Gemeinsame Vertragsverhandlungen: Arbeitsgemeinschaft der Stellantis-Händlerverbände

Die gemeinsamen Workshops mit dem Hersteller zur Erarbeitung der Grundlagen für die neuen Stellantis-Händler-, Agentur- und Serviceverträge laufen schon seit einem Jahr. Jetzt haben der Verband Deutscher Opel-Händler (VDOH), der Verband der Citroen-, DS- und Peugeot-Vertragspartner (VCDP) sowie der Jeep, Alfa Romeo, Ram und Dodge Händlerverband (JARD) die Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Stellantis-Händlerverbände bekannt gegeben. Die Sprecher Peter Müller (VDOH), Peter Gerards und Ubbo Latajka (VCDP) sowie Adrian Glöckner (JARD) teilten dies am 12. Juli auf einer gemeinsamen Pressekonferenz anlässlich der VDOH-Mitgliederversammlung in Frankfurt mit. Regelmäßiger Austausch Um in den Vertragsverhandlungen möglichst zielgerichtet im Sinne der Stellantis-Partner zu agieren, haben sich die Vorstände der drei Verbände darauf geeinigt, gemeinsam die nächsten Schritte zu gehen. Neben einem regelmäßigen Austausch werde nun in der Arbeitsgemeinschaft gemeinsam die weitere Vorgehensweise bei den Verhandlungen abgestimmt. Juristisch wird die Arbeitsgemeinschaft von Rechtsanwalt Uwe Heymann, Anwalt des VDOH, und Rechtsanwalt Uwe Brossette von der Kanzlei Osborne Clarke begleitet. Keine Fusion Eine Fusion der Verbände ist weiterhin nicht geplant. In Vertrieb und Marketing bleiben die einzelnen Marken getrennt. Bei gemeinsamen Themen wie IT, Aftersales oder eben den Händlerverträgen wäre hingegen eine Abstimmung sinnvoll, hieß es. Fortsetzung nach den Sommerferien "Wir befinden uns in den letzten Zügen der Phase 1, das heißt die Mantelverträge, die gleichermaßen für alle Stellantis-Marken und in allen europäischen Ländern gelten sollen, liegen jetzt in englischer Sprache vor und werden nach entsprechender Übersetzung einer juristischen Bewertung unterzogen", teilten die Händlervertreter mit. Nach den Sommerferien gehen die Verhandlungen dann weiter. Weitere Informationen im Oktober Erste Detailinformationen zu den Verträgen hofft der VCDP bei seiner Mitgliederversammlung am 15. Oktober diskutieren zu können. Was dort besprochen wird, sollen aber nur die Mitglieder erfahren. Die Teilnehmer an den Verhandlungen haben sich ebenso wie die Mitglieder der Verbände dazu verpflichtet, gegenüber der Presse Stillschweigen über die geplanten Vertragsinhalte zu bewahren. Übergang zum Agenturvertrag Bekannt ist bisher nur, dass nach der Kündigung aller Stellantis-Verträge zum 31. Mai 2023 im Nutzfahrzeug- und Premiummarkenvertrieb (DS, Alfa Romeo, Lancia) ein Kommissionsagentensystem eingeführt werden soll. Bei den anderen Pkws soll dies europaweit ab 1. Januar 2027 gelten. Bereits ab Juni 2023 soll das Agentursystem auch für die Volumenmarken in Belgien, den Niederlanden und Österreich getestet werden. Es heißt, dass alle Händler, die im Juni 2023 einen Händlervertrag für die Volumenmarken erhalten, auch einen Agenturvertrag ab 2027 bekommen sollen. Zahl der Kündigungen unbekannt Wie viele Händler ausscheiden, ist unbekannt. Schätzungen zufolge wird es 50 Opel-Händler und zehn bis 15 Prozent der PSA-Händler treffen. Peugeot Deutschland hat gegenüber AUTOHAUS bestätigt, dass es zehn Prozent der aktuell 143 Partner sind, die keinen Letter of Intent (LOI), also eine Absichtserklärung für die weitere Zusammenarbeit, erhalten haben. Der Verband der Fiat-Konzern-Händler und Servicebetriebe schätzt, dass rund 15 Prozent der 200 Händler eine finale Kündigung bekommen haben. Vom Alfa Romeo Jeep Händlerverband war von fünf bis acht Prozent finalen Kündigungen zu hören. Bestätigungen von Stellantis gibt es hierzu nicht und auch die Vertreter der Händlerverbände haben sich am 12. Juli nicht dazu geäußert. Bekannt ist, dass es eine Klassifizierung in A-, B- und C-Händler gibt, die den Vertragspartnern auch mitgeteilt wurde. A bedeutet, der Händler hat einen LOI erhalten, B er hat einen LOI mit Auflagen, die für einen neuen Vertrag zu erfüllen sind, erhalten und C sieht kein Vertragsangebot vor. Händlernetzentwicklung Einen Ausblick darauf, wie das Netz zukünftig aufgestellt sein soll, hat Stellantis Deutschland Chef Amaury de Bourmont bereits im Interview mit AUTOHAUS gegeben und dies auch bei der VDOH-Tagung am 12. Juli nochmals wiederholt: Die Strategie ist, ein "Stellantis House" zu schaffen. Das bedeutet, dass den Händlern die Möglichkeit gegeben wird, weitere Stellantis-Marken aufzunehmen. Dies geschehe allerdings mit Rücksicht darauf, ob es einen Open-Point gebe und der Raum dafür vorhanden sei. "Unsere Vision ist, ein nachhaltiges Vertriebsmodell zu fördern, das sich auf ein leistungsfähiges, effizientes und optimiertes Stellantis Mehrmarken-Vertriebsnetz stützt", so de Bourmont. "Geplant ist, ein neues effizientes Geschäftsmodell zu bauen, das darauf abzielt, Synergien zu schaffen, die Vertriebskosten zu optimieren, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen und zusätzliche nachhaltige Geschäftsmodelle zu bieten." Dafür sollen auch die Standards, zum Beispiel was den Platzbedarf für die einzelnen Marken in den Autohäusern angeht, reduziert werden. Standards und Marge offen Zum Thema Standards und Margen gab es am 12. Juli für die Presse aber auch keine neuen Informationen. Dass in Österreich Agenturprovisionen von vier Prozent angeboten worden sein sollen, wollten die Sprecher der Händlerverbände nicht kommentieren. Auch über die Standards werde erst nach den Sommerferien gesprochen, hieß es. MarkenMonitor Gefragt nach dem schlechten Abschneiden im MarkenMonitor (ab Seite 20) sahen die Verbandsvertreter das natürlich kritisch und hofften gleichzeitig, dass Stellantis daraus unter anderem ableiten wird, aktiv mit den Verbänden an Platzierungsverbesserungen bei der Händlerzufriedenheit zu arbeiten. Die Zeiten seien aktuell wie für alle in der Branche sehr herausfordernd, aufgrund der Pandemie, der Lieferschwierigkeiten usw. Dass alle Händlerverträge gekündigt seien, sei sicherlich auch nicht der Zufriedenheit förderlich. Hinzu komme, dass immer wieder Konditionen verändert würden, die der Händler dann den Kunden erklären müsse. Sorgen machen auch die Veränderungen in der Modellpalette. Ob mit den verbleibenden Modellen, die durchweg höher positioniert seien, die bisherigen Kunden bedient werden können, sei fraglich. Außerdem würden durch die Zusammenführung im Stellantis-Konzern zahlreiche Prozesse, die bisher bei den einzelnen Marken gewohnt waren, nunmehr geändert. Das bringe die Mitarbeiter an ihre Belastungsgrenze. Zum Ende dieses Jahres würden aber die letzten alten IT-Systeme abgeschaltet und alles sollte dann neu geordnet sein. Wenn dann noch die neuen Verträge passen, steht auch einer Verbesserung der Händlerzufriedenheit im nächsten Jahr nichts mehr im Weg. Kurzfassung Die Stellantis-Händlerverbände werden enger zusammenarbeiten. Besonders bei den Vertragsverhandlungen und in den Bereichen IT und Aftersales halten sie eine Abstimmung für sinnvoll. Eine Fusion wird weiterhin ausgeschlossen. Von den Vertragsverhandlungen soll vor dem Abschluss möglichst wenig nach außen dringen.

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