Auch bei ihrer 21. Ausgabe will die Frankfurter Automechanika (14. bis 19. September) den Spagat zwischen Vertragswerkstätten und dem freien Automobilservice schaffen. "Die Automechanika ist die Innovationsdrehschreibe für beide Marktsegmente", sagte Messedirektor Thomas Aukamm im Gespräch mit AUTOHAUS Online. Eine Reihe von Neuerungen wartet in diesem Jahr auf die Besucher.
Herr Aukamm, was tut die Automechanika für die markengebundenen Werkstätten?
Die Automechanika steht auf zwei Beinen – einerseits die markengebundenen Betriebe, andererseits die freien Werkstätten. Mit unserem Konzept versuchen wir beide Marktsegmente zu bedienen. Vor allem die gezeigten Produktinnovationen sind für die Hersteller interessant, um ihre Fahrzeuge nach den neuesten Techniken im Markt warten, pflegen und mobil halten zu lassen. Das trifft natürlich auch auf den freien Aftermarket zu. Die Automechanika ist die Innovationsdrehschreibe für beide Marktsegmente.
Hersteller und Importeure haben die Automechanika bislang stiefmütterlich behandelt. Hat sich hier was getan?
Wir sind stolz darauf, dass seit mehreren Jahren die größten deutschen Automobilhersteller, allen voran die Volkswagen-Gruppe, in Frankfurt präsent sind. In diesem Jahr ist erstmals BMW unter eigenem Label und mit einem 400 Quadratmeter großen Stand vertreten. Grundsätzlich denke ich, dass es für die Hersteller der falsche Weg ist, sich vom Aftermarket fernzuhalten und auf der Automechanika nicht ihre Konzepte zu präsentieren. Der Produktlebenszyklus lässt sich über den Verkauf hinaus besser steuern, und auch durch die Vermischung des Vertragswerkstätten mit dem freien Aftermarket ergeben sich Marktpotenziale, etwa bei der Herausgabe von technischen Informationen.
Müssten sich die Hersteller angesichts der Marktmacht nicht noch mehr engagieren?
Das Potenzial des Aftermarkets ist deutlich größer als es bisher von den Autohersteller erkannt und im Markt gespielt wurde. Wenn ein Hersteller das Eroberungspotenzial erfasst, müsste er eigentlich präsenter sein. Im Service werden heutzutage die großen Margen eingefahren und nicht im Neuwagenvertrieb. Ein Großteil der markengebundenen Betriebe finanziert sich mittlerweile quer über den Werkstattbereich. Dort liegt das rentable Geschäft.
Ähnlich sieht es im Schmierstoffbereich aus. Wie macht sich dieser auf der Automechanika?
Der Schmierstoffbereich ist einer der Hauptmargenträger im Autohaus. Deshalb ist es nicht zu verstehen, wieso sich die Hersteller so zurückhalten. Einige Marken haben wir seit vielen Jahren auf der Automechanika. Diese gehören zu den erfolgreichsten Playern in dem Geschäft und sind zuletzt beim Wachstum an etablierten Marken vorbeigezogen. Anscheinend wird das Engagement auf der Automechanika auch mit entsprechendem Wachstum prämiert.
Welche Neuerungen hält die Automechanika in diesem Jahr parat?
In neuem Format erscheint beispielsweise das Aftermarket Forum im neu gestalteten Portalhaus an der Halle 11. Der Expertentreff wurde aufgewertet und um einen Tag verlängert. Prof. Will Diez eröffnet die Veranstaltung bereits am ersten Messetag und stellt seine Automechanika-Studie vor. Weitere Themen sind das Schadensmanagement, die "Right to Repair"-Kampagne und die Elektromobilität. Dieser große Trend wird in Frankfurt auch in der Praxis erlebbar: Auf dem Agora-Freigelände stehen den Besuchern alle möglichen Elektroautos für eine Testfahrt bereit.
Mit einer Sonderausstellung in der Halle 11.0. wird auch der Bereich Old- und Youngtimer forciert. Das Thema bietet große Chancen für Werkstätten und Teilehandel. Weiteres Highlight ist die Live-Restaurierung einer Harley-Davidson durch die Initiative "Your Move". Erstmals veranstalten wir zusammen mit dem Verein Freier Ersatzteilemarkt auch eine Automechanika-Sternfahrt, zu der wir Werkstätten aus ganz Deutschland mit ihren automobilen Klassikern eingeladen haben.
Karl-Heinz Scherer