Von Online-Redakteur Andreas Heise
Das Auto-Abo liegt im Trend, ist die letzten Jahre immer öfters zu hören. Absender dieser Botschaften sind natürlich nicht selten die Anbieter selbst. Doch auch wenn das neuartige Mobilitätsangebot noch weit davon entfernt ist, die dominierende Form der Pkw-Nutzung darzustellen, so muss man dem Geschäftsmodell zugestehen, mit seinem All-Inclusive-Grundgedanken speziell die Bedürfnisse der jüngeren Generation abzubilden. Die Corona-Krise und die damit verbundene wirtschaftliche Unsicherheit wird die Nachfrage nach Flexibilität und Ungebundenheit nun noch weiter verstärken, egal ob jung oder alt, egal ob Privat- oder Gewerbekunde.
Bisher tummeln sich auf dem Markt der Auto-Abos Hersteller wie Volvo, Online-Plattformen wie Cluno und Unternehmen wie Vive la Car, die dem Händler die Vermarktung seiner Bestandsfahrzeuge ermöglichen. Mit der AVAG Holding SE ist mittlerweile auch eine der führenden Autohandelsgruppen Europas in diesem Geschäftsfeld vertreten. "Wir sind testweise seit Herbst, so richtig seit Mitte Januar aktiv", erklärt Vorstandssprecher Roman Still gegenüber AUTOHAUS.
Auf der Website des Tochterunternehmens "Sorglos günstig fahren" finden sich aktuell Opel-Neuwagen sämtlicher Fahrzeugklassen – vom Kleinwagen bis zum Transporter. Wie generell üblich, sind auch im Auto-Abo der AVAG-Tochter die Kosten für Zulassung, Kfz- Steuer, GEZ-Gebühren, Wartungen und Verschleißreparaturen (z. B. Bremsen), HU/AU, die saisonale Bereifung, Räderwechsel, Reifeneinlagerung und die Kfz- Versicherung inbegriffen. Nur den nötigen Sprit muss der Kunde zusätzlich selbst zahlen.
Alle Fahrzeuge sind haftpflicht-, teil- und vollkaskoversichert. Die Selbstbeteiligung liegt bei 1.500 Euro, wahlweise lässt sich diese im Buchungsprozess auf 500 Euro reduzieren. Eine Startgebühr oder Anzahlung fallen nicht an, jedoch wird eine Kaution von zwei Bruttomonatsmieten bei Buchung fällig. Bei der Mindestlaufzeit können die Auto-Abo-Kunden zwischen drei, sechs und zwölf Monaten wählen - die Kündigungsfrist beträgt drei Monate. Vorstandssprecher Still weist darauf hin, kürzere Mindestlaufzeiten als andere anbieten zu können.
"Im Gegensatz zu Carsharing ist das Auto-Abo aus unserer Sicht ein Teil des klassischen Autohausgeschäftes. Früher nannte man das Langzeitvermietung", erläutert Still. Es sei eine klassische Ergänzung für die Kaufkunden, auf kurzfristig entstandenen und nicht dauerhaften Bedarf flexibel reagieren zu können. "Wir sehen vor allem im Gewerbe, aber auch für spezielle private Situationen einen Bedarf", sagt der Kfz-Unternehmer. Im ersteren Fall verspricht sich die AVAG aber aktuell die größeren Chancen und rechnet dort mit dem leichteren Einstieg. So richtet sich das Angebot zunächst an Gewerbetreibende und soll später um Privatkunden erweitert werden.
Geringe Lieferzeiten als Vorteil
Ein Vorteil der AVAG: Durch das Zentrallager, auf das die Autohandelsgruppe zugreifen kann, sind die Lieferzeiten größtenteils gering. Sie werden mit zwei bis vier Wochen angegeben. Bei Ausreißern wie einem Opel Zafira Life kann es drei bis vier Monate dauern.
"Wir werden nach und nach das Angebot gerne ausweiten", erklärt Still hinsichtlich der Fahrzeugpallette, die sich bisher auf Opel-Modelle beschränkt. "Das müssen natürlich auch die Hersteller wollen. Wir müssen die Angebote ja auch attraktiv darstellen können." In puncto Erwartungen an das neue Geschäftsmodell hält sich der AVAG-Vorstandssprecher noch bedeckt: "Wir haben es jetzt mal an den Start gebracht und wir probieren aus, lernen daraus, probieren neu, lernen wieder und nebenbei sehen wir, ob was übrig bleibt oder wir Geld mitbringen. Ich denke, in einem Jahr wissen wir mehr."
Die AVAG Holding ist eine der führenden Automobilhandelsgruppen in Europa. Die Holding beteiligt sich mehrheitlich an Automobilhandelsbetrieben in Deutschland, Österreich, Kroatien, Polen, Ungarn, Serbien und Slowenien. Dazu zählen in Europa 180 Standorte und 5.200 Mitarbeiter. Der jährliche Umsatz liegt bei 2,3 Milliarden Euro.
Mathias R. Albert