VW-Aufseher und IG-Metall-Chef Jörg Hofmann fordert im Streit um hohe Bonuszahlungen mehr Bescheidenheit vom Management des Autobauers. "Es wird allein durch die Folgen des Abgas-Skandals zu einer signifikanten Reduzierung der Boni kommen. Darüber hinaus werden wir mit dem Vorstand über die Frage diskutieren, was in der jetzigen Situation angemessen ist", sagte der Gewerkschafter am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Hannover.
Er gehe davon aus, dass der Vorstand in dieser Frage der Ankündigung von Konzernchef Matthias Müller folgen werde. Müller hatte Ende 2015 erklärt, dass der Vorstand bei den Boni im Zuge der Krise "den Gürtel enger schnallen" werde. "Letztlich wird dann der Aufsichtsrat eine Entscheidung treffen, und dort werden wir unseren Einfluss geltend machen", betonte Hofmann. In der Debatte dürfe aber nicht vergessen werden, dass es gültige Verträge gebe, die einzuhalten seien.
Auch von Seiten des VW-Großaktionärs Niedersachsen waren kritische Töne zu hohen Bonusforderungen zu hören. "Die Landesregierung kann gewisse Regungen in der Öffentlichkeit gut nachvollziehen und hat ähnliche Vorstellungen", hieß es aus der Staatskanzlei in Hannover. Unter den verantwortlichen Personen des Aufsichtsrates gebe es durchaus "ein größeres Unbehagen".
Der "Spiegel" hatte am Donnerstag berichtet, dass einige VW-Manager trotz der Krise auf hohen Bonuszahlungen bestünden. VW wollte dies nicht kommentieren. Über die genaue Höhe möglicher Bonuszahlungen will der Konzern Ende April bei der Bilanzvorlage informieren.
Balance aus Rendite und Beschäftigung
Im Ringen um den Sparkurs bei Volkswagen forderte Hofmann klare Bekenntnisse und eindeutige Ansagen des Managements. "Wir brauchen konkrete Zusagen zur Zukunft der Standorte, zu Arbeitsplätzen und Produkten", sagte der Chef der größten deutschen Einzelgewerkschaft. Am Vortag war bekanntgeworden, dass Betriebsrat und Arbeitgeber über einen entsprechenden Zukunftspakt verhandeln werden.
Die IG Metall werde "unverändert" die bei dem Autobauer besondere Balance aus Rendite und Beschäftigung verteidigen. Beide Aspekte seien noch immer "gleichrangige Unternehmensziele" - trotz der Diesel-Krise. "Hierfür braucht es, auch da der Markenvorstand hier nicht mit einer Sprache spricht, verbindliche Verträge und konkrete Zusagen - und keine blumigen Beschreibungen." Nur so könne VW "seiner Verantwortung gegenüber den Beschäftigten gerecht werden". (dpa)
Joseph Le Bel