Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) hat erneut Kritik am Vorgehen von Audi bei den geplanten neuen Händlerverträgen geübt. Der Verband sei vor allem deshalb alarmiert, weil ein Exempel statuiert zu werden drohe, das Präjudizwirkung weit über den VW-Konzern hinaus entfalten könne, sagte ZDK-Hauptgeschäftsführer Axel Koblitz laut Mitteilung vom Dienstag.
Indem der Hersteller seine Händler beim Großkundengeschäft künftig weitgehend ausbooten und manche von ihnen nur noch mit Teilen der Modellpalette beliefern wolle, lege er gezielt die Axt an die wirtschaftliche Existenzgrundlage vieler Partnerbetriebe, so der Händlervertreter. So könne man sein Vertriebsnetz ausdünnen, ohne Ausgleichszahlungen leisten zu müssen. Dies allerdings nur dann, so Koblitz weiter, wenn der Erhalt der über Jahrzehnte hinweg gemeinsam mit dem Handel gepflegten Vertrauensbasis keine Priorität mehr genieße. Der Weg für die Rückkehr zu einem partnerschaftlichen Verhältnis zwischen Vertriebsorganisation und Hersteller müsse nun zunächst an den Verhandlungstisch führen.
Der konkrete Fall bei Audi sei für die Händler besonders deshalb bitter, da sie sich im Abgasskandals seit inzwischen mehr als anderthalb Jahren aufopferungsvoll darum bemühten, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen und die Pläne nun als Schlag ins Gesicht empfinden müssten. "Ein Konzernbeauftragter für die Anrichtung größtmöglichen Flurschadens hätte seinen Job nicht besser machen können", kritisierte Koblitz das Vorgehen der Herstellerseite.
Vorausgegangen war ein eindringlicher Warnruf des Volkswagen und Audi Partnerverband (VAPV). Am 18. Mai kritisierte der Verband die Forderungen des Herstellers in ungewohnt scharfer Form. Der VAPV-Vorsitzende Dirk Weddigen von Knapp sprach von "massiven Eingriffen in das bisherige Kerngeschäft des Handels". Nach vorsichtigen Schätzungen würden die geplanten Vertragsänderungen bis zu 80 Prozent des aktuellen Geschäftes der Audi-Betriebe betreffen. Sie bedrohten die mittelständischen Unternehmen in ihrer Existenz. (se)