Die Autoland AG in Leipzig/Brehna gilt als größter und erfolgreichster freier Auto-Discounter in Deutschland. Prof. Hannes Brachat sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Wilfried Wilhelm Anclam nicht nur über die strategische Ausrichtung und die Wachstumsperspektiven seines Unternehmens, sondern auch über die E-Mobilität und die neuen Automarken aus China.
AH: Wie stellt sich im Rückspiegel für die Autoland AG das Wirtschaftsjahr 2023 dar?
Wilfried Wilhelm Anclam: Es war ein Rekordjahr! Beste Verkaufszahl mit 42.465 Autos, bester Umsatz mit 719 Millionen Euro und bestes Betriebsergebnis mit 56 Millionen Euro.
AH: Die Branche hat zwei starke Ertragsjahre hinter sich, inzwischen ist wieder ausreichend Ware vorhanden. Aktuell tobt ein Preiswettbewerb. Wie sieht dazu Ihre Marktstrategie aus?
W. W. Anclam: Wir planen mit einer erheblichen Steigerung der vorgenannten Zahlen in diesem Jahr. Zurzeit liegen wir bei der Verkaufszahl und dem Umsatz 30 Prozent über 2023.
AH: Sie verfolgen bei der Autoland AG eine konkrete Wachstumsstrategie. Sie haben im November die erste Filiale in Westdeutschland eröffnet. Wie sieht die Fortsetzung für Ihr Unternehmen aus?
W. W. Anclam: 2024: ca. 50.000 verkaufte Autos, 2025: ca. eine Milliarde Umsatz, 2026: 40 Niederlassungen, ab 2027: jedes Jahr sechs neue Niederlassungen. Im Jahr 2036 werden wir mit 100 Niederlassungen 120.000 Autos verkaufen und drei Milliarden Euro Umsatz erzielen – bei einer nahezu bundesweiten Durchdringung des Marktes in allen Großstädten ab 100.000 Einwohnern.
AH: Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und Robotic sind heute Instrumente, um u.a. Prozesse zu optimieren. In welchen Bereichen arbeiten Sie in dieser virtuellen Zukunftswelt?
W. W. Anclam: Digitalisierte Verkaufsprozesse sind in der Entstehungsphase, im Service- und Technikbereich sind sie schon in der Erprobungsphase. Im Managementbereich – Finanzen, Personal und Controlling – ist die Digitalisierung umgesetzt und wird ständig weiterentwickelt und verbessert.
AH: Wachstum fordert mehr Fachkräfte. Wie schließen Sie diesen Bedarf?
W. W. Anclam: Das ist ein großes Thema und Chefsache – alles für den Mitarbeiter! Top-Arbeitsplätze, Top-Sozialumgebung, Top-Anerkennung, Top-Karrieremöglichkeiten, Top-Bezahlung, Mitarbeiter finden Mitarbeiter und erhalten eine hohe Prämie. Für neue Mitarbeiter gibt es eine Wechselprämie. Hinzu kommen die Förderung des Teamgeistes und der Unternehmenskultur durch Incentives.
AH: Die nächsten Jahre sind zahlreiche E-Auto-Modelle zu erwarten. Wie wird Autoland auf diese anstehende Offerte antworten?
W. W. Anclam: Der Akku wird den Verbrenner ablösen, so sicher, wie der Verbrenner das Pferd abgelöst hat. Die E-Mobilität – so wie sie heute heißt – wird kommen, aber nicht so schnell und überfallartig, wie uns das erzählt wird. Dem Kunden müssen attraktive Preise, betriebssichere Akkutechnik, eine ordentliche Reichweite und eine erfreuliche Ladeinfrastruktur mit kurzen Ladezeiten geboten werden, dann stirbt der Verbrenner. Da das alles nicht so schnell umsetzbar ist, könnte der Todeskampf des Verbrenners viel länger dauern als der der Kutsche. Der weitere Verlauf dieses Szenarios bestimmt mein strategisches Handeln in Bezug auf E-Mobilität.
AH: Wann wird die Autoland AG markant mit China-Modellen aufwarten?
W. W. Anclam: Hier gibt der Kunde das Tempo vor. Wenn es so weit ist, sind wir dabei.
AH: Welche Politik verfolgt Ihr Unternehmen in puncto Finanzdienstleistungen, Privat-Leasing und Auto Abo?
W. W. Anclam: In Sachen Finanzierung haben wir mit unserem starken Partner Santander die besten Lösungen für unsere Kunden. Die Themen Privatleasing und Auto-Abo stehen bei der Autoland AG nicht auf der Tagesordnung.
Dr. Konrad Weßner