HB ohne Filter vom 4. März 2011
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Datum:
04.03.2011Heute mit den Themen: Sonnige Branchentemperaturen in Genf, GVO 2010 – Markenexklusivität, Biosprit E10, Deutsche Umwelthilfe e.V.
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1. März – Dienstag
Sonnige Branchentemperaturen in Genf. Es ist ohne Frage eine schöne Welt, die Top-Automobilmanager in zuversichtlicher Stimmung zu erleben. Die Automobilfreuden sind vielfach spürbar. Was sind die markanten Zeichen, die vom Automobilsalon zu Genf ausgehen?
- Die deutschen Automobilhersteller erwirtschafteten 2010 volle Kassen, Umsatzrenditen bis zu zehn Prozent!
- Der Automarkt in Deutschland boomt. Der Februar ist glänzend gelaufen. Audi erwartet gar das beste Quartalsergebnis seiner Unternehmensgeschichte.
- Neue Modelle, vom Golf Cabrio, C-Klasse-Coupé bis zum Ford B-Max geht hoher Professionalismus mit besonderer Designwirkung aus. Da gehörten auch Spaßmobile und Sportwagen dazu wie der Einstiegssportwagen für junge Leute von Alfa, der 4 C. Ob da nicht bei manchen Marken und Modellen das Preisgefüge gerade für die alternativen Antriebe aus dem Rahmen für Normalverdiener läuft?
- Kooperationen statt Fusionen sind in. BMW geht mit Peugeot gemeinsame Wege. Daimler mit Renault-Nissan.
- Leichte Autos werden künftig auch über den Rohstoff Carbon möglich. VW brüskiert BMW mit dem Einstieg bei SGL. Daimler setzt auf den Carbon-Weltmarktführer Toray.
- Fiat rückt die Fiat-Tochter Alfa für Volkswagen nicht raus!
- Die Fusion MAN-Scania stockt
- VW-Konzernchef Winterkorn räumt dem reinen Elektroauto auf absehbare Zeit nur geringe Marktchancen ein. Weshalb wohl hat VW die Batterie für den Kleinwagen Up beim japanischen Elektrokonzern Sanyo geordert? Dennoch, es werden auf nahezu jedem Stand in Genf Elektro- und Hybridantriebe gezeigt. Das Thema Wasserstoff (mit Brennstoffzelle) findet im Verborgenen statt.
- Opel, 2010 mit einem Verlust von 1,6 Milliarden Dollar im Rücken, forciert den Export außerhalb Europas.
- Peugeot plant ein preiswertes Modell mit Changan für China. Die neue Billig-Marke wird aber in Europa erhältlich sein. Der Verkauf wird nicht bei Peugeot- oder Citroen-Händlern stattfinden, sondern ausschließlich über Internet.
- Volkswagen übernimmt mit dem heutigen Tag für 3,3 Milliarden Euro den operativen Geschäftsbetrieb der Salzburger Porsche Holding GmbH. Mit 13 Milliarden Euro Umsatz und 21.000 Mitarbeitern wird Volkswagen größter europäischer Autohändler. 23 Marken! Ob das „Salzburger Gefüge“ als eigenständige Einheit unter dem Dach des Konzerns fortgeführt wird? Dann werden wohl die deutschen Retailbetriebe dort integriert werden.
2. März – Mittwoch
GVO 2010 – Markenexklusivität. Da gab es ob meiner Formulierung vergangener Woche an dieser Stelle unsichere Interpretationen. Um es nochmals klar zu stellen: Citroen, Peugeot, Nissan, Toyota und Hyundai haben bekundet, dass sie keine Markenexklusivität einfordern werden. Diese Marken wollen eine separate, in sich markeneinheitliche Darstellung. Brandmauern werden aber nicht gefordert. Man muss also genau hinschauen, wie die Standards in Sachen CI-Gestaltung, Verkaufsraumgröße und Markengestaltung ausfallen werden. Die rechtliche Regelung ist das eine, die Umsetzung der vorgegebenen Standards das andere.
3. März – Donnerstag
Biosprit E10 – 3,5 Cent/Liter BVMW-Nachlass. Noch immer herrscht an den Tankstellen mit dem neuen Biosprit E10 Unklarheit.
Unabhängig davon gibt es politischen Streit. Die Biosprit-Gegner sehen einen Zusammenhang von Biotreibstoff und hohen Nahrungsmittelpreisen. Konzerne wie Nestle (Maggi, Alete u.a.) oder Unilever (Knorr, Bifi u.a.) kritisieren den Bio-Kraftstoff, der aus Getreide, Zuckerrohr, Raps und Soja gewonnen wird. Die Welt scheint auf eine neue Nahrungsmittelkrise zuzulaufen. Schließlich waren die hohen Nahrungsmittelpreise der Auslöser für die Aufstände in Ägypten wie Tunesien. Seit Anfang Januar dieses Jahres können die Autofahrer die neue Sorte E10 tanken, die zehn Prozent Bioethanol enthält. Eine EU-Richtlinie schreibt vor, dass zehn Prozent des Energiebedarfs im Transportsektor bis 2020 aus erneuerbaren Quellen stammen sollen. Schützt der Biosprit im Tank wirklich das Klima? Umgekehrt werden nur rund 1,3 Prozent der Getreideanbauflächen für Biotreibstoffe genutzt. Hat diese Menge wirklich Nachfrage- und Preiseffekte? Der Streit darüber hält an!
4. März – Freitag
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) – Radolfzell. Die Deutsche Umwelthilfe – gegründet 1975 – streitet unablässig für eine effiziente, abgasarme und klimafreundliche Verkehrstechnik. Die 80 Mitarbeiter und deren Wirken werden aus privaten Spenden und öffentlichen Fördermitteln finanziert. Hinzu kommen all die satten Einnahmen aus der einschlägigen Abmahntätigkeit im Kfz-Gewerbe. Das müssen Heerscharen im Einsatz sein. Wie viele Abmahnungen da jährlich vom Stapel gehen, ist nicht bekannt. Seit 2009 ist man da aktiv unterwegs. Nachstehende Grafik gibt Auskunft über Proportionen. Interessant, dass in der Darstellung zahlreiche Bundesländer fehlen.
Rechtsbasis ist die Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung (PKW-EnVKV). Danach muss der Verbraucher vor dem Kauf oder Leasing eines neuen Fahrzeugs über den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen des Fahrzeugs informiert werden. Dabei heißt es in der Anlage 4 zu § 5 PKW-EnVKV, dass die Pflichtangaben „auch bei flüchtigem Lesen leicht verständlich, gut lesbar und nicht weniger hervorgehoben sein (dürfen) als der Hauptteil der Werbebotschaft.“ Dies gilt auch für die Werbung im Internet (§ 5 PKW-EnVKV). Die Verordnung gilt auch für "Luxus-Spaßautos": Porsche liegt mit den Naturbrüdern gleich mehrfach quer. Für die Emissionsangaben am Verkaufsort hat der Gesetzgeber sogar ein Layout festgelegt, von dem nicht abgewichen werden darf. Ferner muss der "Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen" unverzüglich und unentgeltlich auf Anfrage ausgehändigt werden.
Es ist schon schlimm, mit was sich diverse Verbände die Zeit zu Lasten Dritter vertreiben. Es stimmt schon, dass zahlreiche Juristen arbeitslos sind und sich über diese Art über Wasser halten. Weshalb schafft es der ZDK nicht, diesen Umweltclub auf Normalmaß zurück zu stutzen? Unter www.recht-freundlich.de finden sie eine kostenlose Abmahnungs-Hotline: Tel. 0800-1004104. Dahinter steht – leider – nicht der ZDK, sondern eine freie Anwaltssozietät.
Spruch der Woche:
"Die größte Bedrohung für eine Gesellschaft, die das Glück zur höchsten Maxime erklärt hat, ist ein wunschlos glücklicher Kunde. Er kauf ja nichts mehr ein." (Zygmunt Baumann)
Mit meinen besten Fastnachtsgrüßen
Ihr
Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Karl Schuler
Harald Linke