ambiente gezeigt werden können.Von Level -1 bis Level +5 sind jeweils P+R-Plätze mit 1.250 m² Fläche ausgewiesen, die Berufspendlern und Stadtbesuchern zur Verfügung stehen, um hier an der U-Bahn-Haltestelle Ochsenzoll auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen zu können. Selbstredend, dass bei Auto Wichert künftig CarSharing mit Elektrofahrzeugen offeriert wird. Entlang der U-Bahn-Trasse entsteht ein ca. 800 m langer öffentlicher Geh- und Fahrradweg.Die gesamte Planungsphase erstreckte sich über zehn Jahre. Da galt es zahlreiche Hürden zu nehmen, vom Lärmschutz, Gründach, Verkehrsgutachten mit Ziel- und Quellverkehrsströmen, Außenanlage, diverse Widersprüche u. a. Der Bauantrag wurde im Januar 2012 eingereicht. Baubeginn war im August 2013. Die Fertigstellung soll zur Eröffnung des Weihnachtsmarkts 2014 gelingen. In Sachen Immobilien- und Mobilien-Finanzierung wirkte die FS in Braunschweig, sprich die Herstellerbank mit. Auch hier hatte Wichert Pionierfunktion. Bernd Glathe: "Unsere Hausbank sieht das Herstellerengagement als geteiltes Risiko. Es ist einfach eine Symbiose." Die Architektur wurde vom Hamburger Berthold Kleta geschaffen. Die Bauleitung wird in Eigenregie, maßgeblich durch Bernd Kußmaul wahrgenommen. Im Audi Terminal werden künftig 140 Mitarbeiter tätig sein, davon 28 als Auszubildende.KurzfassungBernd Glathe und Bernd Kußmaul haben gemeinsam mit VW FS und dem Hamburger Architekten Berthold Kleta ein neues Audi-Terminal erdacht, das nicht nur auf die Bedürfnisse von Autokäufern und Werkstattkunden zugeschnitten ist, sondern die Infrastruktur der U-Bahn-Station Ochsenzoll im Hamburger Stadteil Langenhorn bereichert. Läden, Gastronomie und P+R-Parkplätze werde kombiniert mit einer Werkstatt mit starker Außenwirkung, großen Fahrzeugausstellungsflächen und künftig auch einem CarSharing für Elektro-Fahrzeuge.

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