Nach der Jahresendrallye 2022 ist der deutsche Automarkt schwach aus den Startlöchern gekommen. Im Januar verzeichnete das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 179.247 neu zugelassene Pkw, das sind 2,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat und das zweitniedrigste Niveau in dem Wintermonat seit 1991. Während die gewerblichen Anmeldungen leicht auf 122.431 Neuwagen zulegen konnten (plus 2,5 Prozent), schrumpfte der Privatmarkt deutlich um zwölf Prozent auf 56.816 Stück, wie die Behörde am Freitag in Flensburg mitteilte.
Auf steiler Talfahrt waren zu Jahresbeginn die Elektrofahrzeuge. Im Januar wurden nur noch knapp 27.000 neue E-Pkw auf die Straße gebracht. Das entspricht einem Rückgang um 32 Prozent. Die Zahl der reinen Elektroautos (BEV) nahm im Jahresvergleich um 13,2 Prozent auf 18.136 ab. Im Dezember waren es dagegen noch mehr als 100.000. Federn lassen mussten besonders die Plug-in-Hybride (PHEV), deren Absatz sich gegenüber dem Januar 2022 mehr als halbierte (8.853 Fahrzeuge).
Grund für den starken Abschwung sind Vorzieheffekte. "Die Rückgänge bei den E-Fahrzeugen waren zu erwarten, da alle Pkw, bei denen das möglich war, noch im Jahresendspurt 2022 zugelassen wurden, um noch die höheren Förderprämien mitzunehmen", erklärte ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn, Sprecher des Fabrikatshandels in Deutschland. Der Einbruch bei den PHEV sei auch auf den Auslauf der Förderung ab 1. Januar zurückzuführen, und selbst bei den batteriebetriebenen Pkw zeige sich eine stärkere Zurückhaltung der Kunden wegen der reduzierten Kaufprämie. Hinzu komme der Mangel an verfügbaren Wagen.
"Dynamik ist vorerst vorbei"
Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), geht davon aus, dass der Markt nach dem Auslaufen dieses Vorzieheffektes wegen der verbesserten Lieferfähigkeit ins Plus drehen werde. Er gab zugleich zu bedenken: "Dennoch hinterlässt die Kürzung der E-Auto-Förderung 2023 deutliche Spuren. Wir befürchten, dass es mit der bisherigen Dynamik vorerst vorbei ist."
Große Sorgen macht dem Automobilhandel vor allem deutliche Rückgang bei den privaten Zulassungen. Hier setze sich eine Entwicklung fort, die bereits im dritten Quartal des vergangenen Jahres in Form rückläufiger Auftragseingänge begonnen habe, betonte Peckruhn. "Mit den geänderten Förderungsbedingungen hat die Bundesregierung dem selbst postulierten Ziel eines kräftigen Hochlaufs der E-Mobilität einen Bärendienst erwiesen." Die Kunden, aber auch der Handel bräuchten verlässliche Rahmenbedingungen, "sonst lassen sich die angestrebten Zulassungsmengen nicht erreichen".
Opel und BMW verlieren stark
Unter den deutschen Marken entwickelten sich laut KBA Porsche (plus 19,3 Prozent), Mercedes (plus 14,5 Prozent), Ford (plus 3,4 Prozent) und VW (plus 1,3 Prozent) positiv. Dagegen verfehlten Opel (minus 34,4 Prozent) und BMW (minus 24,7 Prozent) ihr Neuzulassungsergebnis aus dem Vorjahr deutlich. Audi büßte leicht um ein Prozent ein.
Von den größeren Importmarken (Marktanteil ab zwei Prozent) erreichte Tesla mit plus 912,2 Prozent den höchsten prozentualen Zuwachs. Zweistellig zulegen konnten auch Dacia (plus 42,1 Prozent), Toyota (plus 28,3 Prozent) und Skoda (plus 12,6 Prozent). Bei Seat (minus 38,8 Prozent) und Renault (minus 36,2 Prozent) waren die Zahlen tiefrot. Einbußen gab es auch für Hyundai (minus 6,9 Prozent) und Fiat (minus 3,4 Prozent).
Pkw-Neuzulassungen im Januar 2023 - Markenübersicht
- Pkw-Neuzulassungen im Januar 2023 - Markenübersicht (77.4 KB, PDF)