HB ohne Filter: VW-Skandal, Sommereifen, Bayerisches Kfz-Gewerbe
Heute: VW-Manipulationsskandal +++ ZKF und ZDK auf Kooperationskurs +++ Sommer-Reifensaison +++ Im bayerischen Kfz-Verband trappelt die Intrige
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23.03.2018Heute: VW-Manipulationsskandal beschäftigt Oberlandesgerichte +++ ZKF und ZDK auf Kooperationskurs +++ Sommer-Reifensaison – auf zur Jagd! +++ Im bayerischen Kfz-Verband trappelt die Intrige
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VW-Manipulationsskandal beschäftigt Oberlandesgerichte
VW kommt in der Diesel-Betrugsaffäre nicht aus dem Schneider. Offensichtlich genügt es den Juristen nicht, dass der Konzern allenfalls einzelne Bauernopfer als Verantwortliche vorschiebt. Das OLG München oder jetzt auch das OLG Hamm haben sich geäußert. Hamm beurteilt die Abschaltvorrichtung als klaren Sachmangel. Beim OLG Oldenburg kann der Kläger das Auto gegen Kaufpreiserstattung zurückgeben. Ein anderes Gericht entschied, dass acht Prozent Wertverlust durch die Manipulation einen Rücktritt vom Kaufvertrag rechtfertigt. Die Landgerichte in München und Ingolstadt urteilen, dass sich Vertragshändler das Handeln von VW zurechnen lassen müssen. Ein Hammer! Mögliche Ansprüche in der Dieselaffäre gegenüber VW erlöschen erst Ende 2018. Da behauptete das Umweltbundesamt, dass wir in Deutschland 6.000 Tote im Jahr wegen Stickoxid zu beklagen hätten. Fakt ist, dass man bislang keinen einzigen Toten klar dem Abgas von Dieseln zuschreiben kann. So Prof. Heinrich von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin.
ZKF und ZDK auf Kooperationskurs
Der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugrechnik und der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe bewegen sich aufeinander zu. ZKF-Präsident Peter Börner ist seit 14. Juni 2017 kooptiertes Mitglied im ZDK-Vorstand. Derzeit ist Börner unterwegs, um auf Regionalkonferenzen die Details der Kooperation vorzustellen. Vergangene Woche etwa in München. Bei der ZKF-Mitgliederversammlung im Mai 2018 in Wolfsburg soll dann die Beschlussfassung der Mitgliedschaft fallen.
Derzeit gibt es in Deutschland noch 3.500 Karosserie- und Fahrzeugbaubetriebe. Sie beschäftigen 3.874 Lehrlinge. Der Konsolidierungsprozess in der Branche führt zwangsläufig zu weniger Mitgliedsbetrieben. Ein ZKF-Haushalt von 1,1 Millionen Euro begrenzt zwangsläufig notwendige Möglichkeiten. Es macht gerade mittelstandspolitisch Sinn, die Kräfte zusammenzuführen. Dazu gehört auch die Möglichkeit für einen gemeinsamen Messestand bei der Automechanika. Noch größere Wirkung hätte eine Standortkonzentrierung des ZKF von Friedberg nach Bonn bzw. für beide nach Berlin!
Interessanterweise ist der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk heute schon beim ZDK im Verbandshaus in Bonn eingemietet. Auch dieser Verband mit seinen 2.000 Betrieben gehörte unter das ZDK-Dach und dessen Präsident Stephan Helm gleichermaßen in den ZDK-Vorstand. Veränderungen bei Verbänden inkl. IHK oder Handwerkskammern herbeizuführen gleichen einem hoffnungslosen Unterfangen. Es sind die Menschen, die kleben. Auch an ihren Ämtern! Beherztes Anpassen und Verändern sieht anders aus.
Sommer-Reifensaison – auf zur Jagd!
Der Sommerreifenmarkt hat sich über die vergangenen Jahre auf rund 22 Millionen Einheiten p.a. eingepegelt. Die 2.000 Reifenfachhändler verkaufen davon 33 Prozent, das markengebundene Autohaus 20 Prozent, freie Werkstätten 14 Prozent, die Internet-Händler konstant elf Prozent und Werkstattketten wie ATU, Euromaster u.a. neun Prozent.
80 Prozent der Autofahrer wechseln zur Saison ihre Reifen. Und daran hängt auch zwei Mal pro Jahr die Chance zu erweitertem Service-Geschäft dran, um das Gesamtpaket wirtschaftlich zu gestalten. Außerdem sollte der Markenhandel das Kompletträdergeschäft optimaler nutzen. Wer sich im Mai einen Neuwagen kauft und finanziert, der erhält sofort die Offerte bzw. den Kauf für einen Satz Winterräder eingerechnet. Nur das Autohaus hat diese einmalige Chance bereits hier Kundenbindungspflöcke einzurammen.
Die Ganzjahresreifen sind aber auf dem Vormarsch. Ihr Marktvolumen liegt aktuell bei 16 Prozent. Ganzjahresreifen sind in der Anschaffung teurer und haben einen höheren Verschleiß. Sie haben trocken wie feucht einen längeren Bremsweg. Ab Mittelklasse aufwärts, inkl. SUV, inkl. Vielfahrer, sollte man saisongerecht fahren. Ergo wechseln! Bei 40 Prozent der Fahrzeuge ist jeweils am Rad oder an der Felge eine Blessur auszumachen. Das Autohaus kontrolliert auch das eben zwei Mal pro Jahr. Fahr-Sicherheit!
Preispolitik! Die ATU-Preis-Cleverness-Strategie offeriert im Netz für Sommerreifenwechsel bei Stahlfelgen pro Rad ab 7,90 Euro, Alufelgen ab 9,90 Euro. Für die Reifeneinlagerung pro Rad und Saison ab 7,49 Euro und inkl. Wäsche ab 12,50 Euro: pro Rad! Man schaue bei ATU nach, wie vorbildhaft dort für den Kunden die Wertigkeit von Reifen im Netz erläutert wird: Ratgeber Rad & Reifen! Launige Anmerkung: Beim Formel-1-Zirkus dauert der Radwechsel zwischen vier und sieben Sekunden. Da steckt für die Branche in der Reifenwechselsaison noch Luft drin.
Im bayerischen Kfz-Verband trappelt die Intrige
Am 4. April 2017 trat nach 15 Jahren Obermeister-Wirken von Hans Medele ein junges Quartett die eigentliche Nachfolge an. Als Obermeister Richard Wagner, als seine Stellvertreter Peter Kathan und Mario Lössl sowie Vorstandsmitglied Michael Christl. Ihr hehres Ziel: Sie wollten aus Deutschlands größter Kfz-Innung nach und nach ein Dienstleistungsunternehmen formen. Die Kfz-Innung Oberbayern schreibt seit vier Jahren rote Zahlen. Man wollte den Ursachen auf den Grund gehen. Je tiefer man dabei bohrte, desto zäher wurde das Auskunftsgebaren. Die Kfz-Innung bezahlt pro Jahr 550.000 Euro Mitgliedsbeitrag an den Landesverband. Wofür? Was bezahlen die anderen sechs Innungen Bayerns? Man forderte nachweisbare Rechenschaft.
Ferner bestand man auf einer Analyse, wie viele Anfragen von Mitgliedern in der Kfz-Innung Oberbayern einlaufen, die selbst bearbeitet werden und in wie vielen Fällen man den Landesverband benötigt? Einmal mehr wurde dabei deutlich, dass sich der Landesverband erübrigt. Weiter: Als größter Beitragszahler ist es selbstredend, in den Verbandsgremien ansprechend personell vertreten zu sein. Was hierzu die "Bayerische Hinterzimmerfraktion" initiierte, wurde auf der Landesverbandstagung am 23. September 2017 in Neumarkt sichtbar. Weiter: Nachdem das BBZ der Innung auf vier Standorte verteilt ist, wurde der Neubau eines neuen BBZ erwogen. Ob das gerade ein Bau für 50 Millionen Euro sein muss oder ob das Aufstocken der vorhandenen Baulichkeit nicht ausreichen würde, sei dahingestellt.
Wirtschaftsgesellschaften
Das Bohren des neugewählten Quartetts ging weiter: Weshalb muss ein Landesverband gleich drei eigenständige GmbHs führen? Eine zur Förderung des Gewerbes. Eine zweite als Vermietgesellschaft und die dritte als Versicherungsgesellschaft. Dazu gehören dann bezahlte Beiräte. Was verbirgt sich hinter diesen Wirtschaftsgesellschaften? Was wird da geschoben und verschoben? Transparenz! Daraus wird deutlich, dass die Mitglieder einer Innung sich nicht nur den normalen Haushaltsplan vorlegen lassen sollten, sondern auch die wirtschaftlichen Tätigkeiten und Vergütungen in den Wirtschaftsgesellschaften. Nachdem der Landesverband sich in den vorgetragenen Anliegen sehr zurückhaltend zeigte, führte das zur Überlegung eines Austritts aus dem Landesverband. Als Vorbild diente unter anderem der Austritt der Kfz-Innung Hannover aus dem LV Niedersachsen. Diese werden seither mit den einschlägigen (ZDK-)Informationen aus der Kfz-Innung Schwaben und deren Geschäftsführerin Petra Brandl bedient. Die Vorstandschaft der Kfz-Innung München-Oberbayern wählte einen anderen Weg. Man wandte sich direkt an den ZDK und ersuchte dort eine Direkt-Mitgliedschaft. Diese wurde negativ beschieden. Um im Bild zu bleiben, was die CSU in Berlin, ist der Bayerische Landesverband mit seinen Innungen beim ZDK in Bonn. All die bislang aufgezählten Überlegungen geschahen mit vollem Einverständnis der gesamten Vorstandschaft. Auch mit Vorstandsmitglied Johann Bader.
Nachfolgeregelung
Spätestens ab hier setzt wieder das "Bayerische Hinterzimmer" ein. Da gab es um Landesverbandsgeschäftsführer Dirk Weinzierl und Innungsgeschäftsführer Andreas Brachem u.a. nun die Intention, das eigene Führungsquartett der Kfz-Innung München-Oberbayern, sprich die Unbequemen, auszuhebeln. Man setzte dazu bei einem Vorstandsmitglied an, bei Johann Bader. Der wollte schon immer Obermeister werden. Man stellt ihm diesen Posten bei einer außerordentlichen Versammlung in Aussicht. Konkret soll dies am 17. April geschehen. Und Johann Bader, ein freier Werkstattvertreter, der geschäftlich unter dem Slogan "Sternenhaus aus Vogach" auftritt, er machte sich auf den Weg, andere Vorstandsmitglieder für eine neue Perspektive in der Kfz-Innung München-Oberbayern zu gewinnen. Das lief alles hintenherum und wurde am 27. Februar 2018 schriftlich von insgesamt sieben Vorstandsmitgliedern testiert und die Woche drauf in der Vorstandssitzung, formell mit Paragrafenangabe der Satzung von Dirk Weinzierl strategisch vorbereitet, als Misstrauensvotum eingebracht.
Wertschätzung
Man muss an dieser Stelle mal die Strategie der amtierenden bayerischen Kfz-Innungs- und Landesverbandsgeschäftsführer deutlich machen. Man sucht sich ganz gezielt als Obermeister eine schwache bzw. biegsame wie willige "Persönlichkeit". Die lässt sich dann zu eigenen Gunsten sehr leicht steuern. Es sei dazu Landesverbandsgeschäftsführer Dirk Weinzierl zitiert: "Wir müssen, wenn es das Ehrenamt selber nicht checkt, weil es nicht einmal mehr die Reden geschweige denn selber schreiben, noch wenigstens die Schwerpunkte vorgeben kann (weil es die Themen gar nicht kennt!) immer wieder darauf hinweisen, dass WIR Mitarbeiter den Verband ausmachen und nicht die gewählten Galeonsfiguren. Wir machen den Unterschied!" Richtig geschrieben müsste das "Galionsfiguren" heißen. Macht nichts, aber es zeigt die wahre Diktion. Ein "normaler" Obermeister würde aufgrund einer derartigen Aussage des "obersten Haupt-Geschäftsführers" massive Konsequenzen einfordern. Ohne Frage sind die Mitarbeiter in einer Innung oder im Verband sehr wichtig, aber das Sagen und die Vorgabe des Gestaltens, die Richtlinienkompetenz haben die, die die Mitarbeiter bezahlen. Und das sind nun mal die gewählten Kfz-Unternehmer im Ehrenamt. Dienen und Leisten scheint hier für gewisse Herren nicht erstes Gebot zu sein.
Abschied Dieter Tannert
Landesverbandspräsident Albert Vetterl gab nun schriftlich sein tiefes Bedauern zum Ausdruck, dass zum 28. Februar 2019 der neben Weinzierl mitlaufende Geschäftsführer Dieter Tannert, u.a. Steuerberater aus freien Stücken aus seinem Amt ausscheidet. In diesem Lebensalter? Bei diesen Bezügen, Altersversorgung, inkl. Dienstwagen? Da muss einer als selbständiger Steuerberater lange arbeiten, bis er auf 150.000 Euro Jahresgage kommt. Was da nun als Beigift für diesen bedauernswerten Abschied bezahlt wird, auch das bleibt das Geheimnis der "Bayerischen Hinterzimmerfraktion".
Zukunft
Neulich bat mich ein offener und fundiert denkender Landesverbandspräsident um ein Gespräch mit dem Inhalt, ob sich die Kfz-Innungen nicht selbst erledigen bzw. dabei sind, ihre eigene Zukunft abzuschaffen. Seine Aussage: 75 Prozent der Innungsmitglieder sind doch nur aus Tradition dabei oder weil der Vater mal über 20 Jahre im Gesellenprüfungsausschuss saß. Die etablierten Betriebe kommen - so seine Aussage - doch gleich gar nicht zu einer Innungsversammlung. Weshalb? Sie brauchen die Kfz-Innung nicht. Die sieben "Dolchstoß-Setzer" in der Kfz-Innung München-Oberbayern sollten dann bei der außerordentlichen Versammlung am 17. April 2018 ihre Wandlung offen darlegen und aufzeigen, wie die oben dargestellten Fragen inhaltlich im Interesse der zahlenden Mitglieder mit solidem Leben gefüllt werden. Sicher wird bei dieser außerordentlichen Mitgliederversammlung auch Landesverbandspräsident Albert Vetterl dabei sein, um nach einem halben Jahr Amtszeit vor der größten Kfz-Innung Deutschlands sein "Regierungsprogramm" vorzustellen.
Spruch der Woche:
"Der Intrigant ist ein Brandstifter, der permanent zündelt." (F. Rinnhofer)
Mit meinen besten Frühlingsgrüßen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
Matthias Pfau
Leser
Oliver Schmidt
Petra Brandl
Ulrich Fromme
Gabriele Brunnhuber
S. Schmitz